Die talentierten Bader-Brüder

  22.12.2020 Sport

Marc und Fabian Bader sind Sportler mit viel Potenzial – in komplett verschiedenen Disziplinen

Der 19-jährige Marc Bader aus Oberwil-Lieli ist Handballer. Sein 17-jähriger Bruder Fabian ist Ski-Freestyler. Ausser sportlichem Talent und gleichen Genen scheinen sie auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam zu haben. Doch der Schein trügt

Josip Lasic

Geschwisterpaare im Sport sind keine Seltenheit. Murat und Hakan Yakin im Fussball, Mauro und Gino Caviezel im Ski-Sport oder die Boswiler Eishockey-Brüder Simon und Jannik Fischer sind nur einige wenige Beispiele. Gemeinsam haben sie alle, dass sie in der gleichen Sportart zu finden sind. Geschwister, die in komplett verschiedenen Sportarten aktiv sind und dazu sehr erfolgreich, sind selten. Bei Marc und Fabian Bader aus Oberwil-Lieli ist das der Fall. Marc Bader spielt bei GC Amicitia in der Nationalliga A Handball. Fabian ist Teil des Freeski-Aerials-Nationalkaders.

«Es sind zwei komplett verschiedene Sportarten. Aber man muss sich die beiden nur einmal anschauen. Sie haben einen völlig unterschiedlichen Körperbau», sagt Gabriela Bader, Mutter der Brüder und Gemeinderätin in Oberwil-Lieli. Der 19-jährige Marc bringt mit 1,95 m Körpergrösse und 97 kg Gewicht die besten Masse für seine Position als Kreisläufer mit. Das GC-Leibchen, das er trägt, liegt hauteng am Körper des Modellathleten. Daneben sitzt der 17-jährige Fabian Bader, ein schlacksiger Typ, 1,83 m gross, aber nur 72 kg schwer. Mit seinen langen Haaren wirkt er wie ein Surfer. Wüsste man es nicht, käme kaum die Idee auf, dass die beiden Brüder sind.

Der Bodenständige und der liebenswerte Chaot

Auch charakterlich scheinen die beiden auf den ersten Blick kaum etwas gemeinsam zu haben. Marc Bader will erzählen: «Mein Vater war schon Handballer ...» Weiter kommt er nicht. Fabian unterbricht ihn lachend: «Meiner auch.» Der jüngere der Brüder hat immer einen witzigen Spruch auf den Lippen. Mit seinen langen Haaren und seiner lässigen Art wirkt er wie ein Freigeist, wie jemand, der sich in keine Schublade stecken lässt. Mutter Gabriela fasst es zusammen: «Er ist unser liebenswerter Chaot.»

Genau diese Eigenschaften benötigt er auch in seiner Sportart. Freeski benötigt Kreativität, Spontanität, Ideen, Denken ausserhalb der Regeln. «Das entspricht mir. Ob ich wie Marc Handball spielen könnte? Ich weiss es nicht. Einzelsport liegt mir eher. Aber wenn das Team passen würde, könnte ich es mir vorstellen.» Mutter Gabriela und Bruder Marc lachen: «Ballsport ist eigentlich nichts für Fabian.»

Neben den langen Haaren des jüngeren Bruders wirkt der Kurzhaarschnitt von Marc Bader fast schon militärisch. Beide Brüder stimmen zu, dass der Handballer der organisiertere und strukturiertere der beiden ist. Er hat mit Fabian auch schon Aerials ausprobiert. «Das ist nichts für mich. Ich mag Wintersport, aber ich bleibe lieber auf dem Boden.» Sportlich, wie auch als Person.

Haben die beiden ihre Nischen gefunden? Jeder die Sportart, die zu seinem Charakter passt. «Nein», sagt Marc Bader. «Die Sportarten haben uns geprägt, nicht umgekehrt.» Fabian Bader stimmt zu: «Ich war früher schüchtern und verschlossen. Erst durch Freeski bin ich so offen geworden. Wir haben uns an die Anforderungen unserer Sportarten angepasst.»

Der Tochter des Ski-Bosses gefolgt

Wie sind sie überhaupt in diesen komplett unterschiedlichen Disziplinen gelandet? Die sportlichen Anfänge waren bei beiden gleich. Die Bader-Brüder kickten beim Kellerämter FC. Der Verein bietet Juniorenfussball für Kinder aus dem Gemeinden Arni, Jonen, Rottenschwil, Ober- und Unterlunkhofen sowie Oberwil-Lieli. Fabian Bader verging irgendwann die Lust am Fussball. Zu dieser Zeit ging er mit der Tochter von Swiss-Ski-Boss Urs Lehmann zur Schule. Seine Klassenkameradin mit dem prominenten Vater ging in ein Aerials-Probetraining und nahm Fabian Bader mit. Die Sportart hat ihn sofort gepackt. Während die Tochter von Urs Lehmann irgendwann in den Alpin-Bereich wechselte, ist der jüngere der Bader-Brüder sieben Jahre nach dem Probetraining immer noch Feuer und Flamme im Aerials-Bereich.

Auch Marc Bader hatte irgendwann keine Lust mehr auf Fussball. Als er in die Oberstufe wechselte, spielten einige der Klassenkameraden Handball. «Es war ein Teamsport mit Ball. Ich wollte es mal ausprobieren.» Er ging zum HC Berikon, dem Vorläufer des HC Mutschellen. Schnell hat sich herausgestellt, dass der ältere der Bader-Brüder Talent hat. Mit elf Jahren folgt der Wechsel zu GC Amicitia. Dort durchläuft er alle Nachwuchsstationen, bis er dieses Jahr ins Fanionteam aufgenommen wird.

Andere Sportart, viele Gemeinsamkeiten

Zwei Brüder, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher wirken könnten, haben doch vieles gemeinsam. Beide absolvieren eine Lehre als Automatiker. «Ich wusste nicht, was ich nach der Schule tun sollte. Nach einigen Schnupperlehren hat mir Automatiker als Beruf am meisten zugesagt», berichtet Marc Bader. Der jüngere der Brüder ergänzt: «Ich wusste auch nicht, was ich nach der Schule tun sollte, hatte aber einen grossen Bruder, an dem ich mich orientieren konnte.»

Auch den Ehrgeiz teilen sie. Für den älteren der Brüder ist es die erste Saison mit dem Fanionteam von GC Amicitia. Dementsprechend erhält er noch nicht viel Einsatzzeiten. Seine Ziele hat er deutlich vor Augen: «Ich will mich in der NLA etablieren. Wenn das gelingt, wäre das nächste Ziel ein Sprung in die Nationalmannschaft und zu einem Verein ins Ausland.»

Fabian Bader ist aktuell im dritten Jahr im C-Kader des Aerial-Nationalteams. Seine Ziele: «Die Sprünge, die ich geübt habe, verfeinern. Mir neue, anspruchsvollere Sprünge antrainieren, einen Platz im Weltcup-Kader erhalten und als Vollendung die Olympischen Spiele 2026.»

Bei ihren Zielen unterstützen sie sich gegenseitig. Wenn es die Zeit zulässt, besuchen sie die Wettkämpfe des anderen, tauschen sich über Trainingsmethoden und Ernährungslehre aus und helfen sich, wo es nur geht. «Fabian ist ein positiver, aufgestellter Typ, der auch mich immer zum Lachen bringen und aufmuntern kann», sagt Marc Bader. Sein Bruder: «Von seinem Willen und Ehrgeiz kann ich mir einiges abschneiden. Marc ist der beste Bruder, den man sich vorstellen kann.»

Sie mögen andere Sportarten ausüben und unterschiedliche Typen sein, aber im Herz sind die Sportskanonen Fabian und Marc Bader immer eines: Brüder.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote