Mit «Weggli» auf Reisen
11.08.2020 VillmergenSommerserie «Liebling auf vier Rädern»: Monique Kopp und Thomas Tschumi mit ihrem Lastwagen aus Villmergen
Mit Lastwagen Weggli reisten Monique Kopp und Thomas Tschumi schon durch die Schweiz, Frankreich und Spanien. Jetzt bauen sie ihren Lastwagen wieder um, um mit ihm nach Afrika zu reisen.
Chantal Gisler
«Das ist Weggli», sagt Monique Kopp und zeigt auf den weissen Lastwagen in der Halle. Weggli? «Ja, so haben wir ihn genannt.» Sie zeigt auf den Iveco-Schriftzug auf Wegglis Nase. «Aus Iveco wurde irgendwann Weggli. Es passt einfach.» Kopps Partner Thomas Tschumi kommt hinter dem grossen Lastwagen hervor. «Weggli ist weder weiblich noch männlich. Es passt.» Doch Weggli ist kein gewöhnlicher Lastwagen. Auf seinem Rücken trägt er anstelle eines Anhängers einen weissen Container. Auf der rechten Seite sind fünf Kamele in der Wüste aufgezeichnet worden. Auf der linken Seite in derselben Farbe ein Kompass. Neben dem Kompass steht die Tür zum Container offen. Durch eine Leiter steigen Kopp und Tschumi hinein. «Wir bauen hier noch eine ausklappbare Leiter», sagt Kopp. Weggli ist ihr ganzer Stolz: Seit einem Jahr bauen die beiden Villmerger an ihrem Lastwagen, um mit ihm auf Reisen zu gehen.
So wie im letzten Jahr, als die beiden mit Weggli in Spanien und Frankreich unterwegs waren. Tschumi beschreibt die Reise als ultimatives Gefühl der Freiheit. «Mit einem Lastwagen muss man zwar schauen, wo man überall durchfahren darf. Aber auch bei schwierigem Gelände kommen wir durch. Wir sind geländegängig mit Allrad unterwegs. Wir können uns einen schönen Ort aussuchen – irgendwo – und einfach dortbleiben. Mit 900 Litern Wasser inkl. 4-facher Filteranlage und eigener Stromversorgung können wir zirka dreissig Tage autark abseits stehen.» Man sieht die Natur mit völlig anderen Augen, wenn man mittendrin ist. Kopp erzählt: «In Spanien konnten wir in einen ausgetrockneten See hineinfahren und dort campen.» Tschumi ergänzt: «Das war einfach grossartig.»
Jeden Samstag wird gearbeitet
Seit rund einem Jahr ist Weggli bei Kopps zu Hause. Vorher war er in der Armee. «Lastwagen haben eine lange Lebenszeit», erklärt Kopp. Tschumi ergänzt: «Bei einem neueren Lastwagen gibt es mehr Teile, die kaputt gehen können, zudem braucht es Zusatzmittel wie AdBlue, welches ausserhalb Europas schwierig zu beschaffen ist. Weggli ist sehr zuverlässig.» Jeden Samstag arbeiten die beiden am Container, den Weggli auf dem Rücken trägt. Hier entsteht der Wohnbereich. Thomas Tschumi ist gelernter Elektriker und Informatiker. Er kümmert sich unter anderem um die elektronischen Teile wie das Licht im Wohnwagen.
«Nach der Reise nach Spanien und Frankreich haben wir alles aus dem Container rausgerissen, da der Ausbau nur ein Provisorium für die Zulassung als schweres Wohnmobil war», erzählt die Villmergerin. «Denn zuerst mussten wir die technischen Komponenten wie Wassertanks, Abwassertanks, Wasserleitungen, Stromleitungen, Batterien und vieles mehr in einen Zwischenboden einbauen. Das hat lange gedauert und war auch ein wenig mühsam, da man lange Zeit keine Fortschritte sehen konnte. Aber natürlich ist es ein enorm wichtiger Teil.» Im Boden stecken zwei grosse Batterien mit welchen die Beleuchtung, der Induktionsherd, der Kühlschrank und der Warmwasserboiler betrieben werden. Die vier Solarpanels, auf dem Dach montiert, liefern auch bei relativ schlechtem Wetter genug Strom, um die Batterien zu laden. «Ziel ist, dass wir 30 Tage autark leben können», sagt Kopp.
Alles muss zugeschnitten werden
Das Paar hat mittlerweile den Boden verlegt, den Schlafplatz, die Dusche und den Essbereich eingerichtet. Der Boden ist aus hellem Holz. Betritt man den Container, sind auf der linken Seite der Schlafplatz, die Dusche und die Toilette eingerichtet. Auf der rechten Seite stehen der Herd und ein Essbereich. Aktuell bauen sie die Schränke über der Kochlandschaft ein. «Wir müssen alles zuschneiden, da die Lieferanten die Grössen, die wir brauchen, oft nicht haben. Bis jetzt haben wir für den Ausbau zirka 1300 Stunden investiert. «Wir sind jeden Samstag hier und arbeiten an Weggli», sagt Tschumi. Kopp ergänzt: «Manchmal, da vergeht die Zeit so schnell, dass wir gar nicht merken, dass wieder Abend ist.»
Ihr Ziel ist es, im Winter wieder auf Reisen zu gehen. Dieses Mal in die Sahara. «Für diesen Traum müssen sie noch etwas an Weggli arbeiten. Damit er bereit für das nächste Abenteuer ist.
Monique Kopp und Thomas Tschumi sind auch dabei, eine Homepage mit weiteren Informationen für Interessierte aufzubauen. Unter www.weggli-on-tour.ch werden bisherige und neue Reiseberichte aufgeschaltet.