Beliebter Adventsschmuck
11.12.2020 MuriIn Muri ist Claudia Strebel mit Stroh kreativ
Laut einer Legende überlegte eine junge Hirtin, was sie dem Neugeborenen Jesuskind schenken sollte. Als sie unter dem Sternenhimmel auf einem Strohsack sass und den Stern von Bethlehem über sich sah, kam ihr die Idee, den Stern aus Stroh nachzubilden. Bis heute besitzt der Strohstern eine symbolische Bedeutung. Er stellt eine Verbindung von der Krippe, in der das Jesuskind lag, zum Stern von Bethlehem her. In ihrem Atelier «Strohzauber» in Muri fertigt Claudia Strebel den beliebten Weihnachtsschmuck aus Stroh in allen möglichen Formen und Grössen an. --red
Strohzauber zur Weihnachtszeit
Claudia Strebel bastelt in Muri Kunstwerke aus Stroh
Strohsterne sind ein beliebter Weihnachtsschmuck. Gerade jetzt in der Adventszeit hat Claudia Strebel in ihrem Atelier «Strohzauber» alle Hände voll zu tun. Sie will ein altes Freiämter Handwerk erhalten, eine Tradition fortführen, aber auch ihrer Kreativität Raum geben.
Susanne Schild
Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte die Strohindustrie eine winterliche Alternative zum im Sommer beliebten Strohhut. Aus Strohresten wurden verschiedene Dekorationselemente gebastelt, wovon der Strohstern am gefragtesten war. Er war auch bei mittellosen Menschen, die ihren Lieben zu Weihnachten trotz wenig Geld eine Freude machen wollten, beliebt.
Strohsterne in allen möglichen Grössen
«Strohsterne sind auch heute noch ein beliebter Weihnachtsschmuck», weiss Claudia Strebel. Seit fünfzehn Jahren geht sie in ihrem Atelier an der Vorderweystrasse in Muri dieser filigranen Arbeit nach. Strohsterne in allen möglichen Grössen, Formen und Verzierungen sind dort zu finden. Auch Engel oder Broschen aus Stroh für die Freiämter Trachten, aber auch individuelle Wünsche werden von ihr mit handwerklichem Geschick umgesetzt. Besonders stolz ist Claudia Strebel auf den Posaunenengel aus Stroh, der von ihr kreiert wurde. «Der Engel war nicht die Herausforderung. Den beherrschte ich bereits, sondern die Posaune. Jetzt benötige ich für das Flechten der Posaune nur noch etwa eine halbe Stunde.»
Durch die Geltwiler Bäuerinnen und Landfrauen entdeckte Claudia Strebel die Kunst des Strohhandwerks. Damals belegte sie einen Strohsterne- und Strohgeflecht-Kurs bei Brigitte Koch-Berger. «Dass daraus einmal etwas Professionelles entstehen würde, habe ich mir damals nicht vorstellen können. Ich bastelte Strohsterne und verschenkte diese an Freunde und Bekannte.» Kurze Zeit später wurden im Alterswohnheim St. Martin Freiwillige gesucht, die mit den Seniorinnen und Senioren gemeinsam handarbeiten. Claudia Strebel wurde so ein Teil der Handarbeitsgruppe. Gleichzeitig entstand die Idee, in der Pflegimuri ein Strohatelier ins Leben zu rufen. Jakob Strebel, Agatha Wernli und Marco Hauser wollten die alte Tradition der Strohsterne-Herstellung so wieder zum Leben erwecken. «Deshalb traf ich mich mit Anna Hoppler der ‹Mutter› der Strohster ne, i n Rottenschwil», erinnert sie sich zurück. Von ihr lernte Claudia Strebel viel und so wurde das Wissen von Anna Hoppler weitergegeben.
«Ich erinnere mich noch genau an meine erste Bestellung: ein Stern für die Cafeteria in der Pflegimuri.» Seitdem sind viele dazugekommen. «An der Arbeit mit Stroh fasziniert mich, dass es ein Naturmaterial ist, das man selber anpflanzen kann.» Claudia Strebel arbeitet mit Roggenhalmen und einer speziellen Weizensorte, dem «Poppeli-Weizen». «Dessen Halme sind sehr lang, weich und biegsam, also ideal für die Herstellung von Strohkunstwerken», erklärt Strebel. Zum Teil sät sie diesen in ihrem eigenen Garten an. Geschnitten wird er dann in der Milchreife. Getrocknet und gebleicht wird er anschliessend an der Sonne.
Von der Schönheit des Materials fasziniert
Immer wieder probiert Claudia Strebel Neues aus. «Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.» Kein Stern gleicht dem anderen. Zwar sehen sich einige ähnlich, aber verschieden sind sie doch. Die Farbe des Strohs ist unterschiedlich und die Dicke der Halme variiert.
Um einen Strohstern herzustellen, sind viele unterschiedliche Arbeitsschritte nötig. Im Schnitt arbeitet Claudia Strebel drei bis vier Stunden an dem filigranen Kunstwerk. «Es freut mich immer wieder, dass junge Menschen, die diese Tradition überhaupt nicht mehr kennen, von der Schönheit dieses einfachen natürlichen Materials fasziniert sind.» Das motiviert sie, das alte Handwerk weiterzuführen. «Es sind zwar nicht mehr viele, die heute noch kunstvolle Strohsterne herstellen, aber vielleicht kann ich ja in Zukunft wieder einmal Kurse anbieten, die auch von der jüngeren Generation besucht werden, und so mein Wissen weitergeben.» Vielleicht sind dann auch wieder an mehr Weihnachtsbäumen bezaubernde Sterne aus Stroh zu finden.