Alle wollen die Freiheit spüren
10.07.2020 Region OberfreiamtDie Strewo Camper-Shop GmbH in Waltenschwil hat im Moment eine Menge zu tun
Seit 40 Jahren vermietet und verkauft Theo Strebel Wohnwagen und Reisemobile. Das passende Zubehör findet man ebenfalls im Shop. Das Geschäft läuft schon seit Jahren gut. Doch was er in diesem Jahr erlebt, ist selbst für den erfahrenen Camper-Fachmann speziell.
Sabrina Salm
Seine Siebensachen zusammenpacken, einsteigen und losfahren. Die Reiseform mit dem Wohnwagen oder mit dem Reisemobil verbindet Naturverbundenheit und Flexibilität. Selbstbestimmend kann man entscheiden, wohin einen der Weg führt und wo man sich niederlassen will. Die individuellen Reiseträume lassen sich schnell verwirklichen. Ob als Familie oder zu zweit – Campingferien erfreuen sich bei unterschiedlichsten Altersklassen grosser Beliebtheit. Diese Freiheiten können Wohnmobilreisende trotz der bestehenden Unsicherheiten durch den Covid-19-Virus geniessen. Hygiene- und Abstandsregeln können problemlos eingehalten werden.
Dies merkt auch das Team des Strewo Camper-Shops in Waltenschwil. Dieses Jahr laufe aussergewöhnlich viel, sagt Firmeninhaber Theo Strebel. Juni und Juli seien schon immer gute Monate gewesen. Doch die jetzige Zeit beschreibt Strebel als die «stressigste», die er in den vergangenen 40 Jahren erlebt hat.
Die Lieferketten kommen zum Erliegen
Kurz nach dem Lockdown wurden viele Mietanfragen storniert. Doch kaum waren die Lockerungen da, stiegen diese wieder. Auch im Verkauf ging es drunter und drüber. Mehrere Fahrzeugauslieferungen pro Tag hätten sie. «Kaum kommen die Neuwagen an, sind sie auch schon wieder weg. Wie warme Weggli. Eigentlich erleben wir gerade einen Traum», gesteht Strebel. «Aber im Moment ist es eher eine extreme Belastung für uns.» Es kommt, auch bei schon lange bestellten Fahrzeugen, zu Lieferengpässen. Fast alle europäischen Hersteller haben die Produktion vorübergehend eingestellt. «Die Letzten beissen die Hunde», beschreibt Theo Strebel die Situation seiner Firma. «Wir sind die Letzten in der Lieferkette und haben den direkten Kundenkontakt. Wir bekommen natürlich auch ihren Frust ab, wenn ihr Fahrzeug noch nicht geliefert werden konnte.»
Theo Strebel nutzte die in der Region bestehende Marktlücke und gründete 1980 den Strewo Camper-Shop (Strewo = Strebel Wohlen). Er verkaufte fortan Zubehör für den Ausbau von Fahrzeugen zu Wohnzwecken und baute auch selber Fahrzeuge nach Kundenwünschen aus. Er traf damit einen gewaltigen Nerv, konnte ein stetiges Wachstum verbuchen. 1998 erfolgte ein grosser Schritt in der Firmengeschichte. Theo und Astrid Strebel konnten das neu erstellte, grosszügig konzipierte Firmendomizil in Büelisacker beziehen. Aus der Einzelfirma Strewo Camper-Shop wurde eine GmbH. Zurzeit beschäftigt die Strewo zehn Mitarbeiter. Ab dem 1. August bekommt das Team durch einen neuen Mitarbeiter Verstärkung.
Campingplätze sind rar
Der Trend, mit dem Campingwagen in die Ferien zu gehen, ist nicht neu. Corona hat ihn einfach noch mehr beschleunigt und macht auf eine andere Problematik aufmerksam: das mangelnde Angebot an Campingplätzen in der Schweiz. «Die Schweizer bleiben in der Schweiz und andere aus anderen Ländern kommen trotzdem. Es wird eng auf den Campingplätzen.» Es fehle aber an Bewilligungen für Campingplätze, ist Strebel überzeugt. Auch Wiesen, wo man sein Zelt aufschlagen dürfe, gebe es wenige. «Die Regeln sind sehr streng. Diese sollten in Anbetracht der Camper-Zunahme gelockert werden.» Ein Umdenken müsse stattfinden.
«Die Leute möchten sich etwas gönnen»
Theo Strebel ist nicht nur ein Berater und Verkäufer für Campingausrüstung. Er ist selber ein leidenschaftlicher Camper und fährt fast an jedem Wochenende aus. Und Campingferien sind bei ihm jedes Jahr gesetzt. «Natürlich verstehe ich die Leute, die mit dem Wohnwagen in die Ferien wollen und so dem Ruf der Freiheit nachgehen», sagt er. Er hat das Gefühl, die Leute möchten sich mit dem Kauf eines Reisemobils etwas gönnen. «Das war schon immer so. Doch seit Corona und dessen Massnahmen ist es extremer geworden.» Viele hätten die Nase voll zu Hause zu bleiben. Buchungen ins Ausland seien immer noch ungewiss. «An einem Wohnwagen oder Reisemobil weiss man, was man hat. Sein eigenes Häuschen hat man immer dabei.»