Pokertipps von Michael Phelps

  09.02.2021 Sport

Serie «Freiämter Olympioniken»: David Karasek aus Meisterschwanden – Olympia 2012 in London

Mittlerweile ist David Karasek beim Karateclub Anglikon und Mentaltrainer im Bereich Sport. Früher, da war er einer der besten Schwimmer in der Schweiz. Im Wasser kämpfte er sich bis an die Olympischen Spiele 2012 in London und zum Landesrekord.

Josip Lasic

Der 1. August 2012. Ausgerechnet am Schweizer Nationalfeiertag hat David Karasek seinen Einsatz an den Olympischen Spielen 2012 in London. Der Meisterschwander tritt im Vorlauf über 200 Meter Lagen an. «Ich war wie in Trance», erzählt der Athlet. «Woran ich mich noch erinnere: Meine Mutter und meine Schwester waren mit Schweizer Fahnen im London Aquatics Center, um mich anzufeuern. Ich konnte sie unter den zahlreichen Zuschauern entdecken.»

Dann geht es los. Der Startschuss fällt. Sprung ins Wasser und Vollgas geben. Am Ende blickt der damals 25-Jährige an die Anzeigetafel. «Nur» Rang 7 unter acht Schwimmern in seinem Vorlauf. Die Halbfinalqualifikation ist verpasst. In der Gesamtwertung liegt er am Ende auf dem 28. Rang. Enttäuschung? Fehlanzeige. Die Zahlen haben eine besondere Bedeutung. Für die 200 Meter benötigte Karasek eine Zeit von 2.01,35. Das ist eine neue persönliche Bestzeit und ein neuer Schweizer Rekord.

Die olympischen Ringe verewigt

Januar 2021. Von David Karaseks Schulterblatt strahlen fünf Ringe. Blau, gelb, schwarz, grün, rot. Der in Meisterschwanden aufgewachsene Schwimmer hat sich als Andenken die olympischen Ringe tätowieren lassen. «Für mich war es ein extrem schönes Erlebnis. Ich habe zwar keine Medaille und kein olympisches Diplom geholt. Aber eine persönliche Bestzeit ist keine Selbstverständlichkeit. Ich habe einmal gelesen, dass der Grossteil der Athleten das nicht schafft, weil der Druck zu gross ist.»

Der mittlerweile 33-Jährige beschreibt, dass besonders die Präsenz der Medien sich auf viele Schwimmer negativ auswirkt. «Bei mir war das Gegenteil der Fall. Ich habe mich gefreut, dass unsere Sportart endlich ein wenig Aufmerksamkeit erhält.»

Bei Karasek hat das Erlebnis Olympia einen so bleibenden Eindruck hinterlassen, dass er ursprünglich geplant hat, sich auch auf die Spiele 2016 in Rio de Janeiro vorzubereiten. «Die Vorbereitung auf London hat aber damals während meines Studiums in den USA stattgefunden. Nach Olympia in London bin ich bald wieder in die Schweiz zurückgekehrt und habe gemerkt, dass mir das Training und der ganze Sport nicht mehr so viel Spass bereitet haben. 2014 habe ich meine Karriere beendet.»

Das Nervenbündel im Pool

Dass Karasek überhaupt zum Schwimmen gefunden hat, verdankt er seinem Vater Thomas. Dieser war auch Schwimmer. Seine Kinder liess er alle möglichen Sportarten ausprobieren. «Beim Tennis wurde ich wütend, wenn ich verloren habe, und ich habe den Tennisschläger weggeworfen. Beim Volleyball wurde ich ebenfalls aggressiv. Nur Schwimmen ging ohne Aggressionen», sagt Karasek.

Das ging so lange gut, bis er die Kantonsschule in Wohlen abgeschlossen hat. Zu dieser Zeit hatte er Schwierigkeiten mit seinem Trainer bei den «Limmat Sharks Zürich». «Aus heutiger Sicht betrachtet, war nur ich das Problem. Ich habe mich mit 19 Jahren enorm spätpubertär verhalten, dachte, ich sei besonders cool, wenn ich das Gegenteil von dem mache, was der Trainer sagt, und habe ihn zur Weissglut getrieben. Irgendwann ging es so weit, dass er mich aus dem Pool gezerrt und nach Hause geschickt hat.»

Das war vielleicht ein Wink des Schicksals. Danach entscheidet sich der Meisterschwander, fürs Studium und zum Schwimmen in die USA zu gehen. Er sondiert die Universitäten nach akademischer Leistung und einem guten Angebot für Wassersportler. Die Wahl fällt auf die University of Virginia, die von den Leistungen des Schwimmers begeistert ist und ihm ein Stipendium anbietet.

Freizeit mit dem Superstar

An den Olympischen Spielen kommt ihm sein Besuch einer amerikanischen Universität entgegen. Zahlreiche Schwimmer des US-Teams sind seine Kommilitonen, mit denen er regelmässig trainiert. Der Freiämter gesellt sich häufig zum amerikanischen Schwimmteam. Darunter sind auch die absoluten Topstars der USA Michael Phelps und Ryan Lochte. In der Kategorie, in der Karasek Rang 28 holt, geht Gold and Phelps und Silber an Lochte.

Besonders Phelps gilt als absoluter Ausnahmeathlet. Fünfmal startet der Amerikaner insgesamt an den Olympischen Spielen und holt dabei eine Ausbeute von 23 Goldmedaillen, drei Silbermedaillen und zweimal Bronze. Dazu kommt unzähliges Edelmetall von Weltmeisterschaften und anderen Wettkämpfen. «Vor den Wettkämpfen wird immer über das Schwimmen gesprochen. Ich erinnere mich aber, dass ich mit Michael Phelps auch ein gutes Gespräch über das Pokern hatte. Er ist ein grossartiger Schwimmer und als Person ein ziemlicher Kumpeltyp.»

Sport weiterhin als Beruf

Karasek konnte auch andere Superstars an den Olympischen Spielen kennenlernen und sich mit ihnen unterhalten. Zum Beispiel mit dem ehemaligen NBA-Basketballer Tony Parker. Das Geheimnis des Meisterschwanders: «Vor den Wettkämpfen sind die meisten Athleten fokussiert, teilweise nervös. Da nervt es, wenn man nach Selfies und Autogrammen fragen kommt. Nach den Wettkämpfen sind die meisten offener.»

Vielleicht ist es genau dieses Gespür für seine Mitmenschen, das dem Olympia-Schwimmer seine heutige Tätigkeit ermöglicht hat. Nachdem er an der University of Virginia Business studiert hatte, war er zuerst als Berater bei verschiedenen Schweizer Grossbanken tätig. Jetzt arbeitet er weiterhin als Berater, allerdings für Sportler. «Ich biete Mentaltraining für Sportler an, wo wir gemeinsam an ihrem Mindset arbeiten. Das war für mich während meiner Sportlerkarriere wichtig und ich möchte gern meine Erfahrungen weitergeben.» Der ehemalige Schwimmer betont dabei, dass er sehr intuitiv arbeitet. «Jeder Sportler ist verschieden und hat eigene Ziele und Bedürfnisse. Und jeder hat die Lösungen in sich. Ich versuche ihnen lediglich den Weg zu zeigen.»

Vom Pool auf die Matte

Der Olympionike selbst treibt ebenfalls noch Sport. Nachdem er dem Schwimmen den Rücken gekehrt hat, schloss er sich dem Karate-Club Anglikon an. Seine beiden jüngeren Geschwister Benjamin und Rebekka waren zu diesem Zeitpunkt schon Mitglieder des Vereins. Benjamin Karasek ist schon mehrfacher Schweizer Meister.

Und David Karasek konnte zeigen, dass er nicht nur im Schwimmen Klasse hat. Bei seinem ersten Turnier im Kyokushin-Karate im Jahr 2017 konnte sich der Olympiateilnehmer von London gleich den 1. Platz holen. Mittlerweile trainiert er noch lieber Mixed-Martial-Arts (MMA). «Das gefällt mir sogar noch besser, weil es auch Ringkampf am Boden beinhaltet.»

Den Schweizer Rekord über 200 Meter Lagen hält der ehemalige Schwimmer nicht mehr. Jérémy Desplanches heisst der neue Rekordhalter, der sieben Jahre jünger ist als Karasek. «Im ersten Moment fand ich es schade, dass mein Rekord gebrochen wurde. Aber Desplanches ist ein Topathlet. Ich gönne es ihm.» Mit dem Schwimmen hat Karasek abgeschlossen. Mit dem Sport noch lange nicht. Und das Erlebnis Olympia wird er ewig in seiner Erinnerung tragen – und auf seinem Schulterblatt.


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