Faszination Vogeltllug
06.10.2020 Region OberfreiamtViele Interessierte am Anlass beim Horben
Der Natur- und Vogelschutzverein Oberfreiamt war Teil des internationalen Birdwatch-Events. Sein Angebot stiess auf reges Interesse.
Zwei ausgestopfte Sperber als Blickfang, eingerichtete Feldstecher, eine Informationstafel mit Informationen zum Vogelflug und eine am Ende des Tages lange Liste mit gesichteten Vögeln – für den Natur- und Vogelschutzverein Oberfreiamt war es ein erfolgreicher Birdwatch-Anlass. Ganz viele Fragen von interessierten Passanten konnten beantwortet werden.
«Die meisten Leute wissen nicht viel über Vögel. Da wollen wir ansetzen», sagt Gerhard Vonwil, Ehrenpräsident des Vereins. --ake
Die Zugvögel im Blick
Der Natur- und Vogelschutzverein Oberfreiamt (NVVO) beteiligte sich am internationalen Birdwatch-Anlass
Vögel beobachten, sie bestimmen, zählen – das ist die grosse Leidenschaft der Brüder Thomas und Gerhard Vonwil. Sie organisierten den Birdwatch-Anlass auf dem Horben. Das Wetter passte bestens, sodass viele Passanten am Stand stehen blieben und Fragen stellten.
Annemarie Keusch
Die Wolkenschwaden verhindern das ganz grosse Bilderbuchwetter. Aber die Sonne lacht, die Sicht ist klar. Die Rigi, aber auch den Hasenberg kann man wunderbar zuordnen. Das Traumwetter lockt Hunderte Besucherinnen und Besucher auf den Horben, um zu essen, zu spazieren oder ganz einfach Sonne zu tanken. Wenige hundert Meter südlich der Alpwirtschaft hat sich der Natur- und Vogelschutzverein Oberfreiamt installiert. Alle zwei Jahre beteiligen sie sich am internationalen Birdwatch-Anlass, der alternierend europa- oder weltweit stattfindet.
50 bis 100 Stände zum Vogelzug gab es am Sonntag schweizweit, schätzt Gerhard Vonwil, Ehrenpräsident des Natur- und Vogelschutzvereins Oberfreiamt. Er war bei der Vereinsgründung 1983 dabei und kennt sich bestens mit dem Vogelzug aus. Und Vonwil weiss: «Ein Grossteil der Bevölkerung weiss wenig zu diesem Thema.» Zusammen mit seinem Bruder Thomas hat der Dietwiler den Anlass beim Horben mitorganisiert. «Von hier aus lassen sich bei guter Sicht viele Zugvögel auf ihrem Weg nach Sünden beobachten», weiss Gerhard Vonwil.
Und gute Sicht herrschte. 33 Vogelarten werden es am Ende des Tages sein, die gesichtet wurden. «Die meisten Leute kennen wohl gar nicht so viele Vogelarten», meint Thomas Vonwil schmunzelnd.
Turmfalke oder Sperber, Alpen- oder Mauersegler
Erklären, Fragen beantworten, sich der Öffentlichkeit zeigen – das sind die Gründe, weshalb der Natur- und Vogelschutzverein Oberfreiamt Teil der Birdwatch-Aktion ist. Und diese Fragen kamen von vielen interessierten Passanten. «Gegen hundert Leute waren es», sagt Gerhard Vonwil. Oft im Gespräch waren die ausgestopften Sperber. «Viele meinen, es seien Turmfalken.» Gerhard Vonwil sagts, keine halbe Stunde später erklärt Bruder Thomas einer Passantin den Unterschied: «Der Turmfalke hat spitzere Flügel und eine andere Zeichnung im Gesicht.»
Schwierig zu unterscheiden seien zudem die Alpen- und Mauersegler. «Klar, im Buch sieht das ganz einfach aus. Die Alpensegler haben weisse Bäuche, die Mauersegler dunkle», sagt Thomas Vonwil, der übrigens seit knapp drei Jahrzehnten mit demselben Vogelbuch unterwegs ist. «In der Natur ist das viel schwieriger, gerade, wenn die Tiere hoch fliegen», sagt Vonwil. Die Flugart helfe beim Bestimmen. «Ohne Fernglas ist es aber nicht einfach.»
Eine Frage, die die Vereinsmitglieder immer wieder zu beantworten hatten, war jene nach den Schwalben. «Diese sind überwiegend schon gegen Süden gezogen. Trotzdem, wir haben Rauchschwalben gesehen und gezählt», sagt Gerhard Vonwil. Er spricht von einem klassischen Teilzieher. «Nicht alle Schwalben fliegen in den Süden. Es gibt solche, die das ganze Jahr hier bleiben, oder solche, die aus dem hohen Norden kommen und bei uns überwintern», weiss er zu erzählen.
Nicht alle Schwalben ziehen in den Süden
Rund tausend Vögel flogen an diesem Tag beim Horben vorbei und wurden vom Natur- und Vogelschutzverein Oberfreiamt erfasst. Die Zahlen gingen zu Birdlife Schweiz, eine internationale Statistik entsteht daraus.
Viel am Flachsee unterwegs
Von der Vogelwelt fasziniert sind die Vonwil-Brüder seit vielen Jahren. «Es ist wie bei vielen Themen; je mehr man über etwas weiss, desto interessanter wird es», sagt Gerhard Vonwil. Dass die Zugvögel wissen, wann sie abfliegen müssen und in welche Richtung es geht, ohne zuvor einmal am fernen Ziel gewesen zu sein, fasziniere ihn. «Sie orientieren sich unter anderem an der Sonne und den Sternen», weiss er. Auch wenn er die letzten Jahre nicht mehr ganz so viel Zeit in sein Hobby investiere, ist der Dietwiler nach wie vor oft am Flachsee unterwegs und beobachtet die Tiere. Auch die alljährliche Reise zum Gurnigel gehört dazu. «Dort sind die Bedingungen ideal.»
Aber auch auf dem Horben zeigte sich die Vogelwelt von ihrer faszinierenden und vielseitigen Seite. Von Sperbern bis zu Buchfinken; von Pipern bis zum Rotmilan. Und der eine oder andere Passant könnte jetzt zumindest einige Arten mehr aufzählen, als vor der Birdwatch-Aktion.