Anstossen auf ein rundes Jubiläum
10.10.2023 MuriIn gutem Wein steckt viel Arbeit
Viel Lob für das Rebbergteam am Winzerfest
Der Murianer Stiefeli-Ryter ist der beste Weisswein aller Ortsbürgergemeinden im Kanton. Es ist einer der Erfolge, die die 50-jährige Geschichte des ...
In gutem Wein steckt viel Arbeit
Viel Lob für das Rebbergteam am Winzerfest
Der Murianer Stiefeli-Ryter ist der beste Weisswein aller Ortsbürgergemeinden im Kanton. Es ist einer der Erfolge, die die 50-jährige Geschichte des Rebbergs schrieb und die am Winzerfest wieder auflebte.
Walter Minder
Die Prämierung des Ortsbürger-Weins fand damals im August unter Leitung des Branchenverbandes Aargauer Wein statt, zur elf köpfigen Jury gehörten unter anderen Regierungsrat Dieter Egli, Grossratspräsident Lukas Pfisterer und die Weinakademikerin und Sommelière Lidwina Weh aus Wohlen. Es wurden insgesamt sechs Weine der Traubensorte Riesling-Sylvaner mit Jahrgang 2022 degustiert und nach Kriterien wie Geruchsintensität, Süsse, Farbe, Aromatik und Finale bewertet.
Dass sich der Stiefeli-Ryter zum zweiten Mal die Lorbeeren holte, ist dem Rebberg-Team der Ortsbürgergemeinde Muri sowie Rebmeister Thomas Lindenmann zu verdanken. Im bekannten Weingut Lindenmann in Seengen werden die Murianer Weine gekeltert und abgefüllt. Die herausfordernde Arbeit im Rebberg erledigt ein Team von sechs Ehrenamtlichen unter der Leitung von Rebbergchef Rolf Stöckli.
Viele Komplimente
Am Samstag fand in der Murianer Bogenhalle ein Jubiläums-Winzerfest statt, wurden doch vor fünfzig Jahren, im Frühling 1973, die ersten Rebstöcke der Sorte Riesling x Sylvaner im Rebberg der Ortsbürgergemeinde gesetzt. Beim offerierten Apéro konnten der Stiefeli-Ryter, der Klosterfelder (Blauburgunder) und der Tribus (Gamaret) degustiert werden. Und für alle drei Weine durfte das Rebbergteam sehr viel Lob und Anerkennung entgegennehmen.
Natürlich bot der Anlass auch ganz viel Raum, um in den Erinnerungen aus 50 Jahren Rebberg zu schwelgen und sich auszutauschen.
Seit fünfzig Jahren pflegt die Ortsbürgergemeinde Muri einen eigenen Rebberg
Die Bogenhalle beim Schulhaus Kloster war letztlich zu klein für die vielen Gäste, die am Samstag der Einladung zum Jubiläums-Winzerfest folgten. Aber dank dem schönen Herbsttag und der Flexibilität des Organisationsteams konnte rasch eine Lösung gefunden werden.
Walter Minder
Der sonnige Herbsttag mag dazu beigetragen haben, dass die Anzahl Besuchende die Erwartungen der Organisatoren deutlich übertroffen hat. Bereits beim offerierten Jubiläums-Apéro war der Platz vor der Bogenhalle sehr gut belegt, das Serviceteam hatte alle Hände voll zu tun. Schon bald mussten zusätzliche Weingläser organisiert werden, Flasche um Flasche wurde entkorkt, wobei sich die meisten Gäste für den «Stiefeli-Ryter» entschieden. Mit jedem Glas stieg das Stimmungsbarometer, man nutzte die Gelegenheit für Gespräche mit Bekannten und Unbekannten.
45 Minuten im Sud gelegen
Bereits vor Beginn des Apéros wurde der mit Holz beheizte Waschkessel mit Würsten der Murianer Metzgerei Marti gefüllt. Das spezielle Aroma erhalten Treberwürste durch Zugabe von Rotwein und ausgepresstem Traubengut, wobei die Würste rund 45 Minuten im Sud liegen.
Ortsbürger-Gutsverwalter Josef Stierli ahnte bald, dass die knapp 150 Sitzplätze in der Bogenhalle nicht genügen würden. Also wurden zusätzliche Festbänke im Freien aufgestellt, sodass letztlich alle der rund 200 Gäste einen Platz fanden. Hanspeter Frey, Präsident der Ortsbürgerkommission, fasste die Situation kurz und bündig zusammen: «Wir waren ziemlich im Stress.» Das tat der hörbar guten Stimmung in der Bogenhalle aber keinen Abbruch. Zudem sorgte das Service- und Buffetteam mit Unterstützung der Treberwurst-Equipe dafür, dass alle Gäste möglichst rasch einen schön dekorierten Teller vor sich hatten. Da die Kapazität des Waschkessels aber beschränkt war, musste der eine oder andere Gast ein bisschen länger warten. Dabei brachten nicht alle die dafür notwendige Geduld auf. Dennoch wurde man für das Warten mit einer exzellenten Treberwurst und feinem Kartoffelsalat belohnt.
Ein aussergewöhnliches Weinjahr
Stierli lobt das Weinjahr 2023 in den höchsten Tönen. «Es ist bezüglich Qualität und Menge das beste Jahr seit dem ersten Wümmet 1976.» Vor zwei Jahren verursachte ein Hagelzug einen Totalausfall im Rebberg, 2022 lieferten die Reben nur wenig Ertrag. «Heuer konnten wir dem Weingut Lindenmann über zehn Tonnen Trauben zur Kelterung liefern, das gibt eine stattliche Anzahl Flaschen Stiefeli-Ryter, Klosterfelder und Tribus.» Was zwar auf den ersten Blick erfreulich ist, aber der Verkauf der Ortsbürgerweine ist heute ein Sorgenkind. «Der Markt wird mit Aktionsangeboten und ausländischen Weinen überflutet, viele Konsumenten haben zudem immer noch im Kopf, dass hiesige Weine qualitativ viele Wünsche offen lassen.» Dem sei aber nicht so, «die Qualität braucht dank konsequentem Ausbrechen im Frühling und der dadurch geringeren Traubenmenge keinen Vergleich zu scheuen».
Zudem legen Ortsbürgergemeinde und Rebmeister Thomas Lindenmann grossen Wert auf sorgsame Pflege, einen schonenden Umgang mit der Natur und eine professionelle Kelterung.
Zu einem Kloster gehört ein Rebberg
Für Frey ist klar: Zu einem Kloster gehört ein Rebberg. Darum freut er sich, dass 1973 auf Initiative von Josef Räber und Alfred Frey die ersten Rebstöcke der Traubensorten Riesling-Sylvaner und Blauburgunder am Hügel über dem Lindenfeld gesetzt wurden. 2015 wurde ein Drittel des Rebbergs zudem mit der Sorte Gamaret bepflanzt. Bruno Jenny gehört dem Rebbergteam bereits seit 19 Jahren an: «Pro Jahr arbeitet jeder von uns mindestens 250 Stunden im Rebberg.» Der enorme zeitliche Aufwand würde aus seiner Sicht einen Preis von 40 Franken für eine 75-cl-Flasche Klosterfelder rechtfertigen. Auch für ihn ist die Aktionitis-Mentalität vieler Konsumenten mit ein Grund, dass es nicht einfach ist, den anerkannt guten Ortsbürgerwein zu verkaufen.
Bezug der Murianer Weine bei Josef Stierli (079 962 99 71, josef.stierli@bluewin.ch) oder in den Fachgeschäften Chäsi Wey, Landi Muri und Staubli Getränke.




