Eine ganz besondere Atmosphäre

  20.07.2021 Region Bremgarten

Sommerserie «Grosse Kisten»: Zufikerfäscht 2007

Der Wilde Westen und die urchige Urschweiz gesellten sich Anfang Juni 2007 für das «Zulkerfäscht» für fünf Tage rund um die Schulanlage. Die OK-Mitglieder Theo Hauser und Valy Brunner erinnern sich gerne zurück und weisen auf Zeitzeugen hin, die bis heute erhalten geblieben sind.

Roger Wetli

«Das Zufikerfäscht 2007 ist uns deutlich besser in Erinnerung geblieben als das von 2000», sind sich Theo Hauser und Valy Brunner einig. Beide wirkten sowohl 2000 wie 2007 im Organisationskomitee mit. Hauser war 2000 zusammen mit Ewald Wendel Bauchef, Brunner damals Chef der Unterhaltung. Auch sieben Jahre später hatte er diesen Posten inne und war gleichzeitig Vizepräsident, während Theo Hauser das Präsidium übernahm. Das Zufikerfäscht 2007 profitierte stark von den Erfahrungen, die 2000 gesammelt wurden. Aus zehn Tagen wurden fünf Tage. Gleichzeitig gehörten die damals frisch abgeschlossene Renovation des Zufikerhuus und die 150-Jahr-Feier der Musikgesellschaft der Vergangenheit an. «Trotzdem werden wir heute häufiger auf 2007 angesprochen», erklärt Theo Hauser. «Das liegt wohl am neuen Konzept, bei dem wir für die Besucher die zwei Themenwelten ‹Wilder Westen› und ‹urchige Schweiz› aufbauten.»

Alle Beizen mit Sicht auf die Bühnen

Den Rahmen hatten sich Hauser und Brunner ausgedacht und diskutiert. «Valy brachte die Ideen und ich sagte, was umsetzbar ist und was nicht», lacht der OK-Präsident. Die Ideen seien beim Gesamt-Organisationskomitee auf offene Ohren gestossen. Das Konzept sah in den beiden Themenwelten zwei grosse Bühnen vor, um welche die Beizen angeordnet werden. «Von Festen aus anderen Dörfern wusste ich, dass die Beizenumsätze rund um die Bühne viel grösser sind als diejenigen von abgelegenen Verpf legungsmöglichkeiten. Diese Ungleichheit verhinderten wir, indem wir jede Beiz gleich nahe an Auftrittsorten aufstellten», so Hauser. «Zudem sollten die Leute auch in den Zelten und Gartenbeizen etwas vom Programm mitbekommen.»

Damit sich aber nicht einfach wild Festzelt an Festzelt reihte, liess das OK durch Daniel Küttel aus Bünzen bis sieben Meter hohe Wild-West-Fassaden designen, die anschliessend erstellt und durch Alois Obertaler professionell bemalt wurden. Das OK stellte die Fassaden, die Vereine dahinter die Zelte.

Im Schweizer Teil dagegen wurden die Fassaden durch die Vereine selbst gebaut. Da gesellte sich durchaus ein Matterhorn neben eine Alphütte. «Die Sädelgeischter wollten aber etwas Eigenes. Also haben sie neben dem Wild-West-Teil ein Indianerdorf mit Marterpfahl und Tipis gebaut», erinnert sich Valy Brunner. Um zwischen Besuchern und Künstlern einen gewissen Abstand zu garantieren, liess das OK den Bereich vor der Bühne dem jeweiligen Thema entsprechend mit Kakteen oder Alpengewächsen bepflanzen. «Das Ganze schaffte eine spezielle Atmosphäre, die abends und nachts besonders eindrücklich war», so Hauser. Für die Kinder verbanden sie die beiden Themenbereiche mit einer kleinen Bahn. Zusätzlich organisierten sie einen kleinen Lunapark.

Das Fest startete am Mittwoch und dauerte bis am Sonntag. Als Künstler traten Grössen wie «Lockstoff», «Chue Lee» oder «Oeschs die Dritten» auf. «Ich hatte mittlerweile gute Kontakte zu den Agenturen und Artisten, was sehr half», so Brunner. «Auch sie genossen den unkomplizierten Umgang miteinander in Zufikon.» Zudem wurde geschaut, dass das Programm zum jeweiligen Themenbereich passte. «Dafür luden wir zum Beispiel extra eine Lasso-Gruppe aus Deutschland, verschiedene Country-Bands, Messerwerfer oder ein urchiges Ländlerquartett ein», erinnert sich der Chef Unterhaltung.

Holzerwettkampf und Mundharmonika-Spiel-Wettbewerb

Für den Samstag suchte das OK bewusst etwas Spezielles. Man fand es im kantonalen Holzerwettkampf. Dieser stellte ein eigenes Zelt. «Sie wollten zuerst nicht zu uns kommen, waren dann aber sehr glücklich darüber. Denn sie konnten auf eine bereits gestellte Infrastruktur zurückgreifen und sich einer breiten Öffentlichkeit präsentieren», weiss Valy Brunner. Mit Motorsägen bewiesen die Teilnehmer ihre Effizienz, aber auch ihre Präzision, indem sie aus Holzstämmen verschiedene Skulpturen sägten.

Der Eintritt für das Fest war gratis. Um zusätzliche Einnahmen zu generieren, bestellte das OK kleine Mundharmonikas, die es als Festabzeichen verkaufte. «Auf dem Festführer waren eine Spielanleitung und die Melodie von ‹Oh Susanna› aufgedruckt. Jeden Abend um 22 Uhr gab es dazu einen Wettbewerb, bei dem diese Melodie gespielt wurde», erinnert sich der OK-Präsident.

Bei all dem Programm geraten heute das Säulirennen und die Flugshow fast etwas in den Hintergrund. Zu Ersterem schrieb diese Zeitung, dass das Säuli mit der grünen Schlaufe am Samstag gleich drei Rennen für sich entscheiden konnte.

Warmes Bier

Das ganze Rahmenprogramm zog derart viele Leute an, dass teilweise gar das Mineralwasser auszugehen drohte. «Zudem konnte das Bier nicht mehr richtig gekühlt werden, weshalb es halb warm ausgeschenkt wurde», lacht Theo Hauser. «Wir hatten grosses Wetterglück. Die Sonne schien alle fünf Tage und es war sehr heiss. Damit wurden wir nicht auf die Probe gestellt, ob die sicher verankerten, hohen Fassaden auch wirklich halten.» Und Valy Brunner ergänzt, dass es an allen Tagen zu keiner einzigen Schlägerei gekommen sei. «Gerieten zwei aneinander, wurden sie sofort auseinandergezogen und in verschiedene Themenbereiche verfrachtet.»

Für Valy Brunner war das Fest ein perfekter Mix aus Unterhaltung, Atmosphäre und Aktivierung der Leute. «In einem grossen gemeinsamen Zelt führten wir zudem den Seniorenausflug, den Brunch, einen Gottesdienst und eine Modeschau durch. Trotz der Grösse des Geländes und dem grossen Programm wurde das Fest als Einheit wahrgenommen», ist er überzeugt.

Brunner und Hauser waren auch sieben Jahre danach am Jugend- und Dorffest 2014 dabei. «Die 2007er-Ausgabe hatte direkten Einfluss darauf. Wir hielten an den zwei Themenbereichen fest, zogen aber an den Rand des Dorfes, weil einige Wiesen mittlerweile mit Häusern überbaut waren», so der OK-Präsident. «Die Veränderungen in den Vereinen wurden ebenfalls offensichtlich. Einerseits gab es zum Beispiel 2014 den Männerchor nicht mehr, andererseits hatten die teilnehmenden Vereine deutlich mehr Mühe, Helfer für die Beizen zu finden, als 2007.»

Nie ins Bett

Beide bedauern, dass es coronabedingt dieses Jahr kein Zufikerfäscht gegeben hat, und freuen sich auf das nächste im Jahr 2025. «Für das soziale Leben ist ein solcher gemeinsamer Anlass enorm wichtig. Die Vereine arbeiten zusammen und die Einwohner treffen sich. Es stärkt die Identität mit und die Bekanntschaften im Dorf», sind beide überzeugt.

Einzelne Zeugen der 2007er-Ausgabe sind auch heute noch in der Region zu finden. So steht ein grosser, an das Matterhorn erinnernder Stein der «Schweizer Bühne» in einem Privatgarten an der Hauptstrasse in Rottenschwil. Und der Torbogen, der damals den Eingang zum Wild-West-Bereich markierte, bildet den Eingang zum Kiesparkplatz an der Zufiker Schulstrasse. «Allerdings ohne Rinderschädel», lachen Valy Brunner und Theo Hauser. Das Motto «Zufikerfäscht – Nie is Näscht» bewahrheitete sich zumindest für Valy Brunner. «Ich schlief in diesen Tagen tatsächlich sehr wenig», schmunzelt er heute.

Nach Monaten, in denen es kaum noch Anlässe gab und Abstandhalten das Mass aller Dinge ist, erinnern sich viele gern zurück an Zeiten, in denen man ganz unbekümmert feiern konnte. Die Redaktion tut dies im Rahmen der Sommerserie «Grosse Kisten».


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