Bauarbeiten gehen weiter

  28.08.2020 Region Oberfreiamt

Auenregeneration in Sins Reussegg

Nach Abschluss der ersten Etappe des grössten Reuss-Auenschutzprojekts des Kantons Aargau kehrt nun für kurze Zeit Ruhe ein im Reussegger Schachen.

Mit dem Start der zweiten Gestaltungsetappe ab dem Jahr 2022 wird die Auenfläche dann nochmals deutlich vergrössert. Mit einem Durchstich zur Reuss werden die bereits erstellten Seitenarme dann durchströmt. die erwünschte Dynamik wird dann weiter zunehmen.

Zukünftig soll sich die Reuss auf rund 20 Hektaren frei entfalten können. 15 000 Quadratmeter Wasserfläche und drei Kilometer Uferfläche prägen die Auenlandschaft. Regierungsrat Stephan Attiger bezeichnete das Projekt an der gestrigen Medienorientierung als «logischen weiteren Schritt». Es sei beeindruckend, was seit dem Baubeginn vor erst einem Jahr hier alles entstanden sei. Der Vorsteher des Departements Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) erinnerte an den Volksauftrag von 1993: «Wir sind immer noch der einzige Kanton, der den Auenschutz in der Verfassung verankert hat.»


Ein zukunftsweisendes Projekt

Auenregeneration in Sins Reussegg ist ein Erfolg

Der Kanton Aargau und Pro Natura realisieren im Gebiet Reussegger Schachen in Sins seit August 2019 ein neues Auengebiet, das sich über rund 20 Hektaren erstrecken wird. Die Arbeiten der ersten Etappe sind vor Kurzem abgeschlossen worden.

Susanne Schild

Der Reussegger Schachen ist Teil des einzigartigen Auenschutzparks Aargau und für eine Auenregeneration besonders gut geeignet, weil es durch einen Hochwasserdamm vor Überflutung geschützt ist. «Hier wird das neuste Kapitel in der Erfolgsgeschichte des Auenschutzparks Aargau geschrieben», sagte Stephan Attiger, Vorsteher des Departements Bau, Verkehr und Umwelt, an der gestrigen Medieninformation vor Ort. Früher seien die Flüsse gezähmt worden, um mehr Kulturland zu schaffen, so Attiger weiter. Heute habe man gemerkt, dass das auf Dauer nicht funktioniere. Man müsse die Vielfalt der Biodiversität wieder vermehrt nutzen.

Im Reussegger Schachen ein Zeichen setzen

Der Auenschutz sei eine Daueraufgabe, und gerade das laufende Projekt in Sins zeige: «Der Auenschutzpark ist noch nicht fertig gebaut», so Stephan Attiger. Matthias Betsche, Präsident der Co-Bauherrin Pro Natura Aargau, nahm diesen Gedanken auf und forderte: «Mindestens ein Prozent der Kantonsfläche soll der Auenschutzpark umfassen. Ich bin kein Minimalist: Wir brauchen mehr davon!» Durch den Klimawandel und die damit einhergehenden Veränderungen im Wasserhaushalt sei die Wiederherstellung von Feuchtgebieten eine dringende Aufgabe. «Der Klimawandel zwingt uns zum Handeln. Feuchtgebiete kühlen lokal das Klima. Im Reussegger Schachen setzen wir ein Zeichen: Hier werden neue Feuchtgebiete geschaffen – für Mensch und Natur», erklärte Matthias Betsche.

Die Hauptelemente der ersten Bauetappe

Seit dem Baubeginn vor rund einem Jahr wurden grosse Flächen umgestaltet, Strassen und Wege verlegt. Die Hauptelemente dieser ersten Bauetappe: die Gestaltung des ersten Teils der neuen Auenlandschaft, der Bau einer neuen Trinkwasserfassung und die Sanierung eines belasteten Standortes.

Zwei alte Trinkwasserfassungen  werden vom Netz genommen

Um für die neue Auenlandschaft im Reussegger Schachen genügend Platz zu schaffen, müssen zwei alte Trinkwasserfassungen vom Netz genommen und schrittweise zurückgebaut werden: das Grundwasserpumpwerk Reussegg II bis spätestens 2022, das Grundwasserpumpwerk Reussegg I bis spätestens 2030. Die Trinkwasserfassungen würden ansonsten mitten im Auengebiet stehen und regelmässig überflutet werden. Als Ersatz wird daher eine neue Trinkwasserfassung ausserhalb des Auenperimeters errichtet. Um die erforderliche Qualität des Wassers aus der neuen Fassung sicherzustellen, wurde im Anströmbereich ein belasteter Standort saniert und rekultiviert. Zudem wurden die Schutzzonen rund um die neue Fassung überflutungssicher aufgeschüttet. Die Bauarbeiten rund um die Trinkwasserfassung dauern voraussichtlich noch bis Ende dieses Jahres.

Ein Lebensraummosaik wurde geschaffen

Mit der nun abgeschlossenen ersten Gestaltungsetappe wurde ein auentypisches, sehr diverses Lebensraummosaik geschaffen. Auf einer Fläche von rund neun Hektaren – das entspricht etwa 14 Fussballfeldern – wechseln sich heute mit der Reuss verbundene Seitenarme, kleinere und grössere Stillgewässer und Altarme sowie wechselfeuchte Lebensräume ab. Der Uferweg ist aufgrund der Seitenarme nicht mehr durchgängig begehbar und wurde abschnittweise auf den offziellen Wanderweg verlegt. Holzlattenzäune markieren die neue Wegführung. Eine temporäre Aussichtsplattform ermöglicht eine gute Sicht in die Auenlandschaft, ohne diese betreten zu müssen. So können störungsempfindliche und seltene Arten wie etwa der Flussregenpfeifer geschützt werden. «Mensch, Tier und Natur sollen hier in Einklang gebracht werden», so Attiger weiter.

Ohne die Akzeptanz in der Bevölkerung sei so ein Projekt nicht realisierbar. Davon ist auch Ulysses Witzig, Projektleiter Pro Natura Kanton Aargau, überzeugt. «Wir müssen als Menschen den Bezug zur Natur haben», forderte er weiter.

«Jetzt ist es wichtig, wie man die Auen mit den anderen Biotopen, wie den Schoren Schachen Mühlau und das Schachen Oberrüti, vernetzen kann», informierte Betsche. Er ist überzeugt, dass mehr Feuchtgebiete das Potenzial sind. «Wir müssen weitermachen», forderte Betsche. Das Projekt wird neben dem Kanton und Pro Natura durch den Bund sowie über den «naturemade star»-Fonds von ewz und den Ökofonds von Alpiq finanziert.

Der Kanton AG und Pro Natura Aargau organisieren für die Bevölkerung am 24. Oktober von 8.30 bis 12.30 Uhr einen Projektrundgang. Aufgrund der Coronapandemie sind Interessierte gebeten, sich unter info@pronatura-aargau.ch oder unter der Telefonnummer 056 221 09 08 anzumelden.


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