Abfallentsorgung wird billiger

  20.11.2020 Muri

Die Gemeinde entscheidet sich gegen eine flächendeckende Einführung von UFC-Containern

20 Prozent weniger für einen Güselsack, fast 30 Prozent tiefere Grundgebühren: Mit dieser vorübergehenden Anpassung will die Gemeinde den gesetzlichen Vorgaben entsprechen, nach denen sie keinen Gewinn mit der Entsorgung erwirtschaften darf.

Als der Gemeinderat im Sommer 2017 entschied, in Muri flächendeckend Unterflurcontainer (UFC), also im Boden versenkte Kehrichtsammelstellen, einzurichten, war er damit in bester Gesellschaft. Zahlreiche Schweizer Gemeinden und Städte machten sich Überlegungen in dieser Richtung oder verfügten bereits über UFC-Stellen. Was fehlte, waren vielerorts verlässliche Auswertungen über die effektiven Betriebskosten.

Dafür sprachen hingegen eine ganze Reihe offensichtlicher Vorteile: Wird unterirdisch entsorgt, liegen nicht überall im Dorf Abfallsäcke herum. Das sieht schlecht aus und ist eine Einladung an Tiere, die sich mit Vergnügen am Abfall zu schaffen machen. Ausserdem wird die Entsorgung auf eine überschaubare Anzahl Sammelstellen reduziert, und die Kehrichtabfuhr muss nicht alle naselang Abfall einsammeln.

Massiv höhere Abfuhrkosten

Zwei solche UFC-Container-Standorte sind seither eingerichtet worden, einer im LUWA-Areal, einer im Dorfpark. Erste Erfahrungswerte haben nun aber gezeigt, dass die Abfuhrkosten massiv höher sind als ursprünglich angenommen. Hinzu kommt, dass UFC-Container zur illegalen Entsorgung verführen: Durchschnittlich zehn Prozent des Abfalls, der entsorgt wird, gehört nicht hierhin, oder es werden dafür keine Gebührensäcke benützt. Der Gemeinderat hat aufgrund dieser Erkenntnisse die Vor- und Nachteile sowie die Kosten von UFC-Containern nochmals sorgfältig prüfen lassen. Mit dem Resultat, dass es sich für Muri unter dem Strich nicht auszahlt, flächendeckend UFC-Container einzurichten. Rund 60 Sammelstellen wären nötig, will man endlos lange Wege zum Entsorgungsplatz vermeiden, was bei mindestens 22 000 Franken pro UFC-Container nicht nur zu hohen Investitionen führen würde, sondern insgesamt vor allem auch zu deutlich höheren Entsorgungskosten: «Wir müssten die Entsorgungsgebühren erhöhen», ist Vizepräsidentin und Ressortvorsteherin Milly Stöckli überzeugt. Auch die zehn Prozent illegale Entsorgung in den UFC sind für den Gemeinderat nicht tolerierbar. Man wird einen Sack-Erkennungschip zulasten der Benützer in den bereits erstellten UFC einbauen lassen müssen.

Erfahrungswerte fehlten

Hätte man dies nicht im Vornherein wissen können? «Nein», sagt Milly Stöckli, «für eine exakte Berechnung der Kosten fehlten uns ganz einfach die Erfahrungswerte – auch von anderen Gemeinden. Wir sind froh, dass wir diese zwei Jahre nutzen konnten, um diese Erkenntnisse zu erhalten.» Während die Entsorgung auf dem UFC-Weg für Städte aufgrund ihrer Einwohnerdichte in der Regel interessant ist, sieht dies auf dem Land vollkommen anders aus. «Hier werden UFC-Container erst dann sinnvoll, wenn es sich um eine kompakte Siedlung mit mehr als 50 Wohneinheiten handelt», so Milly Stöckli weiter.

Und genau das soll in Muri künftig zur Regel werden: Neue Überbauungen mit über 50 Wohnungen sollen – auf eigene Kosten – UFC-Container einrichten müssen.

«Container für alle» statt UFC

Die Idee, Kehricht gesammelt zu entsorgen, ist damit allerdings nicht ganz vom Tisch. Mit der Aktion «Container für alle» will der Gemeinderat ab nächstem Jahr Haushalten und Betrieben auf Wunsch gratis Container zur Verfügung stellen und sieht dafür ein Budget von 50 000 Franken fürs erste Jahr vor. Danach soll jährlich ein gewisser Betrag für diese Aktion gesprochen werden.

Mit dem Entscheid, UFC-Container in Muri nicht flächendeckend einzuführen, braucht es nun auch das zu diesem Zweck geäufnete Kapital nicht mehr. Der Gemeinderat hat deshalb entschieden, es den Einwohnern wieder gutzuschreiben: Die Grundgebühr soll von heute 49.80 Franken auf 35 Franken gesenkt werden. Gleichzeitig soll die Kehricht- und Gewichtsgebühr um 20 Prozent reduziert werden. Eine Rolle 35-Liter-Gebührensäcke – heute 22.90 Franken – wird dann 18.30 Franken kosten.

Mit den neuen Gebühren und Abgaben soll in den kommenden Jahren kein Gewinn bei der Abfallbewirtschaftung mehr erzielt und das Eigenkapital, das nur zweckgebunden investiert werden darf, auf das gesetzlich vorgesehene Mass abgebaut werden. --red


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