«Hey Süsse» geht nicht

  06.07.2021 Muri

Die Abschlussklassen der Sek, der Real und des Berufswahljahres wurden im Festsaal verabschiedet

Ohne Eltern, dafür mit einem selber produzierten Film nahmen die Schülerinnen und Schüler der SeReal Abschied von ihrer obligatorischen Schulzeit. Schulleiter Tom Weber gab ihnen drei gut gemeinte Tipps mit auf den Weg. «Seid offen, freundlich und unvoreingenommen. Bleibt lernbereit. Bleibt konsequent und realistisch.»

Annemarie Keusch

«Machts gut, wenn ihr raus seid.» Es sind die letzten Worte, die Schulleiter Tom Weber an die Abschlussklassen der SeReal und des Berufswahljahres richtet. «Man sieht sich immer zweimal im Leben», meinte er vorher lachend. Und für Weber ist klar: «Wir werden uns an euch erinnern, oft mit einem Lächeln, manchmal auch mit einem Augenrollen.» Die Kommentare dazu kommen von verschiedenen Gruppen im Festsaal. Sie wissen wohl genau, warum es zum ein oder anderen Augenrollen kam.

Von schönen, lehrreichen, aber auch strengen Jahren sprechen auch die Moderatoren im gut einstündigen Film, mit dem sich die Schülerinnen und Schüler von ihrer Schulzeit verabschieden. Weil die Abschlussfeier ohne Eltern und Gäste stattfinden musste, fertigten sie in ihrer letzten Projektwoche diesen Film an, der via Link im geschützten Bereich der Homepage der Schule Muri auch in die Elternhäuser der Abschlussschülerinnen und -schüler strahlt.

Haltung wird jetzt entscheidend

Die Schülerinnen und Schüler zeigten im Film ihre ganz unterschiedlichen Fähigkeiten. Bei einigen ging es Richtung Akrobatik, einige sangen, einige tanzten und einige moderierten. Und auf eine humorvolle Art und Weise symbolisierten sie auch die Berufslehren, in die es sie nach den Sommerferien ziehen wird.

Die Kaffeetasse stand etwa für die KV-Lehre, der Trettraktor für die Lehre als Landmaschinenmechaniker oder die vielen Kartonschachteln für den Beruf des Logistikers. Ein stattlicher Teil der Abschlussschülerinnen und -schüler entschied sich dazu, eine weiterführende Schule zu besuchen. Aber auch spezielle Berufe peilen die eine oder der andere an: Zugbegleiter oder Fachfrau Bewegung.

Auch andere Ansichten respektieren

Bevor sie ins Berufsleben eintauchen, gab ihnen Schulleiter Tom Weber eine letzte Rede mit auf den Weg. «Ich weiss, dass ihr die Schule mit unterschiedlichen Haltungen verlasst. Einige finden es schade, dass diese Zeit vorbei ist. Andere bedauern es, ihre Freunde nicht mehr täglich zu sehen, und andere freuen sich, dass es endlich vorbei ist», hielt er fest. Entscheidend sei es aber, mit welcher Haltung die Jugendlichen in ihr Berufsleben starten. Er riet ihnen einerseits, offen, freundlich und unvoreingenommen zu sein. «Startet nicht mit Vorurteilen in eine erste Begegnung. Dass es durchaus anders kommen kann, zeigt sich immer wieder, etwa auch beim Spiel der Schweiz gegen Frankreich.» Am richtigen Ort eine gepflegte Sprache zu nutzen, sei zudem hilfreich. «Hey Süsse», das gehe nicht als Begrüssung für eine Kundin.

Lernbereit zu bleiben, ist Tom Webers zweiter Tipp. Vor einiger Zeit habe er einen Schüler wiedergesehen, der in seiner Schulzeit an Faulheit kaum zu überbieten gewesen sei. «Als ich ihn traf, hatte er die zweite Diplomprüfung an der Universität bestanden. Hätte ich auf die Zukunft dieses Schülers gewettet, wäre mein ganzes Vermögen weg.» Er habe gelernt, sich auch mal etwas sagen zu lassen, die eigenen Schwächen zu erkennen und bereit zu sein, hart zu lernen. «Und ich habe gelernt, wie viel Potenzial in jungen Menschen steckt, auch wenn diese das nicht immer zeigen.»

Und als Drittes rät er den Schulabgängern, realistisch und konsequent zu bleiben. «Es braucht eine eigene Überzeugung, auch wenn diese auf Widerstände stossen kann. Versteckt euch nicht, seid ehrlich, verfolgt eure Ziele, aber respektiert auch andere Wege, andere Ziele.»

«Natürliche» Semesterarbeiten ausgezeichnet

Traditionellerweise wurden den Schülerinnen und Schülern ihre Zeugnisse ausgehändigt. Eine Rose und Applaus der anderen gabs dazu. Auch das eine oder andere Foto wurde als Erinnerung geknipst. Drei Schülern wurde zudem eine besondere Ehre zuteil. Drei Semesterarbeiten wurden im Rahmen des St. Galler Examens ausgezeichnet. Die Entscheidung der Jury präsentierte Bezirksschulrat Tobias Schär. «Ihr habt alle viel Zeit und Herzblut investiert. Wir waren von der grossen Vielfalt und Kreativität begeistert.»

Der dritte Platz ging an Florian Aeberli, der das Thema «natürlich» so umsetzte, indem er eine Holzbank anfertigte. Mit dem zweiten Platz wurde Angelina Mathys ausgezeichnet, die einerseits Gesichter töpferte, andererseits mit einem Buch voller tiefgründiger Gedanken über die Rolle der Emotionen überzeugte. Den ersten Preis holte sich Robin Fischer, der aus einem alten Apfelbaum eine Skulptur anfertigte und dabei verdeutlichte: «Es muss nicht alles perfekt sein.»


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