Mehr als ein Wasserspender

  09.07.2021 Muri

Sommerserie Wasser

Wasser ist nicht nur ein Molekül, sondern ein Menschenrecht und Grundlage für das gesamte Leben auf der Erde. Das Thema Wasser beschäftigt zurzeit auch weite Teile des Freiamts. Mit dem Projekt «Wasser 2035» soll eine Ringleitung das Freiamt mit Wasser versorgen. Damit soll die Wasserversorgung der Region langfristig abgedeckt sein. Wasser ist jedoch noch viel mehr. Wie vielfältig Wasser ist, versucht die Redaktion in der gleichnamigen Sommerserie zu präsentieren. Ein Besuch im Reusskraftwerk, auf den Spuren des Bünzersees oder von Teich zu Teich sind nur einige der kommenden Geschichten. Den Anfang macht die Wiederauferstehung des Martinsbrunnens auf dem Klosterhof Muri. Ein schöner Brunnen mit Geschichte, der mehr als ein Wasserspender ist. --sab


Die Rückkehr des Martinsbrunnens

Sommerserie Wasser: Der Brunnen auf dem Klosterhof in Muri hat eine lange Geschichte

Um das Geschichtsbewusstsein zu erhalten, hat die Vereinigung Freunde der Klosterkirche den Martinsbrunnen wiederherstellen lassen. Am 25. Oktober 2008 wurde der Brunnen gebührend eingeweiht.

Sabrina Salm

Als durstiger Wanderer freut man sich über jeden Brunnen. Ein Schluck aus dem Wasserspender erfrischt. Die vielen Brunnen spielten noch vor über 100 Jahren eine zentrale Rolle bei der Wasserversorgung. Bis zum Bau von Leitungen in die Häuser schöpfte die Bevölkerung jahrhundertelang ihr Trinkwasser aus den Brunnen. Heute büsst dieser Zweck stetig an Bedeutung ein. Meist dienen sie in den Dörfern und Städten als ästhetische Blickfänge. Viele von ihnen haben auch eine lange Geschichte. Wie der Martinsbrunnen im Klosterhof. Der Brunnen steht an einem öffentlich zugänglichen Ort, der für die ganze Gemeinde von Bedeutung ist.

Martinsfigur für fünf Franken verkauft

1632 setzte der Abt Johann Jodok Singisen einen Brunnen in den Konventgarten, der an der Stelle des heutigen Bürgerheimgartens lag. «Auf vielen Stichen und Bildern über die Jahrhunderte finden wir den Martinsbrunnen zum Teil mit Tieren und Menschen dargestellt», erzählt Martin Egli. «Diese Bilder zeigen uns, dass der Martinsbrunnen neben der Klosterkirche ein Lebenszentrum war.» Martin Egli, ehemaliger Kirchenpflegepräsident und Präsident der Vereinigung Freunde der Klosterkirche Muri, weiss viel über den imposanten Brunnen zu berichten. Er war damals vor dreizehn Jahren einer der federführenden Initianten zur Wiedererrichtung des Martinsbrunnens. «Aus dem Martinsbrunnen wurde lange Zeit für die Küche des Klosters Wasser geschöpft.»

Nach der Klosteraufhebung wurde der Martinsbrunnen zwischen 1880 und 1890 abgetragen und nach Luzern verkauft. Die Figur, eine Darstellung des Klosterpatrons Martin von Tours, schuf der aus dem Elsass stammende Bildhauer Gregor Allhelg. Diese Figur und die Säule gelangten in den Besitz der Familie Keusch aus Boswil. «Nach der Überlieferung soll Martin Keusch, Pfleger der Rosenkranz-Bruderschaft in Boswil, die Martinsfigur für einen Fünfliber erworben und sie im Garten seines Hauses aufgestellt haben», erzählt Martin Egli.

Brunnen gehört zur Geschichte des Klosters

Bei der Umgestaltung des Klosterplatzes wurde der Gedanke geboren, den Martinsbrunnen wieder aufleben zu lassen. «Die Umgestaltung des Klosterhofs hat aber alleine schon zwei Millionen Franken gekostet. Da war es unmöglich, das Begehren anzubringen», erinnert sich Martin Egli. Nach der Einweihung des Platzes im Jahr 2005 begannen jedoch die Freunde der Klosterkirche, das Rad für die Wiederherstellung des Martinsbrunnens voranzutreiben. «Wir machten es uns zur Aufgabe, den Martinsbrunnen wieder erstehen zu lassen. Denn er gehört zur Geschichte des Klosters», so Martin Egli, der auch heute noch voll hinter der Entscheidung steht. Der Bildhauer Josef Ineichen wurde beauftragt, den Brunnen zu rekonstruieren. Das Brunnenbecken war nicht mehr auffindbar, so musste es neu gemacht werden. «Zum Gelingen des Vorhabens hat auch ganz entscheidend die Familie von Franziska und Alois Keusch aus Boswil beigetragen. Sie hat uns die Martinsfigur für den neuen Martinsbrunnen geschenkt», so Egli. Symbolisch gab es für die Familie Keusch den Fünfliber zurück. Josef Ineichen hat die Martinsfigur und den Brunnenstock studiert und sehr sorgsam restauriert, konserviert und wieder aufgebaut. Auf Detailtreue wurde geachtet. Selbst die Kesselauflage stimmt mit Auslauf und Tropfnase.

Finanziert wurde der Brunnenbau aus Spenden. Dabei erhielt die Vereinigung auch grosszügige Beiträge von der Kantonalen und der Eidgenössischen Denkmalpflege. Insgesamt 306 000 Franken hat die Renovation gekostet.

Wappen von Abt Benno als Zierde

Am 25. Oktober 2008 wohnte auch Abt Benno Malfèr von Muri-Gries der Einweihung bei. Nach 170 Jahren wurde am Martinsbrunnen erstmals wieder das Wappen des Abtes von Muri an einem Bauteil angebracht. «Das war historisch», erinnert sich Martin Egli. Auf der Vorderseite des Brunnens findet man das Wappen von Abt Benno, auf der Westseite das Murianer Wappen und gegen die Bogenhalle die Jahrzahl 2008 mit Kreuz.

«Wasser ist Leben. Der Martinsbrunnen möge sprudeln zur Freude aller», sagte Martin Egli damals bei der Einweihung. Noch heute hat Egli Freude daran, dass der heilige Martin wieder nach Muri zurückgekehrt ist. «Ein gelungenes Werk», meint er zufrieden.


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