Mühe mit zu kurzem Bikini

  30.07.2021 Sport

Beachhandball: Diskussionen um das Tenue der Spielerinnen – Nationaltrainerin Manuela Strebel äussert sich

Die Waltenschwilerin Manuela Strebel ist verantwortlich für die Beachhandball-Nationalteams und trainiert selbst die Frauen-Nati. Die 37-Jährige, die in Wohlen unterrichtet und Handball spielt, äusserst sich zum Skandal um die knappe Bekleidung in der Sand-Sportart.

Stefan Sprenger

Der Beachhandball kommt in die Weltpresse. Allerdings nicht wegen sportlicher Leistungen. Die Randsportart (respektive der Verband) hat eine Debatte um Sexismus und Diskriminierung losgetreten. Laut der Internationalen Handballföderation (IHF) dürfen die Hosen der Beachhandball-Frauen «an den Seiten nicht mehr als zehn Zentimeter Tiefe» haben. Weiter heisst es: «Frauen sollten Bikinis tragen. Das Oberteil sollte ein eng anliegender Sport-BH mit tiefen Ausschnitten an den Armen sein.» Anders bei den Männern, dort heisst es, die Hosen dürfen «mindestens zehn Zentimeter über dem Knie» aufhören.

US-Sängerin Pink gegen «die sexistischen Regeln»

Die norwegischen Beach-Frauen ignorierten bewusst diese komische Anordnung. An der Europameisterschaft im Juni in Bulgarien spielten sie das Spiel um Platz 3 in Badeshorts anstatt kurzen Bikini-Höschen. Die Spielerinnen bekamen ausschliesslich Zuspruch für diese Aktion. Ausser von der IHF, die ihnen ein Bussgeld von 1500 Franken wegen «unangemessener Bekleidung» aufbrummte. Die Sache wurde rege diskutiert in Medien auf der ganzen Welt. Zuletzt meldete sich die US-Sängerin Pink und gab bekannt, dass sie die Busse gerne übernimmt. Pink schreibt auf Twitter: «Ich bin sehr stolz auf die norwegischen Beachhandballerinnen, die gegen die sehr sexistischen Regeln zu ihrer ‹Uniform› protestieren.»

Natürlich wurde auch hierzulande diese ungewöhnliche Regel thematisiert. Manuela Strebel kennt sich im Beachhandball so gut aus wie kaum jemand anderes. Seit Jahren spielt die Waltenschwilerin selber, nahm aktiv an der EM teil. Mittlerweile ist sie verantwortlich für alle Nationalmannschaften der Schweiz – von den Junioren bis zu den Aktiven. Zudem ist sie Trainerin der Frauen-Nati. Sie sagt klar: «Es ist nicht toll, wenn die Fotografen am Boden sitzen und dir zwischen die Beine fotografieren.» Sie kritisiert zudem die Ungleichbehandlung zwischen Mann und Frau. «Man sollte doch frei wählen dürfen, was man anzieht. Respektive, es kann doch nicht sein, dass die Kürze des Outlts vorgeschrieben wird. Man sollte die Regeln anpassen und die Bekleidung sollte länger sein», so die 37-Jährige, die im Junkholz in Wohlen als Lehrerin arbeitet.

Als die Regelung bekannt wurde, hat die Schweiz (und andere Nationen) ihre Bedenken bei der IHF deponiert. Passiert ist nichts. Anders im Beachvolleyball. Dort gab es eine ähnliche Regel, die aber wieder aufgelöst wurde.

Wie die Sache ausgeht mit den zu kurzen Bikinis der Beachhandballerinnen, ist noch unklar.

Die Beach-Nati trainiert regelmässig in Wohlen

Strebel fokussiert sich jetzt auf das Sportliche. Und da spielt der Standort Wohlen eine gewichtige Rolle. Die Juniorinnen- und Frauen-Nationalspielerinnen trainieren drei Mal pro Woche im Schüwo-Park in Wohlen, wo man den Sandplatz dafür mietet. Entstanden ist dies durch die Kontakte von Manuela Strebel. Ein Vorteil: Weil das Freiamt ein zentraler Standort ist, haben auch Spielerinnen aus der Ostschweiz und Basel einen (einigermassen) nahen Anfahrtsweg. «Es ist sehr unkompliziert hier», erzählt Strebel. Dass Schüwo-Park-Geschäftsführer Christian Meier selbst Handballer ist, kommt natürlich zusätzlich entgegen.

Viele Freiämterinnen im Nationalteam

Die weiblichen Nationalteams, die komplett aus Amateurspielerinnen bestehen, sind zudem gespickt mit Spielerinnen aus dem Freiamt. Francine Koch und Kaltrina Ramoja (beide Wohlen) sind im Aktivteam, Ramona Jäggi, Alessia Fontana (beide Wohlen), Nora und Larissa Snedkerud (beide Widen), Corinne Koch (Hägglingen) und Marisa Stöckli (Waltenschwil) sind im Kader der Junioren-Nati. «Die Region ist stark vertreten», sagt auch Strebel, die nun hofft, dass die Bikini-Diskussionen ein Ende finden und positive Neuigkeiten einkehren. Das könnte auch bald der Fall sein: Das spektakuläre Vier-gegen-vier auf Sand ist ein Kandidat, um an den Olympischen Spielen 2028 aufgenommen zu werden.


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