Umfrage zu Corona

  19.01.2021 Region Bremgarten

Seit gestern Montag ist die Schweiz im Shutdown. Im Aargau war dies schon vorher der Fall, doch nun gilt es im ganzen Land: Läden für Güter des nicht-täglichen Bedarfs müssen schliessen. Es gilt ausserdem neu eine Homeoffice-PPicht und eine Obergrenze für Treffen von maximal 5 Personen. Die Schulen und Skigebiete bleiben aber offen.

Meinungen gehen auseinander

Diese Zeitung hat sich in der Freiämter Bevölkerung umgehört, wie die Meinungen zum Coronavirus und den neuen Massnahmen des Bundesrates sind. Es ist keine Überraschung, dass die einzelnen Betrachtungsweisen der Menschen weit auseinandergehen. Einige finden die Massnahmen übertrieben, andere würden sogar noch weiter gehen. --spr


Von «übertrieben» bis «unterschätzt»

«Wie ist Ihre Meinung zu Corona?» – Umfrage in der Freiämter Bevölkerung

Seit zehn Monaten ist das Coronavirus Thema Nummer 1 auf der Welt. Es beeinflusst unser aller Leben. Wir haben bei Menschen im Freiamt nachgefragt, wie die Meinungen über das Virus und die neuen Massnahmen sind. Ersichtlich wird, wie stark die Meinungen auseinandergehen.

Gestern Montag ging die Schweiz in den neuerlichen Shutdown. Läden für Güter des nicht-täglichen Bedarfs müssen schliessen, es gilt eine Homeoffice-PPicht und eine Obergrenze für Treffen von maximal 5 Personen. Einige Menschen begrüssen die neuen Massnahmen. Andere finden sie übertrieben.

Sanktionen sind «eine Panikreaktion»

Da ist der Jugendliche Ajdin Krivic aus Dottikon, der einfach nur gerne wieder etwas mit seinen Kumpels unternehmen will. Da ist die Mitarbeiterin des Spitals in Muri, Priska Wassmer aus Villmergen, die die Ausmasse der Corona-Pandemie hautnah miterlebt. Da ist der pensionierte Bruno Frey aus Muri, der die  neuen und verschärften Massnahmen des Bundesrates begrüsst. Und Heinz Taufenecker aus Bremgarten findet die Saktionen eine Panikreaktion.

Die aktuellen Fallzahlen von gestern Montag zeigen jedenfalls nach unten. Das BAG meldet über das Wochenende 4703 neue Fälle und 121 neu Verstorbene in der ganzen Schweiz. Damit liegt der 7-Tage-Schnitt bei 2210 Neu-Infektionen. Das sind 33 Prozent weniger als in der Vorwoche. 203 zusätzliche Personen wurden hospitalisiert.

Zahlen im Aargau rückläufig

Auch im Kanton Aargau gehen die Zahlen zurück. Man liegt mittlerweile unter den «besten» Kantonen im ganzen Land. Am Freitag, Samstag und Sonntag gab es total 389 positive Coronafälle. In Spitalpflege beenden sich 91 Personen wegen einer Corona-Infektion. Aussdem sind 21 Personen auf einer Intensivstation.

Die Meinungen der Menschen bei der Umfrage dieser Zeitung gehen beim Thema Coronavirus weit auseinander. Es zeigt, wie verschieden die einzelnen Wahrnehmungen der Menschen sind und dass dieses Virus auch für eine Kluft in der Gesellschaft sorgt.

Die Umfrage wurde erstellt durch: spr/jl/chg/ake/sus/rwi/aw/eob.


Priska Wassmer, 41, Villmergen

Ich arbeite im Case-Management des Spitals Muri und bin diplomierte Pflegefachfrau. Im Spital sehe ich, was dieses Virus für Komplikationen bei Menschen auslösen kann – physisch und psychisch. Ich habe Todesfälle im Spital erlebt und schwere Verläufe, teilweise auch von Menschen Mitte sechzig. Das ist für den Betroffenen selbst, die Angehörigen und die Spitalmitarbeiter nicht einfach.

«Zu Beginn unterschätzt»

Zu Beginn habe ich das Coronavirus unterschätzt, weil es etwas Neues war und ich mir deshalb das Ausmass nicht vorstellen konnte. Was es bei den Menschen und der Wirtschaft alles auslöst, ist wahnsinnig. Die Nebeneffekte sind riesig.


Antonio Correlo, 42, Wohlen

Diese Coronapandemie ist eine Katastrophe. Aber immerhin haben wir in der Schweiz noch einige Freiheiten, was die Massnahmen angeht. Wir sind vor einigen Wochen aus Spanien nach Wohlen gezogen. In Spanien waren die Massnahmen viel strenger. Dort gilt ab 10 Uhr Ausgangssperre und man muss überall eine Maske tragen, wenn man das Haus verlässt.

«Kenne niemanden, der krank war»

Jemanden, der krank war oder gestorben ist, kenne ich nicht. Im Unternehmen, wo ich arbeite, waren zwei Mitarbeiter infiziert und mussten in Quarantäne. Danach war alles wieder in Ordnung. Symptome hatten sie keine.


Eliane Fischer, 30, Muri

Irgendetwas muss passieren. Es kann nicht so weitergehen wie die letzten Wochen, sodass die Zahlen nicht genügend sinken. Dass die Läden ab heute teils geschlossen sind, finde ich keine schlechte Massnahme. Uns als Familie schränkt das nicht wirklich ein. Mit zwei kleinen Kindern würde ich sowieso nicht von Laden zu Laden ziehen, um einzukaufen.

«Zum Glück nur milde Symptome»

Ich selber blieb bisher vom Virus verschont. Aber in unserem Umfeld gab es schon Leute, die positiv getestet wurden. Zum Glück waren der Krankheitsverlauf und die Symptome bisher immer milde. Ich kenne niemanden, der am Virus verstorben ist.


Martina Kistler, 45, Beinwil

Seit fast einem Jahr sind wir jetzt in diesem Zustand. Aber immer noch halten sich viele Menschen nicht an die Regeln. Als logische Konsequenz müssen jetzt die Massnahmen verlängert und verschärft werden.

«An die Regeln halten, auch wenn es nicht angenehm ist»

Ich hoffe, dass mit der Impfung die Situation bald besser werden wird und wir wieder aufatmen und das Soziale wieder mehr wahrnehmen können. Aber jetzt gilt: Wir sitzen alle in einem Boot und müssen uns an die Regeln halten, auch wenn das für den Einzelnen nicht immer angenehm ist. Ich kenne keinen, der an Corona verstorben ist, erkrankt und genesen hingegen schon.


Andreas Christoffel, 68, Rudolfstetten

Der Bundesrat hätte noch viel härter durchgreifen und zum Beispiel die Skigebiete schliessen müssen. Alle anderen Sportarten sind verboten. Ich darf nicht mal alleine in einem Schiesskeller trainieren. Vernünftig finde ich die 5er-Regel bei privaten Treffen, weil genau da viele Ansteckungen geschehen und diese jetzt verhindert werden.

«Gemeinsam kämpfen»

Ich kenne einige Leute, die schwere Viruserkrankungen hatten. Die Fälle sind mittlerweile sehr nahe. Die neuen Varianten machen mir Angst. Es ist gut, dass wir jetzt vorzeitig Schlimmeres verhindern. Wichtig ist, dass jetzt alle zusammenhalten und gemeinsam gegen das Virus kämpfen.


Fredy Itel, 71, Zunkon

Die Massnahmen sind total übertrieben. Dass man weniger Leute in die Läden lässt, finde ich sinnvoll. Aber sie ganz zu schliessen, bringt nichts. Dass die Restaurants nicht öffnen dürfen, ist eine Katastrophe, denn dort gab es bisher fast keine Ansteckungen.

«Schlimme Bevormundung»

Ich habe noch nie eine Maske getragen und werde das auch weiterhin nicht tun. Ich bleibe dafür oft zu Hause und treffe nur ausgewählte Leute. Bei den Impfungen sind jetzt die Alten Versuchskaninchen. Es ist schlimm, wie der Bundesrat mit dem Volk umgeht und es bevormundet. Ältere Personen muss man nicht schützen, weil sie das selber können.


Aleksandar Kostic, 33, Wohlen

Ich habe nicht gross an die Pandemie geglaubt, bis ich mich selbst mit dem Virus infiziert habe. Glücklicherweise hatte ich nur milde Symptome. Auch in meinem Bekanntenkreis gab es einige Menschen, die sich infiziert haben. Ich bin froh, dass auch unter ihnen niemand schwerere Symptome hatte oder gar gestorben ist.

«Alle an einem Strick ziehen»

Bezüglich der Massnahmen würde ich begrüssen, dass die Welt an einem Strick zieht. Gleiche Massnahmen überall, vielleicht sogar strengere als in der Schweiz. Dafür für einen kürzeren Zeitraum. So wie es jetzt läuft, befürchte ich, dass wir das Virus noch lange Zeit nicht in den Griff bekommen werden.


Silvia Meier, 40, Buttwil

Wir müssen einfach lernen, mit dem Virus zu leben. Von den verordneten Massnahmen halte ich nicht viel, da sie ja offensichtlich nicht den gewünschten Erfolg bringen. Ich wäre dafür, dass alles wieder aufgeht, denn das Virus findet, wie man sieht, immer einen Weg.

«Kein Versuchskaninchen sein»

Impfen werde ich mich so schnell nicht lassen, da ich Angst habe, als Versuchskaninchen zu dienen. Als Pöstlerin bin ich beruflich nicht von Homeoffice betroffen. Ich arbeite ja draussen und alleine. Als fünfköpfige Familie versuchen wir ein weitgehend normales Leben zu führen. Wenn die Skigebiete offen sind, werden wir auch in die Skiferien fahren.


Markus Ruckli, 56, Sarmenstorf

Es ist klar, dass Corona für Betroffene schwierig sein kann. Meine Frau und ich wollen das Leid nicht kleinreden. Als Unternehmer mit der Verantwortung für 30 Arbeitsplätze müssen wir alle Aspekte betrachten. Hinter jedem Angestellten steckt ein Schicksal, eine Existenz. Das können und dürfen wir nicht ausblenden.

Risikogruppen schützen

Es ist richtig, dass man die Risikogruppen schützt, wir können aber nur schwer nachvollziehen, wieso Restaurants und Cafés nicht offen sein dürfen. Laut offi- ziellen Zahlen des BAG geschehen zwei Prozent der Ansteckungen dort. In unseren Augen ist die Verhältnismässigkeit nicht gegeben. Bei Massnahmen muss zwischen Nutzen für die Einen und Schaden andere abgewogen werden.


Ajdin Krivic, 15, Dottikon

Die Coronapandemie empfinde ich als sehr mühsam. Man kann nichts unternehmen, mir ist oft langweilig. Normalerweise würde ich meine Freunde treffen und viel mit ihnen unternehmen. Aber im Moment gamen wir einfach zusammen. Man kann ja sonst nichts machen, alles ist zu.

«Ich halte mich an die Regeln»

Ich verstehe, dass wir die Leute schützen müssen, die gegen das Virus keine Chance hätten. Aber für uns Jugendliche ist es schwierig, ich möchte endlich wieder etwas unternehmen. Für mich wäre die Pandemie einfacher zu verkraften, wenn etwas offen bleiben könnte, auch wenns draussen ist.


Bruno Frey, 74, Muri

Ich finde es richtig, dass der Bundesrat schweizweit die Massnahmen verstärkt hat und die Läden nun teils geschlossen sind. Das gibt klare Strukturen und nicht jeder Kanton fährt seine eigene Schiene. Ich hoffe sehr, dass dank diesen Massnahmen die Zahlen einigermassen schnell retourgehen. Mich schränkt das Ganze nicht allzu sehr ein. Ich bin oft draussen in der Natur unterwegs. Und das darf man zum Glück noch.

«Weiss, wie schlimm es ist»

Aus meinem persönlichen Umfeld ist zum Glück niemand am Coronavirus verstorben. Aber ich kenne Leute, die erkrankten, und weiss aus ihren Erzählungen, wie schlimm und gefährlich das ist.


Heinz Taufenecker, 53, Bremgarten

Der Bundesrat und die Immunologen hängen mit ihrem Wissen in der Luft, ich habe das Gefühl, diese Sanktionen sind eine Panikreaktion. Zwei Personen in einem kleinen Laden sollen eine grössere Infektionsgefahr sein als viele Personen in Skigebieten oder in der Migros? Ich finde, die Ansteckungsgefahr ist dort viel grösser. Aber es wird an alten Zöpfen festgehalten wie der Skisaison.

«Das Volk ist mündig»

Ich leugne die Gefahr nicht, aber ich finde, jeder sollte zu sich selber Sorge tragen. Die Jungen lassen sich nicht zurückbinden. Das Volk würde es schlauer handhaben und ist mündig. Ich finde, es existieren viele Widersprüche.


Marianne Tännler, 69, Bellikon

Ich finde die beschlossenen Massnahmen in Ordnung. Wir müssen es in den Griff bekommen. Das Ganze wird wohl noch länger dauern, jetzt, mit den momentan kälteren Temperaturen. Man wird auch sehen, wie es in den kommenden, nächsten Jahren sein wird. Es kommt auf die Impfung an, die sich hoffentlich positiv auswirken wird. Und es kommt auch auf die Bevölkerung an und wie diese mitmacht.

«Verlernt, damit umzugehen»

Es geht nicht anders. Unsere Gesellschaft ist so etwas nicht mehr gewöhnt. Doch dies ist die Natur und wir haben verlernt, damit umzugehen.


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