Grosse Nachfrage
15.12.2020 MuriMurimoos möchte mehr Nutzungsfläche
Immer mehr Leute beziehen ihre Lebensmittel vom Murimoos. Um auf lange Sicht die anhaltend hohe Nachfrage zu decken, bräuchte es zukünftig mehr Fläche, die bewirtschaftet werden könnte.
Seit dem Lockdown im Frühjahr ist die Nachfrage nach Lebensmitteln aus dem Murimoos gewachsen. So kamen im Lockdown zur Stammkundschaft auch viele Neukunden dazu – viele von ihnen schauen heute noch regelmässig im Hofladen vorbei. Vor allem die Fleischware war besonders beliebt. Schichtarbeit wurde notwendig, denn die Ware wurde wortwörtlich Tag und Nacht ausgeliefert.
Aber auch die Nachfrage nach Gemüse hat um rund 10 Prozent zugenommen. Nun wird die landwirtschaftliche Nutzfläche knapp. Deshalb hält der Geschäftsleiter des Murimoos Michael Dubach Ausschau nach mehr Fläche, die bewirtschaftet werden könnte. Den gestiegenen Bedarf sieht Dubach im grösser werdenden Bewusstsein nach lokalen Produkten. --red
«Wertschätzung der Institution»
Murimoos: Wegen hoher Nachfrage ist die landwirtschaftliche Nutzfläche knapp
Seit dem Lockdown im Frühjahr verzeichnete das Murimoos eine starke Zunahme der Nachfrage der eigens produzierten Nahrungsmittel. Bis heute hält diese an.
Celeste Blanc
Erinnert man sich an den Frühling 2020, kommt einem vor allem der Lockdown in den Sinn: Dieser hatte zur Folge, dass der Alltag in vielerlei Hinsicht entschleunigt war. Nicht so aber im Murimoos. Dort hat die Nachfrage nach Gemüse und Fleisch vom Hof extrem zugenommen. Rund 10 Prozent mehr Gemüse wurde verkauft. Noch grösser war das Bedürfnis nach Fleisch von der hauseigenen Metzgerei. «Dort haben wir gut einen Viertel mehr verkauft», so Michael Dubach, Geschäftsleiter vom Murimoos. Deshalb musste bereits mit Beginn des Lockdowns in der Metzgerei auf Schichtbetrieb umgestellt werden.
Hackfleisch war der Renner
Besonders gefragt war das Hackfleisch. «Man kann es gut einfrieren und daraus lässt sich viel Feines zubereiten», weiss Beat Kathriner, Leiter der Metzgerei, «das war der Renner!» Es gab sogar Zeiten, da war die Nachfrage nach Hackfleisch doppelt so hoch wie normalerweise. Um diese befriedigen zu können, stellte die Metzgerei für insgesamt 8 Wochen auf Schichtarbeit um. Von 5 bis 15 Uhr und 15 bis 23 Uhr lieferten insgesamt fünf Festangestellte und zwei Klienten vom Murimoos wortwörtlich Tag und Nacht Fleisch. Eine sehr intensive, aber auch schöne Zeit. «Man musste parat sein», so Kathriner. «Die Motivation war hoch, denn die Kunden haben stets unsere Arbeit geschätzt. Somit war es eine sehr dankbare Arbeit.» Da die Nachfrage so gross war, mussten Tiere von einem anderen Bauern dazugekauft werden, wobei die Herkunft für die Konsumenten immer klar deklariert wurde. Den gestiegenen Bedarf sieht Dubach im grösser werdenden Bewusstsein nach lokalen Produkten: «Die Leute, die bei uns einkaufen, wissen, wo die Produkte herkommen.»
Gestiegene Nachfrage vor Corona
Schon vor der Pandemie zeichnete sich eine kontinuierliche Zunahme der zu liefernden Planmengen an die Abnehmer vom Murimoos ab, denn die Nachfrage nach biologisch und lokal produzierten Produkten ist voll im Trend. «Und Corona hatte sicherlich einen Katalysator-Effekt auf diese Entwicklung», meint Dubach, der seit zwei Jahren im Murimoos die Geschäfte leitet. So kamen im Lockdown zur Stammkundschaft auch viele Neukunden dazu – viele von ihnen schauen heute noch regelmässig im Hofladen vorbei. Eine erfreuliche Entwicklung, wenn man bedenkt, dass der Hofladen nicht unbedingt durch Laufkundschaft entdeckt werde: «Man muss das Murimoos schon kennen, um zu wissen, was hier gekauft werden kann.»
Qualität wird grossgeschrieben
Ebendieser Erfolg hält bis heute an. Ein Grund dafür liege einerseits im steigernden Wunsch nach nachhaltigen und regionalen Produkten. «Andererseits punkten wir auch mit Qualität», so Dubach, «denn wir sind stets bemüht, diese zu gewährleisten.» Qualität wird im Murimoos grossgeschrieben. So wird jedes Gemüse der rund 40 angebauten Sorten durch Handarbeit kontrolliert und verarbeitet. Wie schon erwähnt, ist auch die Murimooser Fleischware äusserst beliebt. Das Angus-Beef sowie das Schweine- und Lammfleisch kommen direkt vom Betrieb. «Der nachhaltig geschlossene Kreislauf ist das, was die Kunden zu faszinieren scheint: Mit unseren Tieren produzieren wir den Hofdünger für die eigenen Felder und aus dem Grünabfall der umliegenden Gemeinden den Kompost», erklärt Dubach. Hinzu komme, dass während des Lockdowns viele auf einen Restaurantbesuch verzichten mussten und auch aktuell das Freizeitangebot eingeschränkt ist. Dubach vermutet: «Die Leute kochen vermehrt zu Hause und gönnen sich deshalb ein gutes Stück Fleisch.»
Nutzfläche ist knapp
Um die Nachfrage zu decken, brauchte es vor allem in der Erntezeit viele zusätzliche Helfer. In dieser intensiven Zeit und während der Lieferzeit des Lagergemüses gibt das Murimoos sein Bestes, um den Wünschen der Kundinnen und Kunden gerecht zu werden. «Doch unsere landwirtschaftliche Nutzfläche ist bei so grosser Nachfrage knapp», weiss Dubach. Um auf lange Sicht die anhaltend hohe Nachfrage zu decken, bräuchte es zukünftig mehr Fläche, die bewirtschaftet werden könnte. Dubach würde sich über diesbezügliche Kontaktaufnahmen freuen.
Doch zunächst einmal sei es wichtig, den Menschen, die in diesen schwierigen Zeiten den Boden unter den Füssen verlieren, Halt zu geben. «Das ist vielleicht sogar ein Hauptgrund, wieso die Kundschaft immer wieder ihren Weg zu uns findet: Es ist eine Wertschätzung für unsere Institution. Und die der Klientinnen und Klienten, denn auch sie leisten zusammen mit den Mitarbeitenden einen grossen Beitrag an die Qualität unserer Produkte», so Dubach und schaut rüber zum Eingang der Metzgerei. Vor dieser hat sich nämlich an diesem Nachmittag bereits wieder eine geduldige Schlange gebildet, um Fleisch zu beziehen. So wie an den meisten Nachmittagen in der Woche – und das schon seit März.