Kanti-Rektor Matthias Angst zum Fachkräftemangel
Auch an der Kantonsschule Wohlen wird der Fachkräftemangel beobachtet. «Allerdings», sagt Rektor Matthias Angst, «ist der sich stets verändernde Markt für uns keine ...
Kanti-Rektor Matthias Angst zum Fachkräftemangel
Auch an der Kantonsschule Wohlen wird der Fachkräftemangel beobachtet. «Allerdings», sagt Rektor Matthias Angst, «ist der sich stets verändernde Markt für uns keine Richtschnur.»
Wie verfolgen Sie den Verlauf des Fachkräftemangels und ist dies an der Kanti auch ein Thema?
Matthias Angst: Die Bewerbungslage bei der Suche nach neuen Lehrpersonen ist je nach Fach ein grosses Thema. Studierte Informatiker mit Lehrdiplom sind derzeit eher selten, während es aktuell zum Beispiel viele gut qualifizierte Deutsch- oder Sportlehrpersonen gibt. Mit Blick auf die zahlreichen Pensionierungen an allen Schulen dürfte uns dieses Thema, wie an der Volksschule bereits der Fall, zunehmend beschäftigen.
Kann die Kanti etwas beitragen zur Entspannung?
Da wir nebst wenigen Lernenden in der Verwaltung keine Berufsleute ausbilden, ist unser direkter Beitrag bescheiden. Unser Auftrag besteht darin, die Jugendlichen breit zu bilden und zu befähigen, reif fürs Studium an eine Hochschule zu gehen. Die eigentliche Fachausbildung erfolgt erst später.
Ein Vorwurf geistert immer wieder herum: Bildet die Kanti die jungen Menschen am Markt vorbei aus ... Was entgegnen Sie darauf?
Hier möchte ich auf den Unterschied zwischen Ausbildung und Bildung eingehen: Wer sich – wie die grosse Mehrheit – für den Weg der Berufsbildung entscheidet, der erhält eine bestimmte Ausbildung. Er oder sie verfügt am Ende über berufsspezifische Kompetenzen. Das ist aber nicht unser Auftrag. Wir bilden die jungen Menschen in der ganzen Breite: sprachlich, mathematisch, naturwissenschaftlich, geisteswissenschaftlich und musisch. Damit befähigen wir sie, in irgendeinem Studium eigenverantwortlich und möglichst selbstständig fachlich einzutauchen. Der sich stets verändernde Markt ist für uns keine Richtschnur.
Die Maturitätsquote wird stets diskutiert. Ist diese denn im Kanton Aargau zu tief oder zu hoch, auch im Vergleich mit anderen Kantonen?
Der Aargau hat meiner Meinung nach eine gesunde Maturitätsquote. Sie liegt klar unter dem schweizerischen Durchschnitt. Dank dem starken Berufsbildungssystem kommen mehrheitlich die Richtigen zu uns. Mit anderen Worten haben die Kantonsschulen ein grosses Interesse an attraktiven Berufslehren. Wäre dies nicht mehr der Fall, hätten wir nicht nur eine steigende Quote, sondern auch die Falschen an der Mittelschule.
Der Vorwurf ist ab und zu zu hören: Schon in der Bez, danach in der Kanti herrscht ein (zu) starkes Elitedenken. Ist das gut und welche Vorteile hat das?
Diese Suggestivfrage verstehe ich nicht. Wer hat dieses sogenannte «Elitedenken» festgehalten und was ist darunter zu verstehen? Falls damit die Vorstellung angedeutet wäre, dass alle Bez-Schülerinnen und -Schüler an die Kanti gehen, dann wurden die Statistiken falsch gelesen. Ein beträchtlicher Teil nimmt nämlich eine Berufslehre in Angriff. Oder anders gesagt: Vom schulischen Leistungsvermögen her könnten jetzt schon viel mehr an die Kanti. Das tun sie aber nicht, weil in unserem dualen Bildungssystem nicht nur ein Weg zum Ziel führt. Es gibt also keinen elitären Königsweg, und das ist gut so. --dm