Auf Tuchfühlung mit ihrem Helden
09.09.2025 Schwingen, Aristau, Sport, TraditionenEinen langen Weg gekrönt
Aristau und der Schwingklub Freiamt feiern Joel Strebel und seinen dritten Kranzgewinn
Das Dorf ist geschmückt von begeisterten Schwingsport- und Joel-Strebel-Fans. Rund vierhundert Gäste kamen, um zu ...
Einen langen Weg gekrönt
Aristau und der Schwingklub Freiamt feiern Joel Strebel und seinen dritten Kranzgewinn
Das Dorf ist geschmückt von begeisterten Schwingsport- und Joel-Strebel-Fans. Rund vierhundert Gäste kamen, um zu feiern. In den Reden wird seine Leistung gewürdigt, mit vielen Emotionen und Freudentränen.
Verena Anna Wigger
Eine grosse Menschenmenge empfängt ihren erfolgreichen Schwinger auf dem Schulhausplatz in Aristau. Alle wollen ihm die Hand schütteln und jeder will Joel Strebel gratulieren. Als er dann schliesslich die Bühne der Turnhalle betritt, gibt es tosenden Applaus. Fähnchen mit der Aufschrift «Mer fäned för de Joel Strebel» werden geschwenkt und Freudenrufe sind zu hören.
Der Technische Leiter des Nordwestschweizer Schwingerverbands (NWS) Guido Thürig ordnete in seiner Ansprache den dritten Kranzgewinn von Joel Strebel ein. Denn auch er habe im Vorfeld des ESAF Joel Strebel für den Kranzgewinn eingeplant. «Du hast mich nicht enttäuscht», sagt er zu Strebel. Thürig würdigt den Weg der letzten 14 Monate von Strebel. Damals sei er im Spital gelegen und habe sich von der Operation erholt. Weiter führt er aus, wer einen Kranz am Eidgenössischen gewinnen will, müsse zugunsten des Sports auf vieles verzichten. Das weiss Thürig aus eigener Erfahrung. «Doch heute Abend ist Zeit, um zu geniessen», so Thürig. Denn ein Eidgenössisches habe seine eigenen Regeln. Diese seien sehr speziell. Da passiere es auch, dass Favoriten auf dem Rücken liegen. Solche Hürden habe Strebel in den vergangenen Monaten und am Fest mehrfach überwunden. Es gehe darum, seinen eigenen Weg zu gehen, so Thürig weiter, und auf diesem Weg gebe es Aufs und Abs. «Mich freut es, dass du zu dieser historischen Mannschaft in Mollis gehört hast», so Thürig über die acht Kranzgewinne des NWS am ESAF. «Und du hast dein Ziel erreicht», freut er sich über die Leistung seines Schwingers. Worauf der Applaus nochmals herzlich aufflammt.
Aristau empfängt Joel Strebel mit einem Umzug durchs Dorf und einer Feier in der Turnhalle
In der Heimat wird er gefeiert. Joel Strebel, der mit dem dritten eidgenössischen Kranz Freiämter Sportgeschichte schreibt, ist überwältigt und meint: «Danke, dass ihr alle da seid.» Gefeiert wurde bis in die frühen Morgenstunden.
Verena Anna Wigger
Marco Küng ist Präsident des SK Freiamt. Doch er ist auch ein guter Freund von Joel Strebel – und das schon seit der Zeit als Jungschwinger. «Einen dreifachen Eidgenossen in den Reihen zu haben, bringt auch beste Werbung für den Nachwuchs mit sich», sagt Küng.
In seiner Ansprache geht Marco Küng ebenfalls auf den Weg ein, welchen Joel Strebel im letzten Jahr gegangen ist. Und er hebt den Kampfgeist seines dreifachen Eidgenossen heraus, welcher ihn zum Kranzgewinn geführt hat, dann blickt er Voraus. Küng hofft, «dass du uns auch in der nächsten Saison wieder zum Feiern bringst».
Ein bewegender Gewinn
Joel Strebel dankt ganz vielen Menschen. Besonders Leonz Küng, Betreuer der Freiämter Schwinger, er erhält von ihm grosse Wertschätzung. «Du musst nochmals für drei Jahre verlängern», sagt Strebel – während ein Raunen durch die Halle geht. 2028 ist das nächste ESAF in Thun. Strebel wird dabei sein. Und Küng? Sein Gesichtsausdruck verrät, dass er es wohl tun wird. Wie könnte Küng auch anders, dieser Schwinger-Experte, der immer die richtigen Worte findet, begleitet die Freiämter Schwinger schon viel zu lange, als dass er jetzt einfach abtreten würde.
Joel Strebel blickt auch in seiner Dankesrede nochmals kurz zurück und erzählt von seinen Eindrücken am ESAF in Mollis. Wie er am Ende nach acht Gängen einfach merkte, alles gegeben zu haben und «da war nichts mehr im Tank». Er weiss, wie es ist, von zuoberst ganz nach unten zu fallen. Dies hat er in der vergangenen Saison erlebt und sich wieder auf den Weg nach oben gemacht. Denn für Strebel ist klar: «Schwingen ist alles für mich.» Dafür hat er die letzten Monate gearbeitet und gekämpft.
Emotionen zeigen
Der Empfang, die Reden und die vielen Gratulationen bewegten den dreifachen Eidgenossen; wie viel es ihm bedeutet, zeigten auch die Emotionen, die Strebel während seiner Dankesrede überwältigten. «Es bedeutet mir sehr viel.»
Nun gelte es, sich zu erholen und Ferien zu machen. Und dann fange alles wieder von vorne an. Der Aufbau und die Ausrichtung nach Thun, wo es das nächste Eidgenössische Schwingfest geben wird. Und bis dahin gelte es, Schritt für Schritt zu machen.
Mutter Christine Strebel hatte während der ganzen Zeit in der Halle Tränen in den Augen – vor Stolz. Auch in dem Moment, als Joel Strebel seinen Sieg am Teilverbandsfest in Neuchâtel erwähnt. Und dass er an jenem Abend von der gravierenden Verletzung von Andreas Döbeli hörte. «Wir sind so dick befreundet. Ich konnte mich an diesem Abend gar nicht über meinen Sieg freuen, sondern ich war so mies drauf, weil es Res Döbeli erwischt hat.» Und auch da kämpfen beide mit den Emotionen – Joel Strebel und Andreas Döbeli. Und man spürt, hier geht es um mehr als um Sport. Es geht um Freundschaft.
Einer der ihren aus dem Dorf
Schon beim Rundgang durchs Dorf, angeführt von den Trychlern, den Dorfvereinsfahnen und vom Schwingklub Freiamt, wird Joel Strebel gefeiert. Bejubelt wird er unterwegs von den zahlreichen Zaungästen am Strassenrand. Im Dorf hängen Dekorationen, die dem Eidgenossen zu seinem Erfolg gratulieren. Bevor der Umzug beim Schulhaus endet und die offizielle Feier starten kann, heisst es geduldig warten. Denn alle wollen ihrem Joel Strebel gratulieren, aber auch Fotos mit Strebel sind gefragt. Denn die kleinen und grossen Fans wollen die Chance packen und ihrem Helden und dreifachen Kranzgewinner persönlich beglückwünschen.
Vom Erfolg inspiriert
Geehrt werden an diesem Abend auch seine Schwingkollegen, die mit in Mollis waren. Für Pascal und Philip Joho war es die zweite Teilnahme an einem Eidgenössischen. Jonas Wüthrich war das erste Mal dabei. Alle drei sind stolz und glücklich, Joel Strebel als Vorbild und Klubkollegen zu haben, der für sie auch Motivation ist. Philip Joho sieht das Schwingen als Ausgleich zu seiner Arbeit und zum Studium. Ihn freut es, dass er acht Gänge durchschwingen konnte. Bruder Pascal Joho, der ebenfalls das zweite Eidgenössische bestritt, ist glücklich, acht Gänge geschwungen zu haben. Er hat Respekt vor den Leistungen, die erbracht wurden, kann sich aber mehr vorstellen. «Es könnte sein, dass aus einem Traum auch Realität werden darf», beschreibt Joho seine Ambitionen auf ein künftiges ESAF. Jonas Wüthrich, der vier Gänge in Mollis geschwungen hat, findet den Erfolg von Strebel «mega». «Das gibt Rückenwind, dass man auch mal dorthin kommt.»