Sagenhafte Frauenpower

  01.06.2021 Region Oberfreiamt

«Women only»-Führung auf dem Sagenweg in Waltenschwil

Sagen, Legenden, Geschichten – auf dem Sagenweg lauschten 15 Personen am Sonntag bei einer besonderen Führung Kulturvermittlerin Irene Briner. Bei den bekannten Freiämter Sagen war der Fokus diesmal auf Frauen gesetzt. Das gab einen spannenden Perspektivenwech-

Sabrina Salm

Mit seiner Stimme hat der rote Wyssenbacher Mädchen ins Verderben gelockt. Auch das kleine Anneli von Guggibad konnte sich seinem Bann nicht entziehen und geriet in Gefahr. Ihr leises «Nein» wird von niemandem gehört. Doch sie gibt nicht auf, bis schliesslich ihr Bruder ihr zu Hilfe kommt. «Letztlich hat ihr leiser Mut dazu geführt, dass der Übeltäter sein Unwesen nicht mehr länger treiben konnte», erzählt Kulturvermittlerin Irene Briner. Sie steht beim markanten Pferdekopf mit weit geöffneten Nüstern aus Mägenwiler Muschelsandstein. Darüber schweben an Stahlseilen die elf erhängten Jungfrauen. «Das Blut, das aus den umliegenden Astlöchern der Bäume hervorquillt, steht für das grosse Leid und das heilende Quellwasser.» Musik erklingt und unterstreicht das eben Gehörte. Das nun präsentierte Gesamtbild lässt einen kurz schaudern. «Die Sage vom roten Wyssenbacher ist die gruseligste Geschichte auf dem Sagenweg. Eine grässliche Geschichte. Und leider auch heute noch aktuell», sagt Irene Briner. «Natürlich lässt sich über das Frauenbild, das mit dieser Sage transportiert wird, diskutieren. Sowie bei vielen anderen Sagen auch. Aber das ist ein anderer Schauplatz.»

In Bann gezogen

Mit ihren Erzählungen zieht Irene Briner die Besucher in ihren Bann. Dabei hilft ihr Ilona Kocsis-Näf mit ihrer Musik. Die Klänge verzaubern und machen die Geschichte spürbarer. Kulinarisch werden die Besucher von Lisbeth Wilmes von der Freiämter Apéro-Chuchi mit einem sagenhaften Apéro verwöhnt. Mit der Führung «Frauenpower auf dem Freiämter Sagenweg» erlauben sich die Verantwortlichen des Sagenwegs von Erlebnis Freiamt auf Einladung von Schweiz Tourismus (siehe Kasten), ganz bewusst das Augenmerk auf die Frauen in den hier dargestellten Sagen zu lenken. Ob bei der Sage «Der Zufiker Tanzplatz», «Der Schatz des Teufels auf der Isenburg» oder anderen, bei den Führungen «Women only» stehen die Frauen im Fokus. Zwölf Sagen erwarten die Besucher auf dem Freiämter Sagenweg. Drei Skulpturen davon sind von Frauen, von Bertha Shortiss, Christine Lifart und Silja Coutsicos, erschaffen worden.

Auch Männer willkommen

Mit Begeisterung und Inbrunst erzählt Irene Briner viel Wissenswertes über die Hintergründe von Sagen und den Künstlern der Figuren auf dem Freiämter Sagenweg. Die Kulturvermittlerin erzählt von Frauen, die genau wussten, was sie können und wollen, von Beharrlichkeit, leisem Mut und wilden Tanzfesten. Manchmal steckt die Frauenkraft in einer Kröte und manchmal sind die Frauen nur Nebenfiguren, wie in der Sage der drei Angelsachsen. Eigentlich ist die Frau in dieser Geschichte nur eine Randfigur. So wie in vielen anderen Heldengeschichten auch. Und doch stehe ihre Gastfreundschaft für den auslösenden Moment. «Frauen unterschätzen sich, Männer überschätzen sich. Und das ist ein Problem. Für alle», sagt Irene Briner bei ihren Ausführungen. «Auch von diesen Problemen erzählen Sagen.» Doch alles in allem gehe es in Sagen immer um Menschen, so die Kulturvermittlerin. «Sie erzählen von dem, wovor wir uns fürchten, und von dem, was uns bewegt.» Deshalb sind bei den «sagenhaften» Frauenpower-Führungen auch Männer herzlich willkommen. «Wir vermitteln hier, was wichtig ist, und das ist es nicht nur für Frauen.»

Die nächste Frauenpower-Führung ist am Freitag, 18. Juni, 17.30 Uhr. Anmeldung unter www.freiamt.ch.


Die Kampagne

Die Kampagne «100%Frauen» ist von Schweiz Tourismus auch aufgrund des «Jubiläums» 50 Jahre Frauenstimmrecht (7. Februar 2021) lanciert worden. Auf der Website von My Switzerland finden sich viele Informationen und alle Angebote der Kampagne. Der Fokus liegt auf Outdoor-Erlebnissen und auf der Peak-Challenge für Frauen. Und natürlich will Schweiz Tourismus auch, dass sich das touristische Angebot in der Schweiz vermehrt auf Frauen als Zielgruppe ausrichtet. --sab


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