Gemeinsam in den Final
18.11.2022 Sport, RingenFür die RS Freiamt steht der Halbfinal an
Die Freiämter Ringer haben sich hypnotisieren lassen – und wollen im NLA-Halbfinal
Kriessern rauswerfen.
«Das bringt etwas», sagt Trainer Marcel Leutert. «Ich bin Fan», sagt ...
Für die RS Freiamt steht der Halbfinal an
Die Freiämter Ringer haben sich hypnotisieren lassen – und wollen im NLA-Halbfinal
Kriessern rauswerfen.
«Das bringt etwas», sagt Trainer Marcel Leutert. «Ich bin Fan», sagt Captain Pascal Strebel. Vor dem Halbfinalkampf in der Murianer Bachmattenhalle gegen Kriessern (Samstag, 20Uhr) haben sich die Ringer von Hypnosetherapeutin Renate Wieland «bearbeiten» lassen. Die Ringer lassen nichts unversucht auf dem Weg in den Final und wollen auch im Mentalbereich alle Möglichkeiten ausschöpfen. --spr
Hypnotisiert in den Final
Ringen, Nationalliga A, Halbfinal: Vor dem Heimkampf gegen Kriessern (Sa, 20 Uhr) gehen die Freiämter Ringer zur Hypnose
Der Pokal soll endlich wieder ins Freiamt. Auf dem Weg zum Titel schöpfen die Ringer alle Möglichkeiten aus und gehen vor dem Halbfinal gegen Kriessern ins Mentaltraining. Hypnosetherapeutin Renate Wieland hat versucht, aus den Freiämtern unter Hypnose die Höchstleistung herauszukitzeln.
Stefan Sprenger
Für einmal ist es still im Ringerkeller in Aristau. Die Freiämter Ringer liegen auf der Matte, einige haben eine Decke über dem Körper, andere ein Kissen unter dem Kopf. Die Augen sind geschlossen. Die Ringer sind tiefenentspannt. Sie haben nur einen Auftrag: zuhören. Eine Person steht: Renate Wieland. Die Hypnosetherapeutin spricht mit deutlichen Worten zu den Sportlern. «Alle für einen. Einer für alle. Ihr müsst am gleichen Strick ziehen», sagt sie beispielsweise. Mit positiven Sätzen versucht sie, die Ringer im Mentalbereich zu unterstützen. «Ob es klappt oder nicht, hängt alleine vom einzelnen Menschen ab. Ich gebe lediglich einen Schlüssel mit. Wenn man den Schlüssel dreht, klappt es.»
Strebel: «Ich bin Fan»
Nach dieser Hypnose-Session, die am vergangenen Samstag stattfand, klappt es jedenfalls bestens. Es scheint, als ob jeder Freiämter Ringer den Schlüssel dreht. Denn am Abend beim Kampf gegen Einsiedeln gewinnen die Freiämter alle zehn Kämpfe und fegen den Gegner mit 34:6 von der Matte. Fast wie in Trance.
Renate Wieland war dabei. Vor dem Kampf nervös, nach dem Sieg erleichtert. «Schön, dass es so gut geklappt hat. Vielleicht habe ich etwas helfen können», meint sie bescheiden – und kann nur schwer abschätzen, wie viel ihre mentale Unterstützung zum Erfolg beigetragen hat. Die Ringer sind aber begeistert von Wieland und dem Mentaltraining: «Ich bin Fan», sagt Captain und Olympionike Pascal Strebel. «Wenn man offen ist und hinter dem Mentaltraining steht, dann kann es einem sehr viel bringen.» Er glaubt, dass der Kantersieg gegen Einsiedeln auch zustande kam, weil das Team nach dem Hypnose-Besuch «locker und spritzig» gewesen sei. «Cool und gewinnbringend», war die Arbeit von Wieland. «Ihre ruhige Art hilft», sagt Strebel. Schon seit Jahren gehen einzelne Ringer regelmässig zu ihr und lassen sich hypnotisieren. «Sie kann Blockaden lösen», meint Strebel.
Auch RS-Freiamt-Trainer Marcel Leutert ist überzeugt, «das ist eine gute Sache. Die Jungs gehen gerne zu Renate Wieland. Und ich glaube, es bringt jedem etwas. Dem einen mehr, dem anderen weniger. Aber wenn man es an sich ranlässt, dann hilft es definitiv.» Auch Leutert weiss: «Das Mentaltraining unter Hypnose ist keine Garantie für den Sieg. Aber wir versuchen alles, was möglich ist.»
Von Raucherentwöhnung bis Panikattacken
Für die Hypnosetherapeutin ist die Arbeit mit einem Team etwas Besonderes. Normalerweise arbeitet sie mit Einzelpersonen. Leute, die Panikattacken haben, sich das Rauchen abgewöhnen oder Gewicht verlieren wollen. «Eine ganze Mannschaft zu betreuen, ist viel komplexer», meint sie. Sie hat bei ihrer Gruppen-Hypnose versucht, den Teamgeist und den Zusammenhalt zu stärken. Wieland erklärt: «Es gibt Ringer wie Pascal Strebel oder Randy Vock, die ihre Kämpfe gewinnen müssen, von denen man sehr viel erwartet. Gleichzeitig gibt es Ringer, die in ihren Kämpfen erfolgreich sind, wenn sie einen Mannschaftspunkt gewinnen können. Jeder ist wichtig.»
Wieland ist in Ringerkreisen bekannt. Seit zehn Jahren leitet sie das Generalsekretariat vom Verband (Swiss Wrestling). Dieses Amt wird sie im März 2023 abgeben. Ihr Bruder Rudolf Wieland ist seit 15 Jahren Marketing- und Sponsoringchef beim Verband. Mit ihm leitet sie ein Treuhandbüro in Benzenschwil. Das macht sie hauptberuflich, der Job als Hypnosetherapeutin ist also nur ein Nebenverdienst. Aber wer weiss: Wenn die Ringer im Halbfinal gegen Kriessern erfolgreich sind, wäre das wohl die beste Werbung für ihr Unternehmen (www.happyness4you. ch).
Die bescheidene Wieland, die nicht gerne im Mittelpunkt steht, wird verlegen. «Die Ringer liegen mir sehr am Herzen. Die Arbeit mit jungen Athleten macht mir sehr Spass», sagt sie zu ihrem Antrieb.
Wegen Lebenskrise zur Hypnose gefunden
Sie selbst fand durch eine eigene Lebenskrise zur Hypnose. Eine Trennung hat bei ihr alte Wunden aufgerissen. Trauer. Denn die 46-Jährige hat bereits in jungen Jahren erfahren, was Verlust bedeutet. Als Kind verliert sie ihren Vater an einer Krankheit, als 18-Jährige erlebt sie den Unfalltod ihres Bruders mit. «Die Hypnose hat mir später bei der Verarbeitung dieser Ereignisse sehr geholfen», erklärt Wieland – die sich vor vier Jahren zur Hypnosetherapeutin ausbilden liess.
Wieland, die in Fischbach-Göslikon aufgewachsen ist und auch heute noch dort wohnt, wird am Samstag beim Halbfinalkampf zwischen der Ringerstaffel Freiamt und der Ringerriege Kriessern dabei sein. «Ich hoffe, es klappt mit dem Sieg», sagt Wieland. Und sie hofft, dass der Schlüssel, den sie den Ringern unter Hypnose mitgegeben hat, auch von allen gedreht wird.