Grossen Vorsprung ergattert

  09.03.2021 Bremgarten

Claudia Bamert erzielt bei der Ersatzwahl für einen Stadtratssitz ein Glanzresultat

Für den frei werdenden Stadtratsposten wird es wohl einen zweiten Wahlgang geben. Von den fünf Kandidaten verpasste die erstplatzierte Claudia Bamert die Wahl nur knapp. Der zweitplatzierte Stefan Hausherr kandidiert erneut, Sandro Schmid verzichtet. Die anderen Kandidaten entscheiden oder kommunizieren später.

Roger Wetli

«Es wäre sicher gut, wenn nach Monika Briner wieder eine Frau in den Bremgarter Stadtrat gewählt würde und somit wieder zwei Personen des weiblichen Geschlechts im Gremium vertreten wären», erklärt Claudia Bamert.

Sie freut sich sehr über das sehr gute Resultat. Die 1168 Stimmen habe sie aber wohl nicht nur erhalten, weil sie eine Frau sei. «Ich bin jetzt seit fast zehn Jahren Mitglied der Schulpflege. Da diese jetzt aufgelöst wird, wollen die Leute wohl jemanden, der diese Kompetenzen in den Stadtrat überführt.» Sie würde wohl in den Augen einiger Einwohnerinnen und Einwohner als Chance für Bremgarten gesehen, um eine wichtige Kontinuität trotz des grossen bevorstehenden Wechsels in der Schule zu gewährleisten. Mit 45 Jahren sei sie nicht mehr ganz so jung und verfüge über eine gewisse Lebenserfahrung.

Grosses Vertrauen der Stimmberechtigten

Besonders freut sie sich darüber, dass es bei diesen Wahlen nicht nur eine Kandidatur gegeben hat. «Andere Gemeinden sind froh, wenn sich überhaupt jemand zur Wahl zur Verfügung stellt. Dass es in Bremgarten gleich fünf Personen sind, werte ich als starkes Zeichen für das generelle Engagement in der Stadt.» Den Wahlkampf in der Pandemie empfand sie als sehr speziell. «Ich habe einen Wahlflyer in alle Haushalte verteilt. Darin wollte ich möglichst authentisch wirken», erklärt sie. Gefreut hat sie sich über die vielen Leserbriefe zu ihren Gunsten und die Unterstützung in den sozialen Medien.

Bamert ist jetzt sehr gespannt, wie die anderen vier Kandidaten auf ihre Resultate reagieren werden. Sie selber hat sich noch nicht entschieden, ob sie für einen zweiten Wahlgang antreten wird. «Ich werde das zuerst mit meiner Familie und meinem Wahlkampfteam absprechen. Das Resultat spricht allerdings für eine erneute Kandidatur», gibt sie zu. Grundsätzlich sei sie angetreten, weil sie vom Amt überzeugt sei und es gerne machen würde. «Die 1168 Stimmen und der klare Vorsprung auf die anderen sehe ich als starkes Zeichen. Ich bin schon jetzt dankbar für das grosse Vertrauen, das in mich gesetzt wird.»

Ein bürgerlicher Kandidat gewünscht

Bereits für eine erneute Kandidatur entschieden hat sich der zweitplatzierte Stefan Hausherr. Er bezeichnet sich selbst als «bürgerlichen Parteilosen». «Der zweite Rang hat mich überrascht. Enttäuscht bin ich aber über den grossen Abstand zu Claudia Bamert. Ich hätte für mich deutlich mehr als die 422 Stimmen erwartet und dass mein letztjähriger Einsatz für einen tiefen Steuerfuss mehr honoriert wird.»

Sein Anliegen erreichte damals dreimal mehr Stimmen als er jetzt selber. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger würden bei ihm wissen, woran sie seien. Zudem verfüge auch er über Erfahrung als Schulpfleger.

Für den zweiten Wahlgang wünscht er sich, dass sich die bürgerlichen Parteien zusammensetzen und sich auf einen einzigen Kandidaten einigen. «Ich bin offen für Gespräche. Rein von den Stimmen her wäre aber wohl ich diejenige Person.» Sandro Schmid von der GLP erreichte 311, Cyril Lilienfeld von der FDP 187 Stimmen. «Ich selber sehe mich als interessanten Gegenpol zu Claudia Bamert. Am wichtigsten ist es allerdings, dass es überhaupt eine Auswahl gibt.»

Jüngeren eine Stimme geben

Stolz auf sein Resultat ist Sandro Schmid. «Als Neuling und Jüngster der Antretenden habe ich doch viele Stimmen erhalten. Und dies, obwohl ich der Stadt ausser bei den Fussballern und Fasnächtlern nicht so bekannt bin.» Auf die Teilnahme am zweiten Wahlgang verzichten er und seine Partei. Mit seiner Kandidatur hätte die GLP die Frauenquote nicht infrage stellen wollen. «Unsere Kandidatur war immer nur für jemanden und nicht gegen jemanden bestimmt.»
«Dass es einen zweiten Wahlgang geben wird, hat sich abgezeichnet», so Schmid. «Befremdet hat mich allerdings, dass offenbar kein fünftes Regierungsmitglied gesucht wurde, sondern explizit jemand, der das Bildungsdepartement übernimmt», ist er erstaunt. «Das hat wohl auch die Bevölkerung so gesehen und mehrheitlich Claudia Bamert die Stimme gegeben.» Die GLP wird voraussichtlich bei den Gesamterneuerungswahlen im Herbst wieder antreten. «Wir möchten damit der jüngeren Generation im Stadtrat eine Stimme geben.»

Alternative Ideen

Ebenfalls die Gesamterneuerungswahlen im Auge hat der viertplatzierte Norbert Joller. «Mein Plan ist es schon länger, dann zu kandidieren. Durch den Rücktritt von Monika Briner habe ich diesen jetzt einfach vorgezogen», gibt er Einblick. Die 295 Stimmen sieht er als gesäte Samen. «Mit dem Resultat bin ich zufrieden. Gerade im Angesicht der Tatsache, dass die Abtretende sich sehr für Claudia Bamert starkgemacht hat.» Grundsätzlich fände Norbert Joller ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis im Stadtrat wichtig, richtig und gut. Er sei erst dann angetreten, als die Kandidatur der anderen Männer bereits bekannt gewesen sei.

Norbert Joller hat eine Strategie für diese Wahlen festgelegt. Er möchte aber noch nicht kommunizieren, ob er sich für einen zweiten Wahlgang zur Verfügung stellt. «Ich glaube, dass wir global und lokal vor grossen Änderungen stehen. Ich bin bereit, diesen Wandel mitzugestalten, und habe dafür einige alternative Ideen.»

Entscheid am Donnerstag

Mit 187 Stimmen abgeschlagen ist FDP-Kandidat Cyril Lilienfeld. Selbst der viertplatzierte Joller konnte deutlich mehr Wähler wie er für sich gewinnen. «Ich bin über das eigene Abschneiden enttäuscht», gibt Lilienfeld zu. «Überrascht hat mich dagegen der grosse Stimmenvorsprung von Claudia Bamert. Ich hatte erwartet, dass die Verteilung der Stimmen auf die fünf Kandidaten ausgeglichener ausfallen würde.» Er möchte sich dafür einsetzen, dass das Gewerbe nach der Krise wieder stark loslegen könne. «Ich habe mich als Mitglied des Stadtrates und nicht nur für das Bildungsdepartement beworben», erklärt er.

Über den zweiten Wahlgang wird die FDP an der Mitgliederveranstaltung am kommenden Donnerstag sprechen. «Es stellt sich die Frage, ob wir nochmals antreten oder wen wir bei einem Verzicht allenfalls unterstützen.»


Die Ergebnisse

Für die Ersatzwahl eines Mitglieds des Stadtrates für den Rest der laufenden Amtsperiode 2018/2021 wurden 2425 gültige Stimmen abgegeben. Das absolute Mehr lag bei 1213 Stimmen. Die Stimmbeteiligung lag bei 45,9 Prozent.

Die Kandidaten erreichten folgende Resultate: Claudia Bamert, Läbigs Bremgarte, 1168 Stimmen. – Stefan Hausherr, parteilos, 422 Stimmen. – Sandro Schmid, GLP, 311 Stimmen. – Norbert Joller, parteilos, 295 Stimmen. – Cyril Lilienfeld, FDP, 187 Stimmen.

Claudia Bamert verpasste das absolute Mehr um 45 Stimmen. Der zweite Wahlgang findet am Sonntag, 13. Juni, statt. --rwi


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote