Alle Elemente installiert

  20.07.2021 Bremgarten

Hochwasser in den letzten Tagen: Bilanz der Feuerwehr Bremgarten

Punktuell ist in Bremgarten die Reuss in den letzten Tagen über die Ufer getreten, die ganz grossen Überschwemmungen blieben aber zum Glück aus. Das mobile Dammbalkensystem wurde in zwei Etappen aufgebaut. Und ab heute abgebaut.

André Widmer

Die Reuss sieht in Bremgarten wieder weniger bedrohlich aus als auch schon in den letzten zwei Wochen. Der Wasserstand ging sichtbar zurück, auch wenn er nach wie vor hoch ist. An den Messstellen Mellingen und Mühlau/Hünenberg sank die Abflussmenge mit Stand gestern Mittag auf unter 550 beziehungsweise unter 500 Kubikmeter pro Sekunde und damit aus den Bereichen, die eine ganz grosse Bedrohung darstellen. Die Feuerwehr Bremgarten wird heute Dienstag und morgen Mittwoch die mobilen Hochwasserschutzelemente deshalb zurückbauen können.

Punktuell über Ufer getreten

Es blieb nicht überall trocken seit dem Donnerstag vorletzter Woche. Die Reuss trat in Bremgarten an vereinzelten Stellen über die Ufer. Es wurden Wege überschwemmt, im Bereich Austrasse waren grössere Flächen betroffen, so beim Wassersportclub. Auch ein Teil des Campingplatzes wurde überflutet. Zudem sorgten Grundwasserdruck und Wasser von Regenfällen für rund 40 Einsätze der Feuerwehr Bremgarten über die letzten Tage verteilt. Es mussten Kellerräume ausgepumpt werden. Bei der Holzbrücke musste ein Kran Holz entfernen. Trotzdem kann bilanziert werden: Bremgarten wurde vom Schlimmsten verschont. Auch wenn der Abflusspegel der Reuss in der Spitze um die 760 Kubikmeter pro Sekunde betrug, blieb der Höchststand beispielsweise auf der Uferseite Reussgasse auf Betonmauerhöhe und stieg nicht hinauf bis zu den Metallelementen – lediglich beim Hexenturm waren es einige Zentimeter.

Erster Ernsteinsatz der mobilen Wand

Für die Feuerwehr Bremgarten war es der erste Einsatz der mobilen Hochwasserschutzelemente unter Ernstbedingungen, nachdem 2015 das System übungshalber einmal aufgestellt worden war. Die Elemente werden normalerweise bei der Armee zwischengelagert und wurden dann in die Unterstadt transportiert. In der Nacht vom 8. auf den 9. Juli wurde aufgrund der Gefahrenstufe 2 an der Reuss ein erster Teil der Elemente, letzte Woche dann aufgrund der erneut ansteigenden Pegel die restlichen Teile montiert. Dabei handelt es sich um mehrere Hundert davon.

Die Montage am Dienstag letzter Woche musste unter grossem Zeitdruck erfolgen, weil sich die Wetterlage entgegen den Prognosen sehr schnell verschlechterte und den Reusspegel ansteigen liess. «Ich bin äusserst zufrieden mit der Mannschaft», erklärt denn auch Daniel Walser, stellvertretender Kommandant der Stadt Bremgarten. Grossartig auch, wie Zivilisten mit anpackten. «Fantastisch, wie uns die Bevölkerung unterstützte.»

Nach 2005 reagiert

Bremgarten erlebte 2005 grössere Überflutungen, 1999 und 2007 in geringerem Ausmass. An der Sommer-«Gmeind» 2013 beschloss dann der Souverän einen Baukredit über 2,44 Millionen Franken, um Hochwasserschutzmassnahmen im Bereich Holzbrücke bis zur ARA-Brücke vorzunehmen, die einem Reussabfluss von 900 Kubikmetern pro Sekunde und somit einem sogenannten Jahrhunderthochwasser standhalten sollen. Es handelt sich um feste und mobile Hochwasserschutzmassnahmen. Einerseits sind dies Dämme und Mauern. Die Betonmauern wurden für ein sogenanntes 30-jährliches Hochwasser errichtet.

Andererseits sind es die bereits erwähnten mobilen Dammbalken flussseitig vor den Liegenschaften der Reussgasse. Bei einem Einsatz wie in diesem Monat werden Stützelemente in die Mauern eingelassen, dann folgen die metallenen Dammbalken. Je nach Teilabschnitt werden diese 80 bis 160 Zentimeter hoch; beim aktuellen Hochwasser wurden alle Elemente in zwei Etappen verbaut. Gemäss dem stellvertretenden Feuerwehrkommandanten Daniel Walser betraf es die Abschnitte Reussgasse, Austrasse, Holzlager Militär, Bleichiweg und Augraben (Parkplatz). «Eine intensive Materialschlacht», so Walser, bei der aber alles sensationell gut geklappt habe. Für zusätzliche Massnahmen wären auch noch Depots mit Sandsäcken vorhanden gewesen.

Gut funktioniert hat der Informationsaustausch der Feuerwehr mit dem AEW. Ebenfalls zum Fazit gehört für Daniel Walser ein wichtiger Punkt: «Der Faktor Zeit ist unser grösster Gegner.»


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