Bewegte Ostertage

  07.04.2021 Sport

Der Wohler Alessandro Vicedomini übernimmt die NLB-Frauen des FC Schlieren – und wird Papa

Beim FC Wohlen tritt er als Co-Trainer kürzer und löst seinen Vertrag auf. Trotzdem übernimmt Alessandro Vicedomini nur wenige Tage nach diesem Statement einen Trainerjob des FC Schlieren. Der Wohler erklärt sich nach einem hochemotionalen Osterwochenende.

Stefan Sprenger

Das waren überraschende und ereignisreiche Tage für Alessandro Vicedomini. Am Ostersamstag räumt der 32-Jährige zuerst in den Niedermatten auf, führt die Frauen des FC Schlieren dann zum Sieg und wird erstmals Vater. «Das war einer der schönsten Tage meines Lebens», meint der Wohler.

«Der Aufwand ist kleiner»

Doch von vorne: Alessandro Vicedomini geht vor zwei Wochen auf den FC Wohlen zu. Er möchte seinen Vertrag als Assistenztrainer der ersten Mannschaft auflösen. Der Grund: Er wird bald Vater und möchte kürzertreten. «Der Weg von meinem Zuhause in Otelfingen und meinem Arbeitsplatz in Spreitenbach ist zu weit. Ich wollte mehr zu Hause sein», erklärt er. Der FC Wohlen gewährt ihm diesen Wunsch und löst seinen Vertrag, der bis 30. Juni gedauert hätte, per Ende März auf.

Am 30. März erhält er vom Sportchef des FC Schlieren ein Telefonat. Die Frauen, die in der Nationalliga B spielen, haben gerade ihren Trainer Fernando Esteban entlassen. Schlieren verlor 0:5 gegen Thun und fiel unter den Strich.

Dem Vater beim FC Wohlen unter die Arme greifen

Vicedomini, der früher als Frauentrainer beim FC Oerlikon in der 1. Liga schon Erfahrungen sammelte, sagt zu. «Es ist ein Engagement, das ich vertreten kann. Der Aufwand gegenüber dem FC Wohlen ist kleiner, wir haben nur zwei bis drei Mal Training in der Woche. Und vor allem ist der Anfahrtsweg wesentlich kürzer.» In Wohlen sei der Aufwand massiv grösser gewesen. In der jetzigen Coronazeit allerdings nur schwierig planbar.

Er bleibt aber mit dem FC Wohlen verbunden. «Ehrensache», meint er. Dies, weil er die ganze Juniorenabteilung beim FC Wohlen durchlaufen hat und sein Vater Fortunato Vicedomini als Stadionverantwortlicher in den Niedermatten beispielweise die Wäsche der ersten Mannschaft wäscht, die Linien einzeichnet oder – ganz neu – auch das Restaurant führt. Am Ostersamstag ist Vicedomini in den Niedermatten zugegen und räumt mit anderen FCW-Verantwortlichen das Stadion auf. «Ich wollte dem Verein und meinem Vater unter die Arme greifen», sagt er und fügt an: «Ich bin und bleibe ein Wohler.»

Am Nachmittag folgt sein erster Einsatz an der Seitenlinie des FC Schlieren. Auswärts gegen die Frauen des FC Luzern gewinnen die Zürcherinnen mit 1:2 und schaffen mit dem erst dritten Saisonsieg den Sprung über den Strich in der zweithöchsten Spielklasse wieder. Vicedomini schaffte diesen Erfolg mit gerade mal zwei Trainings.

Und als wäre dieser Tag nicht schon ereignisreich genug, erhält er nach dem Spiel einen Anruf von seiner Frau. Das Baby möchte auf die Welt. Ab ins Triemli-Spital. Und wenige Stunden später, am Sonntagmorgen um 8 Uhr, erblickt Dylan Maxim das Licht der Welt. Sohn und Frau sind wohlauf, alles gut gegangen. «Ich bin überglücklich», sagt Alessandro Vicedomini nach diesem überraschenden und etwas zu frühen Baby-Glück.

«Zeit beim FC Wohlen war schön, aber ich möchte mehr»

Vicedomini, der 2006 als Stürmer gegen Delémont gar zu einem Kurzeinsatz mit dem FC Wohlen in der Challenge League kam und später beim FC Muri, FC Bremgarten und dem FC Meisterschwanden spielte, wird nun bis zum 30. Juni die NLB-Frauen des FC Schlieren als Chefcoach betreuen. «Für mich war klar, dass ich irgendwann wieder Trainer sein will. Die Zeit als Assistent von Trainer Thomas Jent beim FC Wohlen war schön, aber ich möchte mehr», so Vicedomini, der zwischen 2017 und 2019 beim FC Bremgarten an der Seitenlinie stand. Gegenwärtig hat er aber andere Prioritäten. Wegen Corona darf er nur eine Stunde ins Spital und seine Familie besuchen. «Wenn wieder alle zu Hause sind, wollen wir die Anfangszeit geniessen, auch wenn es definitiv weniger Schlaf geben wird.» Wie seine Trainerkarriere weitergeht, kann er noch nicht sagen. Einem längeren Engagement in Schlieren wäre er aber nicht abgeneigt.


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