Beitrag zum Umweltschutz

  20.04.2021 Bremgarten

«Rent a Cup.» So heisst die neuste Idee aus dem Hause Müller. Der Bremgarter Jwan Müller und sein Sohn Silas haben ein Start-up gegründet, bei dem Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen. Sie spezialisieren sich auf die Vermietung und den Abwasch von Mehrwegbechern.

Dafür haben sie sich die modernste Waschstrasse für Mehrwegbecher in Europa zugelegt. --jl


«Plötzlich träumst du von Bechern»

Das Bremgarter Start-up «Rent a Cup» ist auf Vermietung und Abwasch von Mehrwegbechern spezialisiert

Engagiert, kreativ und mutig. So lassen sich Vater Jwan Müller und Sohn Silas beschreiben. Bisher haben sie diese Eigenschaften in erster Linie dafür genutzt, um diverse Events zu organisieren und zu planen. Jetzt setzen sie ihre Fähigkeiten dafür ein, etwas für den Umweltschutz zu tun. Ihr Unternehmen «Rent a Cup» soll Müllberge von Trinkbechern an Grossevents verhindern.

Josip Lasic

Klimawandel, Klimaschutz, Nachhaltigkeit – aktuelle Themen, die immer wichtiger werden. Die Bremgarter Jwan und Silas Müller wollen mit ihrem Start-up «Rent a Cup» einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Vater und Sohn vermieten mit ihrem Unternehmen Mehrwegbecher für Anlässe. Damit das funktioniert, müssen die Trinkbecher regelmässig abgewaschen werden. Dafür haben sie die modernste Waschstrasse gekauft, die für diesen Zweck konzipiert wurde. «Bisher steht nur eine solche Maschine in Europa. Unsere wird die zweite sein», erklärt der 27-jährige Silas Müller.

«Unser Konzept ist eigentlich das Erledigen der Drecksarbeit», sagt Jwan Müller. «Die Kunden mieten bei uns die Mehrwegartikel. Wir liefern sie, holen sie ab und waschen sie im Anschluss ab. Der Eventveranstalter muss sich um nichts davon kümmern.» Klingt wie ein simples Konzept. So etwas müsste es eigentlich schon geben, könnte man meinen. Vater und Sohn stellten allerdings das Gegenteil fest.

Nachfrage gehabt, selbst ein Angebot geschaffen

Kreativ und innovativ sind Vater und Sohn nicht erst seit der Gründung ihres Start-ups. Jwan Müller führt seit zwanzig Jahren die «Chlausbar» am Weihnachtsmarkt in Bremgarten. «Zu Beginn hatten wir Einwegbecher. Pro Abend hatten wir zehn 110-Liter-Säcke voll mit Bechern, die wir entsorgen mussten.» Vor drei Jahren ist die «Chlausbar» auf Glasbecher umgestiegen, um solch grosse Mengen an Abfall zu vermeiden. Mit zwei Kollegen engagieren sich Jwan und Silas Müller ausserdem in der «Event-Schmiede». Einem Verein, der diverse Anlässe plant. Einer davon ist der «Summer-Splash», ein Event mit einer riesigen Wasserrutsche. «Bei einem solchen Anlass sind viele Kinder vor Ort, die Menschen sind barfuss unterwegs. Da ist Glas extrem ungeeignet», sagt Silas Müller.

So kam den beiden die Idee, Mehrwegbecher aus Hartplastik zu mieten. In der Schweiz haben sie nur zwei Unternehmen gefunden, die so etwas anbieten. «Wir dachten uns, dass wir so etwas ja selbst anbieten können», so Silas Müller. Tatsächlich scheint das Duo eine Marktlücke gefunden zu haben. Denn die Nachfrage nach Mehrwegbechern wird immer grösser werden. Städte wie Basel und Bern erlauben bereits keine grösseren Events, wenn für den Getränkeausschank keine Mehrwegbecher verwendet werden. In zahlreichen Fussball- und Eishockeystadien werden solche Becher bereits eingesetzt. Doch die Kapazität, diese vor Ort abzuwaschen, ist nicht vorhanden. «In so einem Fall können wir einspringen. Auch wenn es nicht unsere Becher sind, die verwendet werden. Denn unsere Maschine kann bei Hochbetrieb 8500 Becher pro Stunde abwaschen. Für die Anlässe entsteht also kein Mehraufwand, wenn sie auf unsere Mehrwegbecher umsteigen», so Silas Müller.

Aktuell hat «Rent a Cup» ein Lager mit über 100 000 Bechern in sechs verschiedenen Grössen. Diese bestehen aus Polypropylen (PP) und Styrol-Acrylnitril-Copolymer (SAN), die umweltverträglicher und besser rezyklierbar sind als andere Kunststoffe. «Dazu ist ein solcher Becher 500 bis 1000 Mal abwaschbar. Das ist ein guter Wert», erläutert Jwan Müller. «Die Waschmaschine rezykliert ausserdem 60 Prozent des Wassers, das sie zum Abwasch verwendet. Und das Spülmittel ist ökologisch. Das ist uns wichtig, da wir so von A bis Z auf Nachhaltigkeit setzen können.» Die Waschstrasse wird Ende April angeliefert. Das Lager, wo sie stehen wird und auch die Becher eingelagert werden sollen, steht in Nesselnbach. Dazu hat «Rent a Cup» noch ein zweites, kleineres Lager in Hermetschwil, das auch für die eigenen Events genutzt wird. «Es ist gut, dass es so nah an unserem Lebensmittelpunkt steht», sagt Silas Müller. Das ist dringend notwendig, denn sie können froh sein um jede Sekunde, die sie sparen. Neben «Rent a Cup» und der «Event-Schmiede» arbeiten beide Vollzeit. Jwan Müller hat mit dem «Coiffeur Jeunesse» seinen eigenen Coiffeur-Salon in Bremgarten. Silas Müller ist Bankangestellter. Beide investieren viel Zeit und Geld in das Unternehmen. Geld aus eigener Tasche, damit sie finanziell möglichst unabhängig bleiben. Auch arbeitstechnisch verschlingt das Projekt viel Zeit. So hat das Duo beispielsweise tagelang die angelieferten Becher umgestapelt. «Plötzlich träumst du von Bechern. Da weisst du, was du den Tag durch getan hast», ergänzt der Vater. Die Anschaffung eines Lieferwagens, das Absolvieren der Gabelstaplerprüfung, das Einlesen in diverse Themen – es gibt viel Arbeit für die Müllers. «Corona hat diesbezüglich nicht nur Nachteile», sagt Silas Müller. «Wir haben keinen Zeitdruck. So können wir in Ruhe die gesamte Vorbereitung machen, und wenn es dann wieder Anlässe gibt, sind wir bereit.»

Mit Veranstaltern hatten sie Kontakt. Interesse ist da. Noch hat aber niemand eine verbindliche Zusage gemacht. «Die Leute mieten noch keine Becher, wenn sie nicht wissen, ob ihr Anlass stattfindet.» Einen Fuss in der Tür hat das Duo schon.

Nächste Pläne in Startlöchern

Die Kreativköpfe denken bereits weiter in die Zukunft. Damit ihre Becher von den Events zurückkommen, haben sie ein Depotsystem eingeführt. Um die Rückgabe und das Depotsystem zu vereinfachen, wollen sie Rückgabeautomaten einführen, die dem Kunden einen Bon ausstellen, mit dem er das Depot zurückbekommt. Becher verkaufen wollen sie selbst nicht, aber vermitteln. «Wir haben jetzt Kontakte zu den Herstellern. Wenn ein Verein für seine 150-Jahr-Feier bedruckte Becher will oder Sportteams ihre Spieler auf die Becher drucken lassen wollen, können wir ihnen Kontakte beschaffen, wo sie dies in Auftrag geben können.»

Selbst wenn durch Corona grössere Anlässe noch länger ausbleiben würden, haben sie sich etwas überlegt. «Coffee to go», sagt Jwan Müller. «Das boomt während Corona. Und für Kaffee gibt es Mehrwegbecher, die wir abwaschen könnten.» Der Kreativität der Müllers scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein.


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