Die Vorfreude ist riesig

  03.08.2021 Muri

Der Um- und Anbau beim Roth-Haus ist fertig

Alles Einzelzimmer, helle, grosszügige Räume, einladende Loggias: Das «neue» Roth-Haus gefällt, auch Regierungsrat Alex Hürzeler.

So wenig Heimcharakter wie möglich, viel Wohnkomfort, erhöhte Sicherheit für die Klienten. Die Ansprüche, die an den Um- und Anbau beim Roth-Haus unter einen Hut gebracht werden mussten, sind vielseitig. Nun sind die Bauarbeiten fast abgeschlossen. In einer Woche folgt das grosse Zügeln. Begeistert vom Projekt sind nicht nur Heimleiter Uwe Tischer und Stiftungsratspräsident Harold Külling, sondern auch Regierungsrat Alex Hürzeler. --ake


Fast keine Lampe wie die andere

Die Bauarbeiten beim Roth-Haus sind fertig – das Resultat gefällt auch Regierungsrat Alex Hürzeler

Die Anzahl an Plätzen für Schwerstbehinderte ist gleich geblieben. Aber die Wohnungen sind viel grosszügiger und alle Klientinnen und Klienten leben ab dem 10.August in Einzelzimmern. Die Vorfreude ist gross, auch bei Geschäftsleiter Uwe Tischer. Und Regierungsrat Alex Hürzeler zeigte sich beeindruckt davon, was hier entstanden ist.

Annemarie Keusch

Es bleibt nicht mehr viel Zeit. Fertig sieht der Um- und Anbau beim Roth-Haus aber noch nicht aus. Da ragt noch ein Röhrchen aus der Wand, dort muss noch etwas verputzt werden. «Das kommt schon gut», sagt Geschäftsleiter Uwe Tischer und lacht. «Es kommt fast immer gut», fügt Regierungsrat Alex Hürzeler aus. An vielen Orten lässt sich aber schon bestaunen, wie schön der Umund Anbau geworden ist. In allen vier Wohngruppen ist das Ess- und Wohnzimmer schon teilweise möbliert. In einzelnen Zimmern stehen schon Kleiderschränke und Betten. «Wir gaben den Eltern der Klientinnen und Klienten die Möglichkeit, das Zimmer ihres Kindes individuell einzurichten», erzählt Tischer.

Möglichst wenig Heimcharakter, viel Individualität. Es war eines der Ziele, die beim Bauprojekt verfolgt wurden. Uwe Tischer spricht von einer schwierigen und komplexen Aufgabe. Weil es eben viele Ziele gab, die erfüllt sein wollten. Einerseits galt es, die viel zu kleinen Wohnräume des Roth-Hauses den heutigen gesetzlichen Vorgaben anzupassen. Das Wohnangebot soll bedarfsgerechter sein, für alle Anspruchsgruppen – für die Klienten, deren Angehörige und für die Mitarbeitenden. Und auch die Vorgaben des agogischen Konzepts sollen eingehalten werden. «Ein normalisiertes Wohnhaus», sagt Tischer.

Via Videotelefonie über Material entscheiden

Herausforderungen gab es einige. Etwa, wenn Sicherheitsvorschriften dem Ziel eines normalisierten Wohnhauses widersprechen. «Es ist Vorgabe, dass die Tür zu jedem Schlafzimmer eine Brandschutztür sein muss. «Nur, Brandschutztüren sind schwer, Klientinnen und Klienten können sie kaum öffnen», nennt der Geschäftsleiter ein Beispiel. Auch die Pandemie brachte weitere Herausforderungen mit sich, auch wenn die zweijährige Bauzeit dennoch eingehalten werden konnte und die Bauarbeiten nie unterbrochen werden mussten. «Baukommissionssitzungen via Videotelefonie zu halten, ist nicht einfach. Vor allem nicht, wenn es um die Materialauswahl geht.»

Mittlerweile sind all diese Herausforderungen gemeistert. Die Bauarbeiten sind im Schlussspurt. Gezügelt wird heute in einer Woche. 130 Quadratmeter mehr, und das pro Wohnung, kann das Roth-Haus neu bieten. Auf der Fläche, wo vorher Schlafzimmer, Küche, Bad und Wohnzimmer waren, sind heute nur noch die Schlafzimmer. Alles andere ist im Anbau untergebracht. Grosszügig, hell sind die Räume. Im Erdgeschoss wird eine Wohngruppe bestehend aus vier Klienten einziehen, im ersten, zweiten und dritten Stock werden es acht Klienten pro Wohngruppe sein. Und im Dachgeschoss gibts Platz für einen Freizeitraum mit Wasserbett und Kugelbad und ein Büro. Administration und Wohnbereiche sind klar getrennt, haben andere Eingänge. Auch die Räumlichkeiten für das Personal sind getrennt von jenen der Klienten. «Es ist vorbei damit, dass neben dem Esstisch ein Flipchart mit Arbeitsplänen steht», sagt Uwe Tischer.

Höhenverstellbares WC, spezielle Badewanne

Die gegebenen Umstände lassen aktuell keinen Tag der offenen Tür zu. Zeigen will der Stiftungsrat das neue, grössere Roth-Haus trotzdem. Vor allem auch den Vertretern des Kantons, der sich an den Gesamtkosten von rund 8,5Millionen Franken beteiligt, indem er die Abschreibungen zahlt. Stellvertretend liessen sich Regierungsrat Alex Hürzeler, Peter Walther, Leiter der Abteilung für Sonderschulung, Heime und Werkstätten, und Martin Imhof, Leiter der Sektion Aufsicht, das Projekt hautnah zeigen.

Immer wieder stellten die drei Fragen. Etwa, als Uwe Tischer das Badezimmer zeigte, mit dem höhenverstellbaren WC und der speziellen Badewanne. «Wie lange dauert die Körperhygiene bei einem Schwerstbehinderten?», wollte Hürzeler wissen. Es seien gegen eineinhalb Stunden, antwortete Tischer. «Das ist mit vielen Arbeitsschritten verbunden. Schnell geht bei uns im Umgang mit den Klienten sowieso nur wenig.»

Umzug in einer Woche

«Diese neuen Räume machen richtig Freude», sagte Hürzeler, der erstmals im Roth-Haus war. Er staunte ob der teils bodentiefen Fenster. «Beeinträchtigte schauen sehr gerne aus dem Fenster», erläuterte Tischer. Wie sie jedoch auf die bodentiefen reagieren, wisse er noch nicht. «Wenn sie Angst haben, werden wir schnell reagieren und etwas davorstellen.» Immer wieder wies Uwe Tischer zudem auf die Lampen hin. «Überall andere», betonte er. In allen Räumen und auf allen Stockwerken die gleiche Beleuchtung zu haben, das entspreche sehr dem Heimcharakter. «Wir haben sogar in den Loggias verschiedene Beleuchtungen, auch wenn das den Architekten zuerst missfiel.»

In einer Woche folgt der Umzug von den provisorischen Unterkünften in Räumen der Pflegi, in Containern und in einer leer stehenden Station zurück ins Roth-Haus. «Die Vorfreude ist bei allen riesig», sagt Uwe Tischer und meint damit die Mitarbeitenden ebenso wie die Klientinnen und Klienten. Auch Alex Hürzeler freuts. «Es ist schön, als zuständiger Regierungsrat solche Momente zu erleben.»


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