Ausschaffen oder ausbilden?
22.11.2022 Leserbriefe, Region OberfreiamtZu «Junge Männer in der GOPS», Artikel in der Ausgabe vom Freitag, 18. November.
Der Frau Müller aus Buttwil sind Asylbewerber scheinbar zu viel. Ihre Fragen an den Regierungsrat, die Unterbringung dieser meist jungen Menschen in der GOPS im Spital Muri ...
Zu «Junge Männer in der GOPS», Artikel in der Ausgabe vom Freitag, 18. November.
Der Frau Müller aus Buttwil sind Asylbewerber scheinbar zu viel. Ihre Fragen an den Regierungsrat, die Unterbringung dieser meist jungen Menschen in der GOPS im Spital Muri betreffend, strotzen nur so von undifferenzierten Anschuldigungen. Gerade in den zugegebenermassen heiklen Fragen der weltweiten Migration sind aber politische Sinnstifter gefragt, nicht politische Brandstifter, die das Problem zwar benennen, aber nichts zu nachhaltigen Lösungen beitragen.
Die Gründe, warum es in einem Land zum Davonlaufen ist, sind ja vielfältig. Von politischer Verfolgung über durch den Klimawandel verursachte Dürrekatastrophen bis zur Flutung ganzer Landstriche durch den steigenden Meeresspiegel – um nur eine kleine Aufzählung zu nennen. Und die jungen Männer werden meist losgeschickt in der Hoffnung, dass sie, wie seinerzeit junge Schweizer in fremden Kriegsdiensten oder wie italienische Gastarbeiter bei uns vor Jahrzehnten noch, wacker Geld nach Hause schicken.
Allerdings scheitert das Vorhaben, wenn nicht schon tausendfach im Mittelmeer, dann spätestens am Fehlen einer bewusst verantwortungsvollen, kreativen Flüchtlingsbetreuung. Dazu gehört meines Erachtens nicht nur eine – und da gebe ich Frau Müller recht – Versorgung und Betreuung, die gerade jungen Männern jede Sorge abnimmt. Sondern auch die klare Zuweisung einer Aufgabe, die ihnen einen tragfähigen, sinnstiftenden Boden unter die Füsse gibt. Dass zu jeder Bewältigung einer Aufgabe eine durch gute Ausbildung erworbene Fachkompetenz gehört, dürfte jedermann und jeder Frau klar sein. Und beim allseits beklagten Fachkräftemangel durchaus auch für unser Land eine Perspektive. Vorbildliche Beispiele solch erfolgreicher Integration von Flüchtlingen gibt es ja durchaus. Finanzieren könnte man so eine Ausbildungskampagne für Betroffene ja aus einem Fonds, der durch die Milliardengewinne von in der Schweiz ansässigen Rohstoff-, Agrar- und Öl-Konzernen gespeist wird. Die ihrerseits nicht unmassgeblich am globalen Flüchtlingsdrama beteiligt sind.
Der Frau Müller ist zu wünschen, dass sie in dieser Richtung etwas grösser zu denken und zu handeln beginnt, damit sie ihrem politischen Titel etwas mehr gerecht wird.
Martin Köchli, Weissenbach