Das Warten hat ein Ende

  23.04.2021 Muri

Fitnesscenter wieder offen – auch in Muri

Zwar dürfen Gyms seit dieser Woche wieder öffnen, doch der Kampf um die gerechte Entschädigung geht weiter.

Lange Zeit waren die Fitnessstudios wegen den Coronamassnahmen geschlossen. Jetzt darf wieder in den Gyms trainiert werden. «Wir haben lange darauf gewartet», sagt Philipp Bachmann von ProFitness in Muri. Warten müssen sie auch auf die Hilfe vom Kanton. «Die finanzielle Entschädigung reicht nirgends hin», finden neben Bachmann auch die Betreiber des eGym Training, Niki und Sonny Schönbächler. --sab


Ein erstes Aufatmen

Fitnesscenter dürfen seit dieser Woche wieder öffnen – die Gyms von Muri sind froh über diesen Schritt

Auf diesen Moment haben die Gym-Betreiber schon lange gewartet. Sie sind zwar glücklich, aus dem Lockdown zu sein, trotzdem geht für viele der Kampf um finanzielle Unterstützung weiter. Auch jene aus Muri kennen diese Misere.

Sabrina Salm

Montag, 19. April, eine Minute nach Mitternacht. Die Türen des 24-Stunden-Fitnessstudios ProFitness an der Gotthardstrasse öffnen. Nach knapp viermonatiger Zwangspause. «Endlich wieder fitten», dachten sich wohl die drei Kunden, die gleich eintraten. Sie wollten nicht erst die Nacht abwarten, um ihrem Hobby nachzugehen. Zu lange mussten sie auf ihr Training verzichten. Betreiber des ProFitness Muri, Philipp Bachmann, lächelt, als er dieses Erlebnis erzählt. Es ist ihm anzumerken, wie erleichtert er ist, dass die Fitnesscenter wieder öffnen dürfen. Dem Bundesratsentscheid zur Lockerung der Lockdown-Regeln wurde entgegengefiebert. Dass nun auch Fitnesscenter berücksichtigt werden, sei nur gut.

Bereits im ersten Lockdown waren die Fitnessstudios von einer Zwangsschliessung betroffen. Seit dem 20. Dezember war bis letzten Montag die gesamte Branche erneut stillgelegt. Gross ist die Freude über die Wiederöffnung der Gyms auch bei den Betreibern des eGym Training an der Zürcherstrasse. «Endlich. Wir konnten es kaum erwarten», sagt Niki Schönbächler. Sein Vater Sonny Schönbächler ist Inhaber von insgesamt sechs Fitnesscentern in der Region. In Muri gibt es das eGym Training seit Herbst 2019.

Unverständnis und Wut

Die lange Zwangsschliessung konnten Niki und Sonny Schönbächler nicht nachvollziehen. «Die Ansteckungsgefahr in den Fitnessstudios ist sehr klein», sagen sie. «Die Schliessung der Fitnessstudios für knapp vier Monate war nicht gerechtfertigt.» Das findet auch Philipp Bachmann. Wenn es bewiesen wäre, dass die Ansteckungsgefahr in einem Fitnesscenter hoch sei, hätte man den Entscheid verstanden. «Doch es gab keine Beweise dafür. Es basierte nur auf Vermutungen.»

In der Zeit des Lockdowns waren sie bei ProFitness, das seit zehn Jahren in Muri ist, nicht untätig. «Wir haben intern aufgerüstet und sanft renoviert.» Viel Zeit investierte Bachmann auch für den behördlichen Papierkrieg. «Einfach und unkomplizierte Hilfe? Das war leider Fehlanzeige. Um an die Härtefallentschädigung zu kommen, mussten wir ein kompliziertes Verfahren einleiten.» Die Leistung, die der Kanton Aargau erbringe, sei schlicht zu wenig. «Klar muss man als Unternehmer ein Kapital für solche Notfälle auf der Seite haben. Das hatten wir auch, von dem her haben wir keine Probleme. Doch es kann nicht sein, dass dieses lange und intensiv gesparte Geld ohne Grund vom Bund weggenommen wird.» Das mache ihn sauer. Er fühlt sich von den Behörden im Stich gelassen. «Die Rücksichtnahme auf unsere Branche war gering. Auch jetzt mit dem Öffnungsschritt. Wie man öffnen kann und alles, musste man selber eruieren.» Der Geschäftsführer von ProFitness findet das schlimm, leisten die Fitnesscenter doch auch einen wichtigen Teil zum Gesundheitswesen. «Wir sind vergessen gegangen.»

Beste Geschäftsmonate ruiniert

Der Lockdown habe natürlich auch finanziell eingeschenkt, sagt Niki Schönbächler. Die besten Monate für die Branche seien komplett ruiniert worden. Bisher leiden die Fitnesscenter weniger unter Massenkündigungen als unter fehlenden Neuanmeldungen. «Besonders der Januar ist ein sehr umsatzreicher Monat, und diese Zeit ist auch wichtig für das Neukundengeschäft. Das fällt jetzt weg.» Über die Sommermonate laufe zudem nicht sehr viel. Die Schönbächlers hätten zwar bereits die ersten Härtefallgelder erhalten. «Mit dem können wir immerhin etwas überbrücken.» Nun hoffen und setzen sie darauf, dass sie im September/Oktober wieder voll ausgeschöpft sein können.

Trainieren mit Maske eher störend

Das Arbeiten mit Schutzkonzepten ist für sie ja auch nichts Neues. «Die Leute verteilen sich über den Tag hinaus gut», erklärt Niki Schönbächler. Und ausserdem seien die Geräte in angemessenen Abständen aufgestellt.

«Die Geräte desinfizieren wir vor der Benutzung immer – auch ohne Pandemie», betont ebenfalls Philipp Bachmann. An den Ausdauergeräten, die genügend Abstand aufweisen, darf die Maske zum Trainieren abgenommen werden. «Natürlich ist die Maske eher störend. Auch vom gesundheitlichen Aspekt her finde ich eine Maskenpflicht beim Sport und insbesondere Kraftsport bedenklich. Aber nun ist es so, und das wird akzeptiert.»

Die Betreiber von Fitnesscentern müssen noch grosse Probleme meistern. Und wohl stossen sie noch auf viel behördlichen Widerstand. Beide Betreiber der Fitnesscenter in Muri unterstützen die Klage des Schweizer Fitnesscenterverbandes gegen den Bund (siehe Kasten). Doch in erster Linie sind sie jetzt einfach nur froh, wieder geöffnet zu haben und arbeiten zu können. Ein erstes Aufatmen allemal.


Klage eingereicht

Der Schweizerische Fitness- und Gesundheitscenter-Verband SFGV hat eine Staatshaftungsklage gegen den Bund eingereicht. Der SFGV reagiert damit auf die aus seiner Sicht ungerechtfertigte und unverhältnismässige Schliessung der Fitnessstudios, welche die Branche gefährdet. Mit der Schliessung der Fitnessstudios, in diesem Fall sogar entgegen wissenschaftlicher Evidenz, sind der gesamten Fitnessbranche sehr hohe ungedeckte Kosten entstanden, welche durch die nicht rückzahlbaren Zahlungen der Härtefallregelung bei Weitem nicht gedeckt werden können. In vielen Kantonen, so heisst es weiter, würden nicht einmal die Vorgabe des Bundes erfüllt, 20 Prozent des durchschnittlichen Umsatzes 2018/2019 zu vergüten. Aus den genannten Gründen hat sich der SFGV entschieden, Klage einzureichen. Ziel ist es, dass die durch die Behörden geschlossenen Fitnessstudios auf dem Rechtsweg die ungedeckten Kosten vergütet bekommen. --red


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