Das Bestmögliche rausgeholt

  18.09.2020 Sport

Handball, Cup: Handball Wohlen – RTV Basel 29:49 (12:23)

Handball Wohlen unterliegt dem Nationalliga-A-Verein RTV Basel im Cup-Sechzehntel-Final und scheidet aus. Das Spiel ging verloren, doch die Wohler haben an diesem Abend sehr viel gewonnen.

Josip Lasic

Am Ende wurde es fast zu deutlich. 20 Tore Differenz klingt nach einer Niederlage, die Handball Wohlen in dieser Deutlichkeit gegen den RTV Basel nicht verdient hat. Aller negativen Vorzeichen zum Trotz haben die Freiämter ein Handballfest feiern können.

Martin Laubacher, Präsident von Handball Wohlen, trägt wegen dem Coronaschutzkonzept in der Halle eine Maske. Darunter sieht man sein Lächeln nicht. Spricht man mit ihm, spürt man allerdings, dass es da ist. «Mein Ziel war ja mehr als 20 Tore zu erzielen und weniger als 40 Gegentreffer zu kassieren», erklärt er. «Es waren zwar neun Tore mehr, aber auch neun Gegentreffer zu viel. Spass beiseite, ich glaube, die Leute hatten ihren Plausch.» 250 Zuschauer durften aus Coronagründen nur in die Halle. Mit 231 Besuchern wurde fast das Maximum herausgeholt. Und denen wurde etwas geboten. Wohlen-Trainer Generoso Chechele: «Wer nicht dabei war, hat etwas verpasst.»

Experiment ist aufgegangen

Es sind rund 15 Minuten gespielt, als Checheles Co-Trainer Urs Müller sagt: «Wir machen uns keine Illusionen. Aber so ein Erlebnis gönne ich jedem der Spieler.» Zu diesem Zeitpunkt steht es 9:13 aus Sicht der Wohler. Nach einer Viertelstunde sind die Freiämter gegen ein Nationalliga-A-Team noch im Spiel. Jedes Tor der Wohler wird von der Bank und den Zuschauern frenetisch gefeiert. Ebenso jede verhinderte Torchance der Basler. Und die finden das Geschehen zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr lustig. «Das war auch mein Eindruck», sagt Wohlen-Captain Manuel Frey. «Sie haben Nerven gezeigt.»

Checheles Idee war, eine hohe Manndeckung zu spielen. «Ich wusste, dass wir auf eine konventionelle Art und Weise keine Chance haben», so Chechele. «Also dachte ich, dass wir doch etwas ausprobieren können. Wenn es nicht klappt, stelle ich nach fünf Minuten wieder um.» Das ist nicht notwendig. Wohlen spielt bis zuletzt so. Und nach dem Spiel kassiert Chechele viele Komplimente von Basel-Trainer Patrice Kaufmann. «Seine Aussage war, dass sie bis zuletzt kein Gegenmittel gegen unsere Taktik gefunden haben», erzählt der stolze Wohlen-Trainer. «Das deutliche Ergebnis sei nur der individuellen Überlegenheit ihrer Spieler geschuldet. Als Kollektiv hätten sie keine Lösung gehabt. Er hat mir sogar empfohlen, so etwas einmal in der Meisterschaft auszuprobieren.»

Spielverlauf am Ende wie erwartet

Wohlen kann das Tempo der Nationalliga-A-Mannschaft nicht halten. Nach 15 Minuten ist die Tordifferenz noch bei vier Toren. Zur Pause führt Basel schon mit zwölf Treffern Vorsprung. Am Ende sind es 20. «Sie haben Champions-League-Spieler im Kader. Es wäre völlig surreal gewesen zu glauben, dass wir gewinnen können», so Manuel Frey. «Aber wir konnten sie ärgern. Es hat Spass gemacht. Und das Positive können wir mitnehmen.»

Und Positives gab es einiges. Chechele sah beispielsweise, wie Loris Faiss, der in Wohlen nie im Rückraum links trainiert hat, auf dieser

Position Tor um Tor erzielte. «Ich wurde auf dieser Position ausgebildet und bin verletzungsbedingt eingesprungen», sagt Faiss. Sieben Tore hat er am Ende auf dem Konto. «Es ging ohnehin nur um den Spass, gegen ein NLA-Team spielen zu können. Und es war geil, gegen sie zu treffen», so Faiss lachend. Der Trainer konnte auch sehen, wie ruhig und abgeklärt einige der jungen Spieler waren. Beispielsweise Goalie Dario Koch. «Ganz ehrlich, zur Pause waren wir sogar ein wenig enttäuscht», sagt Koch, der die Partie auch genossen hat. «Als wir nur mit vier Toren Differenz hinten lagen, haben wir ganz kurz Blut geleckt. Aber es war am Ende einfach nur ein schönes Erlebnis.» Chechele: «Ich unterscheide sowieso nicht zwischen Jung und Alt. Für mich gibt es nur bereit und nicht bereit. Wir haben gesehen, dass einige Spieler mehr bereit sind als andere. Das ist aber nachvollziehbar. Wir arbeiten daraufhin, dass alle auf dieses Level kommen.»

Der Wohlen-Trainer ist sich bewusst, dass sein Team in der Meisterschaft bisher noch nicht auf dem Niveau agiert hat, das im Cup angedeutet wurde. «Wir sind aber auf dem richtigen Weg. Der Cup war für uns jetzt vor allem für die Moral wichtig. Zwei Siege im Endspurt und jetzt dieses Cupfest gegen Basel», sagt der Trainer. «Alles hat im Vorfeld von den Kadetten Schaffhausen gesprochen. Aber wir sind letztes Jahr beinahe abgestiegen. Es ist eine neue Mannschaft. Und jetzt sollen alle spüren, dass in Wohlen etwas Neues heranwächst. Wir haben unser eigenes Märchen geschrieben.»


RESULTATE HANDBALL

Schweizer Cup, 1/16-Final
Wohlen – RTV 1879 Basel 29:49.

Wohlen – Basel 29:49 (12:23)
Hofmatten. – 231 Zuschauer. – SR: Castiñeiras/ Zwahlen. Wohlen: Hofmann/Koch; Frey (2), Bieri (2), Bolliger (3/1), Trindade (1), M. Burgherr (3), Herzig, Studerus (2/1), Faiss (7), Von Ballmoos, Horn (1), Eser (1), S. Burgherr (7). Basel: Kühner/Klauer/Willimann; Engler (4), Berger (9), Khadkevich (5), Voskamp (4), Karthigaikumar (1), Esono (5), Schärer, Spende (13/5), Buob (5), Karvatski (2), Krause (1). Strafen: 4-mal 2 Minuten gegen Wohlen, 8-mal 2 Minuten gegen Basel.


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