«Alles hängt zusammen»
31.10.2025 Bremgarten, BaugewerbeRund 140 Interessierte informierten sich über den neuen Bushof und die Zürcherstrasse
Die Bevölkerung diskutierte engagiert über den neuen Busbahnhof und die Umgestaltung der Zürcherstrasse. Trotz offener Fragen war die Stimmung am Infoabend ...
Rund 140 Interessierte informierten sich über den neuen Bushof und die Zürcherstrasse
Die Bevölkerung diskutierte engagiert über den neuen Busbahnhof und die Umgestaltung der Zürcherstrasse. Trotz offener Fragen war die Stimmung am Infoabend mehrheitlich positiv: Das Grossprojekt gilt für viele als Chance für ein moderneres, sichereres Bremgarten.
Sabrina Salm
«Es ist wie ein Puzzle aus vier Teilen», sagte Stadtrat Stephan Troxler gleich zu Beginn des Infoabends im Bremgarter Zeughaussaal. Rund 140 Personen wollten wissen, was mit der geplanten ÖV-Drehscheibe auf sie zukommt.
Die Stadt, der Kanton, die Aargau Verkehr AG (AVA) und der Bund arbeiten seit Jahren am Gesamtprojekt. Dazu gehören der neue Busbahnhof, die Umgestaltung der Zürcherstrasse, der Ausbau der Gleisanlagen und Neubauten auf dem Bahnhofsareal. Zwei dieser Bausteine – Busbahnhof und Zürcherstrasse – kommen an der Winter-«Gmeind» vors Volk.
Busbahnhof als Herzstück
Im Fokus des Infoabends stand klar der geplante Bushof. Er soll die heutige Busendhaltestelle am Obertorplatz ablösen und die Busse direkt an den Bahnhof Bremgarten verlegen – ein entscheidender Schritt, um die Umsteigebeziehungen zu verkürzen und den Anforderungen an Barrierefreiheit und Verkehrssicherheit gerecht zu werden. Fünf Bushaltekanten, ein Taxistandplatz sowie rund 50 zusätzliche Veloabstellplätze sind vorgesehen. Unter dem Bushof entsteht eine zweistöckige Tiefgarage, wovon das erste Untergeschoss als Park-and-Ride-Anlage zur Verfügung stehen wird und die mit jener des City Centers verbunden wird. Auf dem Dach soll später das neue Bahnhofsgebäude «Gleis 1» der AVA mit Büros folgen. «Wir erfüllen damit endlich das Behindertengesetz und schaffen einen funktionstüchtigen, sicheren Verkehrsknoten», sagte Oliver Morel, Projektleiter der Abteilung Verkehr des Kantons Aargau.
Neben dem Bushof wurde auch die geplante Umgestaltung der Zürcherstrasse nochmals vorgestellt. Sechs neue Fussgängerstreifen, durchgehende Trottoirs, rund 50 Bäume und Flanierbereiche sollen die bisherige «Asphaltlandschaft» in einen einladenden Strassenraum verwandeln. Der Projektleiter der Abteilung Tiefbau vom Kanton, Thomas Meile, betonte den Beitrag zur Steigerung der Aufenthaltsqualität: «Wir wollen weg von der Asphaltwüste. Die Begrünung sorgt für Kühlung im Sommer und eine starke Lärmreduktion.» Velostreifen hingegen wird es nicht geben – sie mussten zugunsten des Mittelstreifens und der Bepflanzung weichen, was zu Diskussionen führte. Varianten mit Velostreifen seien geprüft, aber wieder verworfen worden. «Es hat sich gezeigt, dass ein Mittelstreifen zwischen den Fahrspuren querende Fussgänger besser schützt und den Verkehr verlangsamt. Dank dem Mittelstreifen kann man Velofahrer viel sicherer überholen. Die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden wird erhöht durch einen Mittelstreifen.»
Stimmung zwischen Skepsis und Zustimmung
Die Stadt wollte wissen, wie die Bevölkerung das Projekt einschätzt – und setzte dabei auf ein interaktives Mentimeter-Voting. Das Ergebnis: Die meisten der Anwesenden nutzen den Bus ab Obertor zwar nur gelegentlich, doch die Mehrheit sieht im Projekt eine Verbesserung der heutigen Situation. Ebenfalls empfand die Mehrheit das Gesamtprojekt als Verbesserung. Bedenken gab es etwa beim Schulweg wegen der Verkehrsführung beim Knoten «Kuzeb» oder bei der Rabatten-Anordnung entlang der Zürcherstrasse. «Das ist erst eine Visualisierung», beruhigte Bau-Abteilungsleiter der Stadt Stefan Walder. «Die genaue Ausgestaltung folgt erst mit dem Auflageprojekt nach der Kreditbewilligung.» Kritisiert wurde auch, dass mit dem Wegfall des Busbahnhofs am Obertor die Verbindung zur Altstadt auf der Strecke bleibt. «Das sehe ich nicht so», meint Stephan Troxler. «Das Städtli wird vielmehr zum Bahnhof gebracht – dann fängt es bereits hier an.» Was wäre, wenn der Souverän beispielsweise die Umgestaltung der Zürcherstrasse ablehnen würde? «Dann würde der Kanton ein neues Projekt ausarbeiten und alles bleibt bisher beim Alten.» Auch Stadtammann Raymond Tellenbach betonte die Notwendigkeit des Projekts: «Wir können am Obertorplatz keine Bushaltestelle mehr betreiben. Der Platz ist ausgeschöpft und genügt den heutigen Anforderungen nicht mehr.» Der neue Bahnhof sei eine Chance, mehr Menschen auf den öffentlichen Verkehr zu bringen.
Die Kosten von rund zehn Millionen Franken für den Bushof teilen sich Kanton und Stadt. Der Bund beteiligt sich voraussichtlich über das Agglomerationsprogramm. Für das Projekt der Zürcherstrasse wird mit 7,8 Millionen gerechnet. Der Kanton übernimmt den Grossteil dieser Kosten. Auch hier beteiligt sich voraussichtlich das Agglomerationsprogramm des Bundes. Auf die Stadt kommen so inklusive Leitungsbau rund 4 Millionen Franken Kosten zu. Alles zusammen belasten die beiden Teilprojekte die Stadtkasse mit fast 8,5 Millionen Franken. Eine Steuererhöhung sei deswegen aber im Moment nicht nötig, so die Verantwortlichen – das Projekt sei im Finanzplan über mehrere Jahre bereits berücksichtigt.
Weichenstellung an der Winter-«Gmeind»
Die ÖV-Drehscheibe ist Teil einer langfristigen Stadtentwicklung, die Bremgarten als ländliches Zentrum im urbanen Raum stärken soll. Erst wenn Bushof und Zürcherstrasse realisiert sind, wird auch der Obertorplatz umgestaltet – möglicherweise im Rahmen eines Wettbewerbs unter Einbezug der Bevölkerung. Gleichzeitig sind auch neue Ideen im Umlauf: Ein kleiner Ortsbus könnte künftig Unter- und Oberstadt verbinden. Und ein Restaurant beim Bahnhof soll es nach dem Umbau wieder geben – «mit Aussenbestuhlung, sofern sich ein Pächter findet», versprach AVA-Vertreter Mathias Grünenfelder. Am Ende des Abends zeigte sich: Die Mehrheit der Anwesenden scheint die Projekte grundsätzlich zu unterstützen. Der Bremgarter Stadtrat will die Chance nutzen, mit einer modernen ÖV-Drehscheibe und einer aufgewerteten Zürcherstrasse ein neues, einladendes Tor zur Altstadt zu schaffen. Ob die Zuversicht vom Infoabend bis zur Winter- «Gmeind» anhält, wird sich am 27. November zeigen.
Die Informationen über die ÖV-Drehscheibe sind auf der Website www.perspektive-bremgarten.chzufinden.


