Überraschender Abgang

  18.06.2021 Sport

Schwinger Yanick Klausner beendet die Karriere

Am Sonntag wird er 26 Jahre jung, und doch ist schon Schluss mit Aktivsport. Die Hüfte zwingt Yanick Klausner zum Karriereende.

Das können nicht viele Freiämter von sich behaupten: Yanick Klausner nahm 2013 in Burgdorf, 2016 in Estavayer-le-Lac und 2019 in Zug an Eidgenössischen Schwingfesten teil. In Zug durfte er acht Gänge absvolieren. Damit erfüllte er sich einen Traum. Heute sieht das Leben im Sägemehl anders aus. Der Benzenschwiler, der heute in Beinwil wohnt, muss die Karriere aufgrund zu starker Hüftbeschwerden beenden. Ein Entscheid, der ihm enorm schwer fiel. --spr


Schmerzhafter Rücktritt

Yanick Klausner beendet mit 25 Jahren überraschend seine Karriere

Ein Freiämter Schwergewicht tritt ab. Yanick Klausner war an drei Eidgenössischen Schwingfesten dabei, holte total 18 Kränze. Den letzten ergatterte er sich am Aargauer «Kantonalen» vor zwei Wochen. Gleich danach fällt er den harten Entscheid, der jetzt sein Leben verändern wird. «Es ist Wehmut und Erleichterung gleichzeitig», sagt Klausner.

Stefan Sprenger

Sechster und letzter Gang. Yanick Klausner tritt am Aargauer Kantonalen in Lenzburg gegen Adrian Kohler an. Der 25-jährige Freiämter tritt auf wie immer: aggressiv, hart, voll auf Angriff. Sein Schwingstil ist bei seinen Gegnern unbeliebt. Gegen Kohler holt er den verdienten Sieg und eine glatte 10. Yanick Klausner jubelt, denn dieses Resultat ist gleichbedeutend mit dem Kranzgewinn. Der Freiämter verliert an diesem Tag kein Duell. Drei Siege, drei Gestellte. Ein Sahne-Tag für den Metzger aus Benzenschwil, der heute in Beinwil wohnt. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiss: Wenige Tage später wird sich alles ändern.

Zwei Tage nach dem «Kantonalen» in Lenzburg plagen ihn Schmerzen in der Hüfte. Schon wieder. Klausner kennt die Beschwerden bestens. Im Jahr 2016 und 2018 musste er sich operieren lassen. Einmal links, einmal rechts. Bei beiden Hüften hat der 100-kg-Mann einen Knorpelschaden. Die über zehn Jahre im Schwingsport und dazu sein Gastspiele in der Nationalliga A bei den Ringern der RS Freiamt gehen nicht spurlos an ihm vorbei.

Zuletzt hatte er jedoch Hoffnung, denn in der Coronazeit lief es besser. Viele Trainings, keine Ernstkämpfe, das tat den lädierten Hüften gut. «Ich wollte bis zum nächsten Eidgenössischen in Pratteln 2022 weitermachen», erklärt er. Doch die Tage nach dem Kantonalen in Lenzburg zwingen ihn zu dieser schweren Entscheidung. Am Donnerstag vor einer Woche fällt er das Urteil, dass es so keinen Sinn mehr macht. Die Schmerzen sind zu stark, die Einschränkungen deshalb zu gross. Er freute sich nicht mehr auf die Schwingfeste. «Und ich weiss, dass es sicher nicht besser wird, sondern eher schlimmer», so Klausner.

Vor einer Woche informiert er alle

Er informiert seinen Krafttrainer Tommy Herzog, seine langjährige Freundin, seine Eltern, seine Schwester, seine Schwingkollegen von SK Freiamt und schliesslich den Verband. Klausners Entscheid kommt überraschend. Auch für seinen Teamkollegen, langjährigen Wegbegleiter und Eidgenosse Andreas Döbeli. «Es kam für uns überraschend. Ich dachte, die Schmerzen von Yanick hätten sich in der Coronazeit gebessert», erzählt Döbeli. Hat es auch. Aber gleich nach dem ersten Ernstkampf sind sie wieder da, diese Schmerzen. Und heftiger als zuvor. Döbeli reagiert dann so, wie alle, die von Klausner über die Gründe seines Rücktritts informiert wurden: «Ich kann seinen Schritt nachvollziehen und verstehen», so Döbeli.

Der Sarmenstorfer kennt Klausner schon seit vielen Jahren und setzt zur Lobeshymne an: «Wir verlieren eine sehr wichtige Teamstütze. Yanick war immer ein Typ, der viele Emotionen reinbrachte. Ich hoffe, er bleibt dem Schwingklub Freiamt noch lange erhalten. So kann er seine riesigen Erfahrungen weitergeben. Als Kollege wird er uns ganz sicher erhalten bleiben», so Döbeli.

«Training mit Jungschwingern macht enorm Spass»

Klausner bleibt dem SK Freiamt als technischer Leiter der Aktiven erhalten. Und auch beim Nachwuchs hilft er mit. «Das Training mit den Jungschwingern macht enormen Spass», so Klausner.

Ein Jungschwinger war auch er einmal. Und er setzte dann an zu einer starken Karriere. Klausner war jahrelang ein sicherer Wert. Seinen ersten Kranz holte er sich 2013 am Basellandschaftlichen Schwingfest. Er war damals erst 18 Jahre jung. Es folgten drei Teilnahmen an eidgenössischen Schwingfesten in Burgdorf (2013), Estavayer-le-Lac (2016) und Zug (2019). Der schönste Moment seiner Karriere war vor zwei Jahren in Zug, als er beim Grossevent acht Gänge schwingen durfte. «Das war immer mein Ziel.» Ebenfalls herausheben darf man den Kranzgewinn am Nordostschweizer Schwingfest in Davos im Jahr 2017.

Den schwierigen Entscheid des Rücktritts hat er mittlerweile etwas verdaut. «Ohne Schwingen habe ich keine Schmerzen», sagt er und fügt an: «Es ist schon traurig. Ich hätte gerne noch ein paar Jahre weitergemacht. Aber ich bin auch erleichtert.» Der gelernte Metzger, der im elterlichen Betrieb in Oberrüti arbeitet, hat nun Zeit für andere Dinge. Seine Freundin beispielsweise. Oder die Ausbildung zum technischen Kaufmann, damit er den Familienbetrieb einmal übernehmen kann. Und was auch nicht zu kurz kommen darf, sind die Bierchen mit Freunden. Yanick Klausner ist als geselliger Typ bekannt. Die nächste kleine Feier folgt bereits am Sonntag, wenn er einlädt zu seinem 26. Geburtstag. «Ein Abschiedsfest für meinen schwingerischen Abgang folgt zu einem späteren Zeitpunkt, wenn Corona vorbei ist und ich mehr Leute einladen darf», sagt er lachend.


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