Die Qual der Wahl

  17.08.2021 Region Unterfreiamt

Gleich acht Kandidaten für die fünf Sitze im Gemeinderat

Ungewöhnliche Situation bei den Wahlen in Villmergen. Obwohl alle fünf Bisherigen nochmals antreten, haben gleich drei neue Personen ihre Kandidaturen angemeldet. Auch bei der Wahl zum Vizeammann kommt es zu einem Duell. Für Spannung ist also gesorgt.

Chregi Hansen

Vor vier Jahren war der Wahlkampf in Villmergen ein laues Lüftchen. Alle fünf Bisherigen stellten sich erneut zur Verfügung, andere Kandidaten gab es damals nicht. Sie wurden auch allesamt mit guten bis sehr guten Ergebnissen wiedergewählt.

Schon damals wurde Kritik laut, dass das Weitermachen aller Bisherigen es neuen Kandidaten schwer bis unmöglich mache, gewählt zu werden. Selbst Ammann Ueli Lütolf sprach vor vier Jahren von einem gewissen Risiko in Sachen Kontinuität. Vier Jahre später – inzwischen hat René Schmidli den Platz der zurückgetretenen Barbara Bucher eingenommen – präsentiert sich die Situation allerdings wieder gleich wie damals. Der aktuelle Gemeinderat tritt in globo zur Wiederwahl an. Traten die fünf damals nach aussen geeint auf, ist momentan aber gehörig Feuer im Dach.

Die Diskussion um das Alter

Angefacht wurde dieses durch FDP-Gemeinderat Renato Sanvido, der schon früh im Jahr seine Ambitionen für das Amt des Vizeammanns anmeldete. Der 53-Jährige will nach acht Jahren im Rat mehr Verantwortung übernehmen. Ein direkter Angriff auf den jetzigen Amtsinhaber Klemenz Hegglin (SP), seit 1994 Mitglied des Gemeinderates und trotz seiner 68 Jahre noch lange nicht amtsmüde. Hegglin möchte auch das Amt als Vizeammann gerne behalten und zeigt sich unbeeindruckt von den Diskussionen über sein Alter und die lange Amtsdauer.

Er ist aber nicht der einzige aktuelle Gemeinderat, der bereits im Pensionsalter ist, denn das gilt auch für Rosmarie Schneider von der SVP mit Jahrgang 1953 und seit 2016 Mitglied im Gemeinderat. Dass gleich zwei Mitglieder im AHV-Alter nochmals antreten, das kam nicht überall im Dorf gut an. Es brauche eine Verjüngung, sonst drohe in vier Jahren der grosse Aderlass, so die Kritik. Denn auch Ammann Ueli Lütolf (Die Mitte) politisiert seit bald 31 Jahren im Gemeinderat, erst in Hilfikon, seit 2010 in Villmergen. Für ihn könnte die nächste die letzte Amtsperiode sein. Im Gegensatz dazu politisiert René Schmidli erst seit 2019 im Gemeinderat, mit seinen 41 Jahren ist er auch im besten Alter.

Der Angriff der drei Neuen

Im Gegensatz zu vor vier Jahren können die Gemeinderäte diesmal nicht mit einem Spaziergang rechnen. Denn ihnen stellen sich gleich drei neue Kandidaten entgegen. Als erster meldete der 38-jährige Daniel Füglistaler seine Ambitionen an. Für den Parteilosen ist es wichtig, dass es im Gemeinderat einen stetigen Wandel gibt und alle Altersgruppen vertreten sind. Als Scharleiter der Jungwacht, als Samichlaus, als Vorstandsmitglied bei den Handballern, als Vizepräsident bei den Jahrgängern und als OK-Mitglied beim letzten Jugendfest ist der Leiter Gebäudetechnik im Dorf bekannt und vernetzt.

Für Spannung ist gesorgt

Seine Kandidatur hat die Türen für andere Interessenten aufgestossen. Denn plötzlich galten die fünf Bisherigen nicht mehr als unantastbar. Mit Fabian Lupp kandidiert ein weiterer Parteiloser. Der 49-jährige Betriebswirtschafter mit eigenem Geschäft im Bereich der Büroplanung und -einrichtung hat die Villmerger Politik bisher nur von aussen verfolgt, nun will er seinen Beitrag leisten. In Villmergen laufe vieles gut, ist er überzeugt, aber das Dorf habe Potenzial für mehr.

Die veränderte Ausgangslage hat nun auch Daniel Duss motiviert. Der Co-Präsident von Die Mitte hat schon vor vier Jahren mit einer Kandidatur geliebäugelt, wollte aber nicht gegen fünf Bisherige antreten. Mit den zwei zusätzlichen Anmeldungen sei die Situation anders, sagt er. Der 53-jährige Plattenleger mit eigenem Geschäft verfügt über viel Erfahrung, war neun Jahre Mitglied der Schulpflege und arbeitet seit 2012 in der Jugendkommission mit, er ist gut vernetzt im Dorf. «Der Zeitpunkt für eine Kandidatur ist ideal», sagt er selbst.

Acht Kandidaten für fünf Sitze, dazu das Duell um das Amt des Vizeammanns. Für Spannung ist also gesorgt in Villmergen. Auf die Resultate kann man gespannt sein. Und eins ist klar: Ein Selbstläufer wird die Wahl für die Bisherigen nicht.

Die Kandidaturen im Überblick

Gemeinderat (5 Sitze): Klemenz Hegglin, SP, bisher; Ueli Lütolf, Die Mitte, bisher; Renato Sanvido, FDP, bisher; Rosmarie Schneider, SVP, bisher; René Schmidli, parteilos, bisher; Daniel Duss, Die Mitte, neu; Daniel Füglistaler, parteilos, neu; Fabian Lupp, parteilos, neu. – Gemeindeammann: Ueli Lütolf, Die Mitte, bisher. – Vizeammann: Klemenz Hegglin, SP, bisher; Renato Sanvido, FDP, neu.


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