Beim Tanzen viel lernen
03.12.2024 Region UnterfreiamtDie Schule Sarmenstorf beteiligt sich erstmals am Projekt «Dancing Classrooms»
Die Kinder lernen Merengue, Rumba, Foxtrott und Walzer. Und entwickeln fast nebenbei soziales Bewusstsein, Toleranz und ein Gemeinschaftsgefühl. «Sie sollen entdecken, worin ...
Die Schule Sarmenstorf beteiligt sich erstmals am Projekt «Dancing Classrooms»
Die Kinder lernen Merengue, Rumba, Foxtrott und Walzer. Und entwickeln fast nebenbei soziales Bewusstsein, Toleranz und ein Gemeinschaftsgefühl. «Sie sollen entdecken, worin sie gut sind, und Freude entwickeln an Bewegung und Musik», sagt Tanzlehrerin Nicole Ziegler.
Chregi Hansen
Sie sind etwas aufgeregt, die Jungs und Mädchen der beiden 5. Klassen. In den schwarzen Hosen und weissen Hemden respektive in ihren hübschen Kleidchen empfangen sie am Abend ihre Eltern, Geschwister und Verwandten zum Abschlussfest. Für manchen Schüler und Schülerin bedeutet dies, dass sie eine Hemmschwelle überwinden müssen. «Beim Tanzen fasst man sich an, das ist in diesem Alter nicht immer ganz einfach. Schon gar nicht, wenn noch so viele Leute zuschauen», weiss Nicole Ziegler.
Die Kids mögen nervös sein, sie hingegen freut sich extrem auf diesen Abend. Die Show ist der Schlusspunkt eines mehrere Wochen dauernden Projekts. «Dancing Classrooms – Tanzend fürs Leben lernen», nennt sich das Angebot, welches interessierte Schulen buchen können. In 18 Lektionen tanzen sich die Kinder (und auch ihre Lehrpersonen) in neun verschiedenen Tänzen einmal um die Welt. Vom karibischen Merengue über den amerikanischen Foxtrott, den argentinischen Tango bis hin zum österreichischen Walzer, dem Tanz der Tänze. Die richtigen Schritte bringt ihnen Nicole Ziegler bei, sie gehört zum Team der Tanzlehrerinnen von «Dancing Classrooms». «Es ist immer wieder eindrücklich zu sehen, was in diesen zehn Wochen passiert», sagt sie.
Seit 2010 auch in der Schweiz angeboten
Entstanden ist das Projekt 1994 in den USA. Pierre Dulaine, eine Legende des Tanzes, hatte die Idee dazu. Im Oktober 2010 brachte die ausgebildete Primarschullehrerin Susanne Schnorf das Projekt in die Deutschschweiz. Seit Dezember 2011 wird es vom gemeinnützigen Verein Dancing Classrooms Schweiz getragen und beschäftigt inzwischen eine stetig wachsende Gruppe an zertifizierten Tanzlehrpersonen. Der Erfolg ist gross. «Die meisten Schulen, die einmal dabei sind, machen immer wieder mit», berichtet Ziegler. Seit 8 Jahren ist sie als Tanzlehrerin an den verschiedensten Orten unterwegs. «In dieser Region waren wir noch nie. Schön, dass wir nun auch in Sarmenstorf unsere Kurse anbieten können.»
Ganz viele Themen finden hier Platz
Die Freude ist beidseitig. «Wir sind immer offen für Neues», sagt Schulleiterin Sandra Henkes. Sie selbst kannte «Dancing Classrooms» nicht, eine Lehrperson hatte sie auf das Angebot aufmerksam gemacht. Aber das Projekt passe bestens in die Mittelstufe. «Es geht in diesen Wochen um Themen wie den Teamzusammenhalt oder auch Mobbing. Die gehören auch zum Lehrplan. Zudem fördert der Kurs die Bewegung», lobt Henkes das Programm. Auch sie staunt, wie sich einzelne Kinder in diesen Wochen entwickelt haben. «Am Anfang hielt sich die Begeisterung eher in Grenzen. Sowohl bei den Schülern wie auch zum Teil bei den Lehrpersonen. Aber es war ein höchst positiver Prozess», schaut die Schulleiterin auf diese Zeit zurück.
Viele eigene Beiträge
Zum Abschluss zeigen die beiden Klassen nun, was sie gelernt haben. Nicht nur die schönen Kleider sind eher ungewohnt für sie, auch das Tanzen im Scheinwerferlicht erfordert Mut. Und darum fordert die Schulleiterin die Eltern dazu auf, für einmal aufs Fotografieren und Filmen zu verzichten. «Wir haben extra einen Profi engagiert, dann haben die Aufnahmen einen gewissen offiziellen Anstrich», so Henkes in ihrer Begrüssung. Und sie motiviert das Publikum, einfach zu geniessen und zu staunen.
Der Hinweis kommt an. Tatsächlich bleiben die Handys für einmal in den Taschen. Etwas, was man an Schulanlässen sonst selten sieht. Auf der Bühne wiederum präsentieren die Jungs und Mädchen neben den Standardtänzen auch einige Linedances. «Das gefällt den meisten besser, da muss man sich nicht anfassen», erklärt Ziegler schmunzelnd.
Zwischen den neun Tänzen ist die Bühne zudem frei für eigene Auftritte. Da werden Witze erzählt, Sketches aufgeführt und auch eigene, moderne Tänze aufgeführt. Auch das gehört zum Programm, die Kinder sollen ihre eigenen Talente erkennen und demonstrieren können. «Durch diese eigenen Produktionen wird jede Abschlussshow etwas anders», so Ziegler. Und wirken die Bewegungen der Standardtänze am Anfang noch etwas steif, so kommen die Kids in den Zwischensequenzen bei den modernen Tänzen aus sich heraus. Alles in allem ein gelungener Schlusspunkt eines speziellen Projekts, der Lust macht auf mehr.