«Es war wunderschön, Amen»
02.10.2020 MuriNach acht Wochen gehört «The Beiz» im alten Pflegifriedhof der Vergangenheit an
Intensive Wochen waren es, aufregende, arbeitsaufwendige, aber für die drei Organisatoren vor allem schöne Wochen. «The Beiz» war ein voller Erfolg – von der Musik bis zur Kulinarik.
Annemarie Keusch
Wochenende für Wochenende kamen die Leute. Über hundert waren es zu Spitzenzeiten. «Wir sind überwältigt», sagt Laura Hofmann. Myra Brügger und Philipp Galizia nicken. Sie drei sind die Initiatoren von «The Beiz». Sie hatten die Idee, den ehemaligen Friedhof der Pflegi neu zu beleben. Und sie setzten diese Idee in die Tat um. «The Beiz» ist ihr Herzensprojekt.
Während acht Wochen wurde im alten Pflegifriedhof gelacht, gegessen, getrunken, gequatscht, Musik gehört, getanzt und vor allem genossen. «Auch wir konnten es Abend für Abend geniessen, auch wenn es teilweise ganz schön stressig war», sagt Myra Brügger. «Zum Glück konnten wir auf so viele helfende Hände zählen, sonst wäre es ganz schwierig geworden», ergänzt Philipp Galizia.
Müde Augen und Knochen
Am letzten Samstag war der letzte «The Beiz»-Abend. «Wir haben es nochmals richtig genossen, auch wenn das Wetter nicht mehr ganz so gut mitspielte», sagt Galizia. Erstmals mussten die Wände des Chapiteau-Zeltes geschlossen werden. «Das brachte eine ganz andere, aber auch wunderbare Stimmung.»
Nach acht Wochen «The Beiz» bleiben viele Eindrücke. Es bleibt die Gewissheit, dass in Muri viel Platz für eine Sommerbeiz und das Konzept von Brügger, Hofmann und Galizia ist. Und es bleiben müde Knochen und Augen. «Wir sind kaputt», sagt Philippe Galizia. Abgeschlossen ist «The Beiz» aber noch nicht ganz.
Für Gross und Klein, Jung und Alt
«The Beiz» lockte acht Wochen lang ganz viele Leute in den alten Pflegifriedhof
Ob auf einen gemütlichen Feierabenddrink, zum Mittagoder Nachtessen oder für ein Konzert – «The Beiz» war für alles eine beliebte Anlaufstelle. Laura Hofmann, Myra Brügger und Philipp Galizia haben mit ihrem Projekt den Puls der Murianerinnen und Murianer getroffen. «Es war wunderbar», sagen die drei Organisatoren.
Annemarie Keusch
Sie haben das gemacht, was sie wollten. Sie haben ihre Ideen umgesetzt, ihre Wünsche verwirklicht. «Ja, wir haben uns ausgelebt», sagt Laura Hofmann. Zusammen mit Myra Brügger und Philipp Galizia hat sie «The Beiz» auf die Beine gestellt. Ganz alles, was sie eigentlich planten, setzten sie aber nicht in die Realität um. «Nur drei Sachen nicht», sagt Hofmann. Die Hüpfburg, das Sackhüpfen und den Pool.
Den vielen Besucherinnen und Besuchern dürfte das nicht aufgefallen sein. Wochenende für Wochenende kamen sie in den alten Pflegifriedhof. «Wir hätten nie mit einem solchen Ansturm gerechnet.» Diesen Satz sagen die drei Initianten mehrmals. Gekommen sind durchschnittlich rund 60 Leute pro Abend, geschätzt – zu Spitzenzeiten waren es über hundert. «Die Leute schätzten den offenen Raum, die gemütliche Atmosphäre», weiss Myra Brügger. Mit Ausnahme des letzten Wochenendes waren die Wände des Chapiteau-Zeltes immer offen, weitere Tische und Stühle und zusätzliche Decken auf der Wiese verteilt. «Das kam sehr gut an.»
Acht Wochenenden im alten Pflegifriedhof verbracht
Philipp Galizia sieht den Ursprung des Erfolgs auch in der Konstellation der Organisatoren. «Die Leute haben gemerkt, wie unglaublich viel Spass das uns macht und wie viel Herzblut dahinter steckt.» Dabei war die Idee für «The Beiz» zwar geboren, aber die Umsetzung vertagt. Denn Laura Hofmann wollte reisen. Das Coronavirus machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Pech für sie, Glück für «The Beiz». Oder wie es Philipp Galizia sagt: «Das Beste am Coronavirus.»
Von Mittwoch bis Samstag standen die Türen von «The Beiz» jeweils offen. «Beschäftigt hat uns das Projekt aber natürlich die ganze Woche.» Hinzu kam die lange Präsenzzeit. Mit wenigen Ausnahmen, an denen Philipp Galizia nicht vor Ort war, verbrachten die drei Initianten sämtliche Wochenenden im ehemaligen Pflegifriedhof. Die drei sprechen von einer intensiven Zeit. «Eindeutig mehr als ein 100-Prozent-Pensum. Aber wir haben es auch mehr als hundert Prozent genossen», sagt Myra Brügger. Nicht immer einfach sei es für das Umfeld gewesen. «Mein Mann und meine Kinder waren oft auch dabei, aber gegen Ende zählten sie die Tage und Wochen, bis ich wieder öfters zu Hause bin», erzählt Myra Brügger.
Gegen Ende der acht Wochen seien die letzten Energiereserven angezapft worden. «Auch wenn wir langsam auf den Felgen waren, haben wir uns immer wieder aufgerappelt. Auch weil wir wussten, dass das Projekt nach acht Wochen vorbei ist, konnten wir derart viel Herzblut und Engagement einbringen», meint Brügger. Die immer anderen und meistens sehr guten musikalischen Darbietungen haben ihres getan, um die Motivation der Organisatoren hochzuhalten. «Hinzu kamen die vielen Helferinnen und Helfer, die uns unterstützten. Und natürlich die Gäste. Dass ‹The Beiz› so gut ankam, motivierte sehr», sagt Philipp Galizia.
Grundstein für eine Liebesbeziehung
Was am schönsten war, fällt den dreien schwer zu sagen. «Es wäre gemein wertend gegenüber allen anderen, jetzt einen Abend oder ein Konzert hervorzuheben», sagt Galizia. Laura Hofmann hebt die Tatsache hervor, dass sie jetzt, nach acht Wochen «The Beiz», zu dritt am Tisch sitzen können und es ist wie vorher. Und auch Myra Brügger erwähnt Ähnliches. «Nach jedem Abend uns noch gemeinsam hinzusetzen und zu plaudern, das war toll.» Und es habe ein «The Beiz»-Paar gegeben. «Sie lernten sich bei uns kennen und sind jetzt ein Paar.»
Ganz sicher keine zweite Auflage
Nach «The Beiz» bleibt die Erschöpfung. Das meiste ist aufgeräumt, das Zelt abgebaut – alles in einem Tag, statt der geplanten zwei. «Jetzt sind wir kaputt.» Genug voneinander haben sie aber noch lange nicht. Am Dienstagabend gings zum gemeinsamen Cordon-bleu-Essen. «Dann sehen wir uns drei Tage nicht und schauen, was passiert», meint Philipp Galizia schmunzelnd.
Dass die drei in Zukunft weitere Projekte realisieren, das stehe ausser Frage. «The Beiz» im alten Pflegifriedhof wird es aber kein zweites Mal geben. Der Foodtruck von Laura Hofmann ist verschenkt. «Und auch sonst, das war eine einmalige Sache.» Der Name «The Beiz» werde aber ganz sicher nicht sterben. «Es wird neue Ideen geben», ist Laura Hofmann zuversichtlich. Dann, wenn alle das erledigt haben, was während der «The Beiz»-Zeit liegen blieb. Dann, wenn die vielen Fuhren mit Material, das zu unterschiedlichen Orten gebracht werden muss, gemacht sind. Dann, wenn die Abrechnung vorliegt. Dann, wenn der Schlaf nachgeholt ist. Dann, wenn die Trauer über das Ende verschwunden ist. Dann wird es ganz sicher neue Ideen geben von Laura Hofmann, Myra Brügger und Philipp Galizia.