Aufgeregt und voller Vorfreude
10.01.2025 MuriVom 17. bis 19. Januar startet «Musik im Festsaal» in die neue Saison mit dem neuen Leiter Pascal Hüppi
Die Konzertreihe steht unter neuer Leitung. Und Pascal Hüppi bringt sogleich seine Ideen ein. Er lanciert etwa den Zyklus «Puls von Muri» ...
Vom 17. bis 19. Januar startet «Musik im Festsaal» in die neue Saison mit dem neuen Leiter Pascal Hüppi
Die Konzertreihe steht unter neuer Leitung. Und Pascal Hüppi bringt sogleich seine Ideen ein. Er lanciert etwa den Zyklus «Puls von Muri» und stellt dabei im Hinblick auf das grosse Klosterjubiläum 2027 verschiedene Gefühle ins Zentrum und geht sie musikalisch an. Dass er eine Musikreihe leitet, ist für den 31-Jährigen Neuland.
Annemarie Keusch
Dass Angst das erste Gefühl ist, das bei «Puls von Muri» beleuchtet wird, ist kein Indiz. Pascal Hüppi lacht. «Nein, ich habe keine Angst davor, dass das von mir zusammengestellte Programm nicht ankommt. Schliesslich treten internationale Stars wie Juliane Banse, Daniel Heide, Lia Pale oder Sebastian Kohlhepp auf. Aber ich habe Respekt.» Respekt vor den Reaktionen eines ihm unbekannten Publikums, aber auch Vorfreude, «sein» Publikum bald kennenzulernen. Aufregung, gepaart mit ganz viel Lust, dem Publikum seine Gedanken zum Programm offenzulegen. «Ich bin froh, dass es nun losgeht», sagt Hüppi. Was das Publikum erwartet? Allgemein versuche er einen guten Mix zwischen Bewährtem und Neuem auszuprobieren. Hüppi spricht von klassischen Liederabenden, aber auch von seiner Experimentierfreudigkeit. «Es soll auch Aufführungen geben, die herausfordern, aber darin hoffentlich auch zugänglich werden.» Pascal Hüppi scheut sich nicht davor.
Am Anfang stand die Guggenmusik
Im Gegenteil, schon am ersten Konzertwochenende wagt er ein solches Experiment. Und erst noch mit seinem eigenen Gesangskollektiv. Präsentiert wird zum Auftakt Schuberts «Winterreise» in vier Fassungen. Mit hochkarätiger Besetzung und trotzdem etwas anders. «Zum Beispiel wage ich ganz im Sinne des letztjährigen Projekts ‹Venus von Muri› mehrere weibliche Interpretationen dieses Werks, das ursprünglich für Männerstimme geschrieben wurde», sagt Pascal Hüppi. Im Rahmen von «Puls von Muri» stellte er ganze Pakete zusammen, Impulsgespräche gehören genauso dazu wie verschiedene Konzerte. Im Zentrum steht jeweils eine Emotion, angefangen mit Angst. Hüppi will im anstehenden Klosterjubiläum 2027 zurück und nach vorne blicken. «Damit das Publikum sich emotional vorbereiten kann für dieses grosse Jubiläum, veranstalte ich einen emotionalen Vorlauf mit Gegenwartsbezug.» Wut, Trauer und Freude – auch diese Emotionen werden in den nächsten zwei Jahren bei «Puls von Muri» ins Zentrum gestellt. «Dabei sollen Gefühle direkt aus dem Herzen angesprochen werden», sagt der neue Ressortleiter von «Musik im Festsaal».
Die Verantwortung für eine Konzertreihe, die Programmation – für Pascal Hüppi ist vieles Neuland. Im Sommer startete der 31-Jährige ein berufsbegleitendes Studium in Kulturmanagement. «Ich tauche mehr und mehr in dieses Metier ein, es gefällt mir sehr gut», sagt er. Dass er nun bereits sein erstes Programm starten, seine ersten Fingerabdrücke hinterlassen kann, freut ihn. Dabei halfen ihm die Erfahrungen als Manager seines eigenen Gesangskollektivs «sonolog». Zudem verwaltet er den Nachlass eines verwandten Künstlers. «Allgemein, Kultur spielte in meinem Leben immer eine grosse Rolle.»
Pascal Hüppi ist in der Ostschweiz aufgewachsen, lebt mittlerweile wieder in Lichtensteig. Die Liebe zur Musik begann früh, auch wenn es damals noch eine andere war. «Als ganz kleiner Bub begeisterten mich Guggenmusiken und ich löcherte zig Schachteln, indem ich mit Kochlöffeln darauf trommelte.» Pascal Hüppi lacht. Der Schlagzeugunterricht war damals die logische Folge, an der Kanti wählte er Musik als Schwerpunktfach. Aber ins Zentrum seiner Begeisterung rückte mehr und mehr der Gesang. Als Maturarbeit sang Hüppi einen Liederabend mit Schubert-Liedern, später studierte er klassischen Gesang in Luzern, nahm Gesangsunterricht in London. Zwischenzeitlich studierte er Philosophie und Filmwissenschaften in Berlin. «Als Abschluss des Philosophiestudiums befasste ich mich intensiv mit Schuberts ‹Winterreise›.» Der Gesang war plötzlich wieder im Vordergrund und ist es seither geblieben.
Schnell von Muri begeistert
«Kultur geht ins Herz, regt zum Nachdenken an, ist ein Spiegel des Miteinanders, wirft Fragen an die Zukunft auf. Kultur holt die Menschen emotional ab, geht unter die Haut. Musik meiner Meinung nach ganz besonders. Musik ist für mich am unmittelbarsten, verbindet über alles hinweg.» Pascal Hüppi gerät ins Schwärmen. Seine Begeisterung, sein Herzblut sind deutlich zu spüren. Ähnlich ergriffen spricht er auch über das Kloster Muri als Ort der Kultur. «Ich habe mich auf die Ausschreibung als Ressortleiter gemeldet, weil mich die Qualität der Künstler fasziniert hat, über Muri wusste ich kaum etwas.» Beim ersten Gespräch vor Ort liess er Muri, das Kloster als Ort, an dem gebündelt ganz viel Kultur stattfindet, auf sich wirken. «Die tollen Säle, die einmalige Kirche.» Hüppi spricht von einer Magnetwirkung des Klosters, aber auch von Murikultur selbst. «Das Programm ist vielseitig, die Ressorts ebenfalls. Und das auf dem Land, einmalig», sagt er, der privat alle Genres und Stilarten von Musik hört. «Klassik berührt mich am tiefsten, aber ich mag auch Jazz, Singer-Songwriter oder Rock. Ich bin kein Fachidiot», meint er und lacht.
30 Prozent umfasst sein Pensum als Ressortleiter von «Musik im Festsaal». Konzept, Finanzierung, Programmation – Pascal Hüppi blickt auf eine intensive Zeit zurück. «Eine spannende, ich habe viele interessante und begeisterte Leute in Muri kennengelernt.» Das Gefühl passe, er fühle sich wohl. Am nächsten Wochenende nun trifft er erstmals auf «sein» Publikum, dann geht es so richtig los. Die Vorfreude ist spürbar, die leichte Aufregung ebenfalls.
Mehr Infos: www.murikultur.ch.