Ran an die Schaufeln

  30.03.2021 Region Unterfreiamt

Neuauflage «Grabenstorf» in Sarmenstorf

Letztes Jahr haben sie ihr Projekt coronabedingt abgesagt und eingegraben. Jetzt holt der Verein Theater ad hoc die Ideen wieder zurück ans Tageslicht.

Die beiden Initianten Hans Melliger und Stefan Hegi sehen gleich aus wie damals. «Höchstens noch etwas grauer», lacht Melliger. Sie haben extra wieder die gleichen Klamotten angezogen wie vor einem Jahr. Um quasi sinnbildlich zu demonstrieren: Es geht nach einem «kurzen» Unterbruch weiter. «Ja, wir haben das Projekt letztes Jahr eingegraben, jetzt graben wir es wieder aus», sagt Melliger. Corona hat zwar zu Verzögerungen geführt. Aber den Idealismus nicht ausgelöscht. «Fast alle, die vor einem Jahr dabei waren, machen auch jetzt mit», freut sich Hegi.

Ganz ohne Anpassungen an die aktuelle Lage geht es nicht. Ursprünglich sollte «Grabenstorf» von Anfang bis Ende Jahr dauern. Jetzt startet das besondere Sarmenstorfer Jahr erst im August und bildet das Theater im Sommer des nächsten Jahres den krönenden Abschluss. «Vielleicht wäre das Theater auch dieses Jahr möglich. Aber wir wollen nicht einfach etwas durchstieren. Das Ganze soll nicht nur dem Publikum gefallen, sondern auch uns Spass machen», erklären die beiden. --chh


Mit Elan aus der Zwangspause

Neustart für das Projekt «Grabenstorf» rund um ein besonderes Theaterstück

Am 19. August will der Verein Theater ad hoc wieder loslegen. Genau ein Jahr später ist dann die Premiere für das Theater geplant. «Unser Projekt ist zum Glück sehr flexibel», sagen die beiden Initianten.

Chregi Hansen

Sie stehen da, als wäre gar keine Zeit vergangen. Am gleichen Ort, in den gleichen Kleidern, vor der gleichen Bautafel. Und sie erzählen fast das Gleiche. Stefan Hegi und Hans Melliger luden gestern in Sarmenstorf zum Startschuss des Grossprojekts «Grabenstorf». So wie bereits vor einem Jahr. Damals, als Corona noch weit weg war.

2020 sollte in Sarmenstorf fleissig gegraben werden. Ganz viele Projekte waren geplant. Wettbewerbe, ein Bagger-Training, Experimente, ein Museum, archäologische Führungen und vieles mehr. Und natürlich ein grosses Theaterstück rund ums Thema Graben. In einer Baugrube mitten im Zentrum. Genau ein Anlass konnte durchgeführt werden. Dann kam die Pandemie. Und die Nachricht vom OK: «Wir ziehen die Reissleine, brechen für dieses Jahr definitiv alles ab und graben Grabenstorf 2020 ein.» Gefolgt von der Ankündigung, im kommenden Jahr einen Neustart zu wagen. Ganz nach dem Motto: «Alles, was einmal eingegraben wird, wird irgendeinmal wieder ausgegraben.»

Theater nochmals verschoben

Darum stehen Hegi und Melliger jetzt wieder auf dem Lindenplatz. «Wir wollen trotz allem weitermachen», verkünden sie. «Wollen ein Zeichen setzen und zeigen, dass es uns noch gibt.» Und mit ihnen die grosse Mehrheit der Beteiligten. «Bei einigen wenigen geht es zeitlich nicht mehr, aber die meisten freuen sich, wieder dabei zu sein», berichtet Hegi. Das gilt insbesondere für die künstlerische Leitung mit Autor Jörg Meier und Regisseurin Eva Mann sowie die Produktionsleitung mit Edith von Arx, Stefan Hegi und Hans Melliger. «Letzten Frühling dachten wir noch, wir müssten nur ein paar Wochen pausieren, nun sind es eben einige Monate geworden», lacht Melliger.

Wobei: Die Theatertruppe muss noch etwas länger warten. Ursprünglich für August 2021 geplant, soll es nun erst ein Jahr später über die Bühne gehen. «Wir müssten jetzt mit den Proben beginnen», so Melliger. «Das wäre vermutlich möglich. Online oder mit Masken. Aber das ist nicht, was wir wollen», fügt er an. Denn «Grabenstorf» sieht sich weniger als Kultur- denn als ein Gemeinschaftsprojekt. «Wir wollen Menschen zusammenbringen. Das geht mit Abstand nicht», macht Hegi deutlich. Das gilt nicht zuletzt für die Schauspieler selber. «Eine Probe, ohne nachher gemeinsam etwas zu trinken, das geht doch nicht», erklärt Laienschauspieler Melliger mit einem Augenzwinkern.

Verschiebung sorgt für Probleme

Darum haben die Organisatoren umgestellt. Das Theater liegt nicht in der Mitte des «Grabenstorf»-Jahrs, sondern bildet dessen Abschluss. Damit gewinnt der Verein Theater ad hoc Zeit. Denn die Vorführungen wären natürlich der Publikumsmagnet. Auch die übrigen Projekte sind mit Publikum geplant, werden aber vermutlich eher im kleineren Kreis durchgeführt. Die Verschiebung des Theaters ist aber nicht ganz problemlos. Denn gespielt wird auf der Wiese neben dem Lindenplatz. Und dieser soll in nächster Zeit umgestaltet werden. «Wir sind deswegen im Gespräch mit der Gemeinde», erklärt Melliger. Nach der Ablehnung eines ersten Projekts durch die Stimmbürger ist eine Kommission erst noch daran, eine neue Variante auszuarbeiten. Das gibt etwas Luft. Ein anderer Ort für die Vorführung wäre zwar möglich, aber nicht optimal. «Der Lindenplatz ist sozusagen das Symbol für Grabenstorf, das Zentrum des Dorfes und des Projekts», sagt Hegi.

Ein zweites Problem sind die Theaterprojekte anderer Gemeinden. In Hägglingen wird 2022 deenitiv auch Theater gespielt. Muri möchte sein Freilichtspiel noch dieses Jahr durchführen, Tendenz unsicher. «Hägglingen spielt vor, wir nach den Sommerferien 2022, das geht gut», erklärt Melliger. Und ob Muri ein zweites Mal verschiebt, ist fraglich. Unsicher ist auch, ob Villmergen am Termin 2022 festhält. «Wir sind im Dialog miteinander», berichtet Hegi. Und man wolle sich nicht konkurrenzieren. «Wir wissen noch nicht, wie gross das Nachholbedürfnis des Publikums ist», sagt Hegi.

Konzept lässt Veränderungen zu

Am 19. August ist die erste von ganz vielen Aktionen geplant. Dann wird im Zentrum wieder gegraben und soll der Bauwagen neben dem Loch zum Barwagen werden. «Vermutlich müssen wir vorher noch die Baubewilligung für unser Loch verlängern», lacht Stefan Hegi. Das aber dürfte das kleinste Problem sein. «In den einzelnen Gruppen ist die Motivation hoch, das ganze Jahr über tolle Aktionen zu kreieren», weiss Melliger. Und in der Pause sind sogar neue Ideen geboren worden. So soll es etwa einen ganz speziellen Geocache geben, nach dem moderne Schatzsucher graben können. Insgesamt stehen rund 30 Ideen in den Notizbüchern der Organisatoren. «Das Schöne an unserem Projekt ist, dass wir ganz viele Ideen haben, diese aber immer noch anpassen können», erklärt Hegi. Heisst: Kommen die geplanten Aktionen gut an, können weitere dazukommen. Allerdings könnten einzelne Events auch gestrichen werden. «Stand jetzt möchten wir aber möglichst alles durchführen, was letztes Jahr geplant war», so Melliger. Aber beim Graben kann man eben immer auf Unerwartetes stossen. «Wir sind einfach froh, können wir wieder loslegen», erklären die beiden.

Hoffen auf bessere Zeiten

«Mit der Bautafel auf der Wiese ist der Startschuss erfolgt, jetzt geht es richtig los. Auf unserer Homepage wie auch in den sozialen Medien wird der Verein ab sofort regelmässig informieren», versprachen die beiden Initianten vor genau einem Jahr. Und genau das Gleiche sagen sie auch diesmal. Am gleichen Ort. In den gleichen Kleidern. Mit der gleichen Zuversicht. Und mit der grossen Hoffnung, dass trotz Corona Kultur bald wieder möglich ist. Und darum bald gegraben wird in Sarmenstorf.

Infos: www.grabenstorf.ch.


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