Alte Mauern überwunden

  06.08.2021 Kelleramt

Sommerserie «Grosse Kisten»: Kega07 in Oberlunkhofen

Vom 31. August bis 2. September 2007 fand die allererste Kellerämter Gewerbeausstellung statt. Die OK-Mitglieder Claudia Hoffmann, Claudia Nick und Franz Hagenbuch erinnern sich, wie damit der Zusammenhalt im Kelleramt nachhaltig gestärkt wurde.

Roger Wetli

«Meine Kinder haben zusammen mit anderen in einem Studio in Rotkreuz den Radio-Trailer eingesprochen», lacht OK-Mitglied Claudia Nick. «Sie können den Spruch noch heute: ‹So mega, mer gönd ad Kega.›» Diesem Aufruf folgten viele. Diese Zeitung schätzte die Besucherzahl auf 8000 bis 10 000. Es waren deutlich mehr, als der Gewerbeverband Kelleramt (GVK) gerechnet hatte. «Die Region wurde bewegt und vernetzt», blickt Nick zurück. Und die OK-Präsidentin Claudia Hoffmann bestätigt: «Der Zusammenhalt wurde gestärkt. Und ich denke, es wurde auch das Bewusstsein geschärft, dass das Gute doch so nahe liegt.»

An den drei Tagen stellten rund um die Schulanlage von Oberlunkhofen rund 80 Gewerbler ihre Unternehmen vor. Dazu gab es ein «Natur pur»-Zelt, eine Hobbyausstellung, die Sonderschau «Erneuerbare Energien», eine Vorstellung der hiesigen Blaulichtorganisationen und verschiedene Beizli.

Rund 3,5 Jahre Vorbereitung

«Ohne Claudia Hoffmann wäre diese erste Kega wohl nie durchgeführt worden», mutmasst OK-Mitglied Franz Hagenbuch. «Die Gewerbevereinspräsidentin konnte die Leute motivieren und die richtigen Personen mit den jeweils passenden Stärken zu einem effizienten Team zusammenführen – und sie hat auch selber sehr viel gemacht.»

Die Vorbereitungsarbeiten dauerten von der Idee bis zur Umsetzung rund 3,5 Jahre. «Eigentlich hat es mit dem Jubiläum 2004 und meiner Übernahme als Präsidentin des Gewerbevereins begonnen», erinnert sich Hoffmann. «Da hatten der damalige Präsident des Aargauer Gewerbeverbandes Samuel Wehrli und der Bezirksvertreter des AGV Othmar Brem angeregt, dass es doch endlich Zeit wäre, dass der GVK eine Gewerbeausstellung machen sollte.»

Neues Vertrauen

Das Motto «Leben – Erleben – Bewegen» wurde bereits beim Aufstellen des Anlasses förmlich inhaliert. «Es gab zuvor eine sehr starke Regenphase», weiss Hagenbuch. «Wir sind fast ertrunken. Das Gelände war völlig durchnässt. Im Verlauf des Nachmittags vor der Eröffnung fing dann die Sonne an zu scheinen und es blieb danach alle Tage trocken. Das hat die Aussteller zusätzlich motiviert und zusammengeschweisst.»

Franz Hagenbuch zeichnete verantwortlich für das «Natur pur»-Zelt. Alle Landwirte hätten es zusammen aufgebaut. «Und plötzlich waren anscheinend alle alten Geschichten und Anfeindungen verschwunden. Es war förmlich spürbar, dass die Landwirte nur auf den richtigen Moment gewartet hatten, um sich gegenseitig die Hand zu reichen. Das geschah dann beim gegenseitigen Helfen automatisch. Und beim gemeinsamen Feierabendbier wurde das neue gegenseitige Vertrauen gestärkt.»

Ähnlich erlebte es Claudia Nick als damalige Unterlunkhofer Gemeinderätin und OK-Verantwortliche der Hobbyausstellung zwischen den Gemeinden und Gewerblern. «Ich besuchte die OK-Sitzungen sehr gerne und habe viele Leute kennengelernt. Das «Ich-Gefühl» wich einem «Wir-Gefühl» und vernetzte zum Beispiel auch Neuzuzüger mit den Alteingesessenen.»

Mehr als heisse Luft

Wie in den nachfolgenden zwei Kega-Ausgaben stand auch während der ersten Ausstellung das Gewerbe im Mittelpunkt. Deshalb wurde bewusst auf ein grosses Rahmenprogramm verzichtet. «Die Stände der Aussteller waren die Attraktionen. Sie haben dafür sehr viel Aufwand betrieben», weiss Franz Hagenbuch. «Caspar Holliger und sein Gartenbauunternehmen haben zum Beispiel für ihren Stand keinen Aufwand gescheut. Er zeigte allen, dass hinter seinem selbstbewussten Auftreten wirklich Substanz und keine heisse Luft steckt.»

Die Raiffeisen stellte einen menschlichen «Töggelikasten» auf. Dessen Spiele wurden durch den SRF-Sportmoderator Dany Wyler kommentiert. «Und die Modellbauer haben für ihre Schiffe in der Hobbyausstellung extra einen Swimmingpool gebaut», lacht Claudia Nick. «Gut war aber auch, dass alle Kellerämter Gemeinden einen gemeinsamen Stand betrieben. Auch dort lernte man sich besser kennen.» Hagenbuch erinnert sich: «Als Einheimischer konnte man nicht seinen Standleuten sagen, dass man die Ausstellung kurz anschaut und in einer Stunde zurück ist. Spätestens beim dritten Stand blieb man einfach hängen.»

Zeichen des Himmels

Für eine heute noch erzählte Anekdote sorgte ein Hahn während des Gottesdienstes. Franz Hagenbuch: «Georg Umbricht von der katholischen und Martin Hess von der reformierten Kirche gestalteten diesen gemeinsam. Als kurz vor dem Ende von Hess’ Predigt der Hahn des ‹Natur pur›-Zelts krähte, sagte dieser: ‹Das ist wohl ein Zeichen des Himmels. Ich höre jetzt auf.›»

Sehr spannend war für Claudia Nick, wie 15 Minuten vor Eröffnung der Kega noch leicht gestresstes Gewusel herrschte. «Pünktlich zum Start war plötzlich alles bereit und die Gewerbler fingen an, die Ausstellung zu geniessen. Der Regierungsrat Kurt Wernli zeigte sich beim Rundgang nach der Eröffnung sichtlich beeindruckt und hatte grosse Freude.» Claudia Hoffmann weiss, dass sie einfach nur stolz darauf war, dass sie die Ausstellung gemeinsam angepackt und zum Erfolg gebracht hatten.

Baldige Wiederholung gewünscht

Der Anlass hatte aber auch eine ganz andere, unerwartete kurzfristige Auswirkung. Claudia Nick: «Nachdem alles aufgeräumt war, bin ich in ein Loch gefallen. Die Anspannung, das Ziel und das Adrenalin waren weg. Das ging wohl vielen so. Deshalb hiess es bald darauf, dass man eine weitere Kega braucht.» Auch Hagenbuch erinnert sich, dass die Frage nach einer nächsten Ausgabe schnell wieder aufkam. «Ich plädierte allerdings für einen Zehn-Jahres-Rhythmus. Dies, weil der Aufwand doch sehr gross ist.»

Schliesslich wurden es sechs Jahre und danach fünf Jahre. Auch die Kega13 in Jonen und die Kega18 in Unterlunkhofen waren grosse Erfolge. «Allerdings bleibt mir die Kega07 besonders in Erinnerung», so Nick. «Denn der Zauber des ersten Mals ist einfach einmalig und nicht wiederholbar.» Für sie und für Franz Hagenbuch bleibt es wichtig, dass der Ort der Kega jeweils ein anderer ist. «So wirkt man der Routine entgegen. Neue OK-Mitglieder können an etwas Neuem mitbauen», so der Landwirt. «Und es schürt auch die Erwartungen weniger, dass es noch besser werden muss, weil die verschiedenen Ausgaben schwieriger zu vergleichen sind.»

Für Unterlunkhofen habe die Kega18 eine grosse Bedeutung gehabt. «Es war die erste ‹grosse Kiste› im Dorf», blickt Nick zurück. «Für die Einwohner war es eine aussergewöhnliche Zeit. Deshalb ist es toll, wenn auch andere Gemeinden diese Erfahrungen machen können.» Ob und wann eine weitere Kega stattfinden könnte, steht zurzeit in den Sternen. Bis es wieder so weit ist, darf man in den Erinnerungen schwelgen.

Nach Monaten, in denen es kaum noch Anlässe gab und Abstandhalten das Mass aller Dinge ist, erinnern sich viele gern zurück an Zeiten, in denen man ganz unbekümmert feiern konnte. Die Redaktion tut dies im Rahmen der Sommerserie «Grosse Kisten».


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