Brücken in die Gegenwart
07.10.2025 Museum, MuriExponate sollen leben
Neues beim Museum «Zwischen Pflug und Korn»
Das Museum «Zwischen Pflug und Korn» hat intensive Monate hinter sich. Aus gesundheitlichen Gründen schied Ueli Ineichen als Präsident aus. Dabei war mehr als ...
Exponate sollen leben
Neues beim Museum «Zwischen Pflug und Korn»
Das Museum «Zwischen Pflug und Korn» hat intensive Monate hinter sich. Aus gesundheitlichen Gründen schied Ueli Ineichen als Präsident aus. Dabei war mehr als die Vakanz des Vereinsvorsitzes zu ersetzen. Ineichen kümmerte sich viele Jahre mit Herzblut um das Museum, lancierte Sonderausstellungen. In seine Fussstapfen zu treten, ist kein Leichtes. Gewagt hat es Beat Wenger, Geltwil. Mit einem Team von Freiwilligen nutzt er den personellen Wechsel auch dazu, im Museum neuen Schwung reinzubringen und Brücken in die Gegenwart zu bauen. «Die Gegenstände zum Leben erwecken», sagt er. Ein Augenschein zeigt erste Veränderungen. --ake
Das Museum «Zwischen Pflug und Korn» geht neue Wege – in mehrerlei Hinsicht
Ueli Ineichen hat «Zwischen Pflug und Korn» geprägt. Seine Nachfolger versuchen nun, die vielen Exponate im Museum beim Sodhof zum Leben zu erwecken. Mit Videos, mit mehr Struktur in der Ausstellung und damit, die alten Gegenstände mit der jetzigen Realität in Verbindung zu bringen.
Annemarie Keusch
An dem, was das Museum «Zwischen Pflug und Korn» ist, hat Ueli Ineichen grossen Anteil. Jahrelang war er Präsident, sein Herzblut in jeder einzelnen grösstenteils von ihm auf die Beine gestellten Sonderausstellung deutlich spürbar. «Er war es, der aus dem vorherigen Magazin alter Gegenstände ein Museum machte», sagt Beat Wenger. Wenger ist Ueli Ineichens Nachfolger als Präsident des Museums. Gesundheitliche Probleme zwangen Ineichen, vom einen Tag auf den andern diese Aufgabe weiterzugeben. Seither wurde es ruhig um das bäuerliche Museum im Muri-Dorf. «Wir sind daran, uns zu sortieren», sagt Wenger. Er meint damit die personellen Veränderungen, die es in den letzten Jahren gab. Sortiert wird aber auch im Museum. «Wir wollen den Wechsel dazu nutzen, dass das bisher eher statische Museum künftig Geschichten erzählt und sie zum Leben erweckt.»
«Das Museum flottmachen» ist die erste Amtshandlung, die seit Wochen und Monaten läuft. Alle Gerätschaften, ob gross oder klein, beschriften. Sie verschiedenen Themenbereichen zuordnen. Tierhaltung, Käserei, Waschen, Feldschmiede, Imkerei. Es sind zwei von ganz vielen Beispielen. Im Erdgeschoss der Museumsscheune ist diese Arbeit schon weit fortgeschritten. «Wir planen, Texte zu den einzelnen Exponaten zu verfassen. Schliesslich will man nicht nur wissen, wie sie heissen, sondern auch, woher sie sind und was damit gemacht wurde», sagt Beat Wenger.
Viele Berufe in einem Beruf
Wenger gehört seit fünf Jahren zum Team des Museums. Als ehemaligen Gewerbeschul-Rektor fasziniert ihn die Berufsbildung. «Die Landwirtschaft vereint ganz viele Berufe im technischen, mechanischen, kaufmännischen und handwerklichen Bereich.» Als die Landwirtschaft 2004 Teil des schweizerischen Berufsbildungssystems wurde, sass Wenger in der eidgenössischen Berufsprüfungskommission. «Nun bin ich pensioniert und habe Zeit, mich solchen Themen zu widmen», sagt er zu seiner Motivation. Was für ihn dabei im Vordergrund steht: die Geräte von damals mit der Realität von heute zu verbinden. Früher dominierten kleine Familienbetriebe, heute sind die Landwirtschaftsbetriebe spezialisiert und vergrössert. Während heute hoch entwickelte Maschinen zum Einsatz kommen, waren es früher manuelle Arbeit oder tierische Arbeitskräfte. Es sind zwei Beispiele von vielen. «Ziel ist es, dass sich die Leute anhand der Gerätschaften und Gegenstände von damals Gedanken zum Heute machen», sagt Wenger, der in Geltwil lebt und dort auch das Käppeli-Haus betreut. Etwa zum Porzellankrug, der damals als Toilette genutzt wurde. Oder zum Zuber, worin einmal jährlich die Kleider so richtig gründlich gewaschen wurden.
Dabei sollen die Gegenstände quasi ihre Geschichte erzählen. Natürlich transportiert von Menschen, die mit diesen Werkzeugen arbeiteten, Anekdoten dazu zu erzählen wissen. Etwa Frieda Stadelmann, 95-jährig. Ihr Mann war Werksführer im Roos. Sie berichtet über die Herausforderungen, die die Hygiene damals mit sich brachte. «Aber sie fand damals wie heute jeden Tag statt.» Menschen mit Bezug zur Landwirtschaft, zu einzelnen Objekten, zum Bindemäher, zum Traktor «Murianer». Dass dabei auch Ueli Ineichen zu Wort kommt, ist logisch.
Kleine Bausteine stemmen – auch daraus entsteht Grosses
Ideen hat das Team um Beat Wenger viele. Diese zu entwickeln und umzusetzen, dabei hilft auch Wiebke Koch mit. Seit drei Jahren ist sie dabei. «Es erfüllt mich, hier zu wirken und dem Museum neues, anderes Leben einzuhauchen», sagt sie. Künftig sei keine grosse Sonderausstellung mehr geplant, die über ein Jahr lang den Fokus vorgibt. «Wir sind wohl nicht die Einzigen, bei denen die Bereitschaft zur Freiwilligenarbeit nicht grösser wird», sagt Beat Wenger. Darum versuche man, kleinere Bausteine zu stemmen. «Auch daraus kann man mit der Zeit ein Haus oder eben ein Museum bauen.» Umgesetzt ist der, den Themen Hygiene und Waschen mehr Platz einzuräumen. Aufs 20-Jahr-Jubiläum 2027 soll die Strohbe- und -verarbeitung ins Zentrum rücken. «Das Arbeiten zu Hause ist ja in den letzten Jahren wieder je länger, je präsenter», sagt Beat Wenger. Ganz allgemein sollen die Videos und die dort besprochenen Themen und Gegenstände nach und nach aufbereitet werden. «Es ist eine laufende Entwicklung», sagt Wiebke Koch. Genau das fasziniere sie. Dass das Museum und dessen Exponate nie stehen bleiben. Dass sich immer etwas verändert. «Ich entdecke selber immer wieder Neues. Dieses Gebäude steckt voller Geschichten und diese wollen wir zum Leben erwecken – jeweils samt Brückenschlag in die Gegenwart», sagt sie.
Das macht auch Beat Wenger Spass. «Wir hoffen, so das Museum abwechslungsreicher zu gestalten», sagt er. Dies soll auch mit einer Art kleinem Kino entstehen. Wo die Filme laufen, wo aber auch hie und da kleine, feine Veranstaltungen stattfinden. «Genauso wie die Geschichten soll unser Museum leben», findet er.
Mehr Infos: www.museum-muri.ch.