Viele Gemeinden im Unterfreiamt verzichten auf eine 1.-August-Feier – aus unterschiedlichen Gründen

Niederwil, Hägglingen, Tägerig und Dintikon machen eine Feier zum Nationalfeiertag. Alle anderen Gemeinden im Unterfreiamt zünden keine Partyrakete am 1.August. Dies hat jedoch nicht überall mit der Coronapandemie zu tun.

Stefan Sprenger

Am 1.August wird der Nationalfeiertag üblicherweise in den Gemeinden zelebriert. Oftmals übernimmt ein Verein aus dem Dorf die Organisation. In sechs von zehn Dörfern im Unterfreiamt wird dieses Jahr aber nicht gefeiert.

Angefangen bei der kleinsten Gemeinde Uezwil mit rund 500Einwohnern. Dort hat die Sache weder mit Corona noch mit der Organisation zu tun. In Uezwil wird nur alle zwei Jahre ein Fest organisiert. Und weil 2020 schon ein Anlass stattfand, wird 2021 folglich ausgelassen.

In Büttikon (1000 Einwohner) findet ebenfalls keine Feier statt. Lukas Isler, Gemeindeschreiber von Büttikon, erklärt: «In Büttikon gibt es, soweit ich weiss, seit Jahren keine 1.-August-Feier, weder durch die Gemeinde noch durch einen Verein organisiert.»

Fahrwangen: Personelle Engpässe

Auch in Fahrwangen mit 2360 Einwohnern herrscht Feierflaute. Dort fehlt es an einem Organisationskomitee, wie Gemeindeammann Patrick Fischer erklärt: «Die Gemeinde hat vor ein paar Jahren entschieden, die Bundesfeier nicht mehr selber zu organisieren, und hat dieses Mandat dem Verkehrsverein Fahrwangen übertragen. Leider gibt es dort zurzeit personelle Engpässe, sodass es diesmal keine offizielle 1.-August-Feier gibt.» In Fahrwangen hofft man (und geht auch davon aus), dass 2022 wieder ein Anlass stattfinden wird.

Sarmenstorf und Dottikon sagen ab

In Sarmenstorf mit rund 3000 Einwohnern findet ebenfalls nichts statt. Gemeindeschreiberin Barbara Kastenholz sagt: «Im Juni, als der Gemeinderat die Bundesfeier abgesagt hat, waren die heutigen Lockerungen des Bundesrats nicht absehbar. So wäre die Durchführung einer Feier nicht möglich gewesen. Somit wäre auch der Aufwand im Verhältnis zu den teilnehmenden Personen mit Einhaltung des Schutzkonzepts unverhältnismässig gewesen.» Die Feier wäre von der Heuröpfler-Gugge und -Zunft organisiert worden.

Auch die Gemeinde Dottikon (mit rund 4000 Einwohnern) sagt die Bundesfeier ab. Verwaltungsleiter Lukas Jansen sagt: «Der Gemeinderat hat in Absprache mit dem organisierenden Verein entschieden, die Bundesfeier nicht durchzuführen. Die Massnahmen und Lockerungen gewährten zum Zeitpunkt des Entscheides Anfang Juli zu wenig Planungssicherheit für den Verein. Die nun wieder erheblich steigenden Fallzahlen legitimieren den damaligen Entscheid heute bis zu einem gewissen Grad. Auch wenn eine Durchführung der Feier mit entsprechendem Schutzkonzept grundsätzlich immer noch möglich wäre.»

Villmergen hat «fehlende Planungssicherheit»

Auch in der grössten Gemeinde im Unterfreiamt wird der Nationalfeiertag nicht öffentlich gefeiert. Villmergen und die rund 7600 Einwohner müssen auf ein Fest verzichten. In den Gemeinderatsnachrichten vom 22. Juni wurde mitgeteilt, dass der Gemeinderat mit dem organisierenden Verein «Singha Eagles» entschieden hat, die Bundesfeier aufgrund der Coronasituation nicht durchzuführen. «Die Massnahmen und Lockerungen gewähren zu wenig Planungssicherheit für den Verein. Der Gemeinderat bedauert diesen Entscheid sehr und hofft, im kommenden Jahr wieder eine Bundesfeier durchführen zu können», wie Claudia Ehrhardt von den Zentralen Diensten der Gemeinde erklärt.

Vier Gemeinden ziehen es durch

Vier Gemeinden haben einen Anlass organisiert. In Niederwil (2900 Einwohner) wird am Sonntagmorgen, 1. August, ab 10.45 Uhr beim Schützenhaus gefeiert. Festredner ist Alois Waser, Unternehmer aus Niederwil. Dazu sagt Cornelia Stutz, Gemeinderätin von Niederwil: «Die Durchführung erfolgt einerseits, weil wir davon überzeugt sind, dass das Bedürfnis der Bevölkerung nach kulturellen und traditionellen Anlässen nach den vergangenen, u ngewöh n l ichen 18 Monaten sehr gross ist. Und dem wollen wir Rechnung tragen. Andererseits zeigten sich die durchführenden Vereine und die Gemeinde bereit, einen gewissen Mehraufwand in Kauf zu nehmen.»

Mehraufwand gibt es in diversen Punkten, aber nichts Unüberwindbares. Das von der Gemeinde offerierte Mittagessen gibt es mit Service statt Selbstbedienung, zudem wird zusätzlich ein Zelt als Sonnen- und Regenschutz aufgestellt. Zusätzliche Sitzbankgarnituren sorgen für eine weitläufigere Verteilung der Sitzplätze. «Das grösste Problem bei der Organisation sind die Unsicherheiten im Bereich der Coronaschutzmassnahmen und im Bereich der aktuellen Wettersituation», so Stutz weiter. Niederwil stellt sich der Herausforderung.

Hägglingen: Verein und Gemeinde arbeiten zusammen

In Hägglingen (2400 Einwohner) wird am 1.August ab 17Uhr beim Saalhau gefeiert. Gemeindeammann Urs Bosisio, der auch die Festrede hält, erklärt: «Hägglingen hat das Glück, dass die Gemeinde die Organisation der Bundesfeier jedes Jahr in die Hände eines anderen Dorfvereines legen kann. Nachdem die Coronahürden das letzte Jahr einfach zu hoch waren, hat sich der FC Bünz-Maiengrün bereit erklärt, dieses Jahr nochmals die Ausrichtung zu übernehmen.» Über diese Zusage freute sich der Gemeinderat, zumal der organisatorische Mehraufwand nicht zu unterschätzen ist. Bosisio sagt weiter: «Der Gemeinderat Hägglingen war und ist immer sehr bemüht, die gewohnten und traditionellen Anlässe, wenn immer möglich und sofern es die Vorschriften zulassen, durchzuführen. In diesem Bestreben wurden wir vom FC Bünz-Maiengrün tatkräftig unterstützt.»

Hand in Hand gingen Gemeinde und Verein die Organisation an. Michael Furlan, Präsident des FC Bünz-Maiengrün, sagt: «Wegen Corona ist alles viel aufwendiger. Es gab sehr viele Dinge zu beachten.» Jedoch nichts, was nicht möglich wäre.

In Tägerig wird am Samstag ab 17Uhr (hinter dem Seniorenzentrum) die Bundesfeier steigen. Es gibt eine musikalische Einlage des Musikvereins und eine Ansprache von Gemeinderätin Daniela Kramer. Die Festwirtschaft wird mit Selbstbedienung geführt und die Besucher müssen sich in Kontaktlisten eintragen. «Wir freuen uns, die Bundesfeier in einem Rahmen feiern zu können, der den noch einschränkenden Covid-19-Bestimmungen von Bund und Kanton Rechnung trägt», schreibt der Gemeinderat Tägerig auf der Einladung zur Feier.

Gallati hält Festrede in Dintikon

Ebenfalls am Samstag (ab 18Uhr) feiert Dintikon beim Holzhof der Ortsbürgergemeinde. Der Turnverein Dintikon hilft bei der Organisation. Die Festansprache hält Jean-Pierre Gallati, Vorsteher Departement Gesundheit und Soziales des Kantons Aargau. Gallati wird einen Tag später auch noch in Waltenschwil eine Rede halten.