Bremgarten als Feuerstadt
20.12.2022 BremgartenMike Tanner macht aus der einzigartigen Schönheit der Städtli-Kulisse eine runde Sache
Für Bremgarten-Liebhaber gibt es seit Kurzem eine ganz besondere neue Produktepalette. Der Tüftler Mike Tanner hat die Sehenswürdigkeiten und Charakteristika des ...
Mike Tanner macht aus der einzigartigen Schönheit der Städtli-Kulisse eine runde Sache
Für Bremgarten-Liebhaber gibt es seit Kurzem eine ganz besondere neue Produktepalette. Der Tüftler Mike Tanner hat die Sehenswürdigkeiten und Charakteristika des Städtli massstabgetreu in einem Ring abgebildet. Damit lassen sich zahlreiche Deko-Ideen verwirklichen. Die bereits umgesetzten passen vorzüglich zur Weihnachtszeit.
Marco Huwyler
Der Anfang war alles andere als romantisch. Die Geschichte hinter der neusten Bremgarter Souvenir-Attraktion beginnt nämlich mit einem verunglückten Präsent. «Conni schenkte mir zum Geburtstag eine Feuerschale», erzählt Mike Tanner lächelnd. Eigentlich ganz nett, könnte man denken. Bloss war die besagte Schale nicht etwa neu, sondern seit Jahren im Besitz der Lebensgefährtin Tanners – was dieser wusste. Und besonders schön fand das Ding eigentlich auch keiner von beiden. «Danke Schatz, aber was soll ich mit dem alten Zeugs», war dann auch die wenig charmante Reaktion des 50-Jährigen, die verständlicherweise zu kleineren Misstönen führte. Der Rest des Geburtstags war dann aber trotzdem schön. Und das umstrittene Geschenk sollte den beiden, nachdem es einige Wochen achtlos in einer Ecke gestanden hatte, schliesslich als Plattform für ihre Kreativität dienen.
Motiv? Bremgarten, na klar!
Tanner begann nämlich eines Tages zum Spass damit, schemenhafte Gebäude in das Metall zu skizzieren. Und Lebenspartnerin Conni Hubel kurz darauf, diese mit Airbrush (eine Spritzpistolenfarbsprühtechnik) zu verzieren. Plötzlich war die Schale doch noch ganz schmuck geworden und diente den beiden fortan als Blumentopf. Und in Tanner erwuchs die Idee, dass man Ähnliches ja eigentlich auch mit einem richtigen Stadtmotiv machen könnte. «Von diesem Einfall bis zu Bremgarten , war es dann nicht mehr weit. Ich habe eigentlich gar nie an eine andere Ortschaft gedacht», erzählt Tanner. Er, der insgesamt zehn Jahre im Reussstädtli als Polymechaniker auf dem ehemaligen Comolli-Areal gearbeitet und gewirkt hatte, ist, wie so mancher, schon seit jeher fasziniert und verzaubert angesichts der einzigartigen Schönheit der Städtli-Kulisse. «Sie ist einfach etwas Besonderes», findet er.
Um aus der Schoggiseite und weiteren sehenswürdigen, charakteristischen Gebäuden des Städtli eine detailgetreue Silhouette anzufertigen, die sich zu einem Ring verbinden liesse, setzte sich der talentierte Handwerker mit künstlerischer Ader in der Folge intensiv mit Bremgarten auseinander. «Ich habe im Internet recherchiert und bei der Stadtverwaltung nachgefragt, um alles über die Grössenverhältnisse und Turmhöhen herauszufinden», berichtet Tanner. «Zudem war ich immer wieder vor Ort, um die Gebäude zu fotografieren und genau zu studieren.»
Über 150Stunden lang vertiefte er sich in akribischer Arbeit darin, mit einem CAD-Computerprogramm ein akkurates Modell des Städtli zu zeichnen. Damit ging er zu einem Blechtechniker, der daraus den Prototyp eines Rings als Aufsatz einer Bremgarter Feuerschale lasern und walzen sollte. «Ich hatte richtig Herzklopfen, als ich das Resultat erstmals besichtigen durfte und auch ein wenig Bammel davor, dass es meine Erwartungen nicht erfüllt.» Letztlich unbegründet. «Als ich das erste Exemplar in den Händen hielt, war ich schlicht überwältigt.»
Feuertaufe am Christchindli-Märt
In der Folge wurde Tanner bei Bremgarten Tourismus (BT) vorstellig, um sein Bremgarter Produkt vorzustellen. «Meine Idee war es eigentlich, den Stadtring nächstes Jahr am Pfingstmarkt in irgendeiner Form zu präsentieren. Deshalb wollte ich die Möglichkeiten diesbezüglich ausloten», erzählt der Tüftler. Die Verantwortlichen von BT waren aber dermassen vom Produkt und seinen Möglichkeiten begeistert, dass sie ihn drängten, damit doch schon am Christchindli-Märt aufzuwarten. «Dazu blieben mir damals drei Wochen», lacht Tanner. «Und alles, was ich hatte, war ein Ring.»
Doch Zaudern ist seine Sache nicht. Dank eines Sonderefforts («ich schlief nie mehr als 3Stunden») und der tatkräftigen Unterstützung seiner Partnerin, stellte Tanner tatsächlich bis zur Eröffnung des Bremgarter Weihnachtsmarkts ein pfannenfertiges Produkt auf die Beine, das er dort eingangs der Marktgasse (mit kurzfristiger Sondergenehmigung des Marktchefs) präsentieren konnte.
«Es war wirklich sehr stressig. Wir gründeten auf die Schnelle eine Firma. Liessen den Stadtring designschützen. Stampften eine Homepage aus dem Boden und kreierten ein Logo.» Zur Erweiterung der Produktepalette stellten die beiden zudem aus derselben CAD-Vorlage kleine Teelichter her, damit sie am Markt auch etwas Massentaugliches anbieten konnten. Der Aufwand hat sich schliesslich gelohnt. Der Stand von Tanner und Hubel wurde mit dem 3. Rang bei der Wahl der schönsten Christchindli-Märt-Stände ausgezeichnet. Und das Feedback der Menschen war überwältigend. «Es tat wirklich gut und bestätigte mir, dass ich eine tolle Idee gehabt habe, für die es sich auch in Zukunft zu arbeiten lohnt.»
Unzählige Möglichkeiten
Mit seinem neuen Unternehmen, das Tanner auf «Mik & Co» (wegen Mike und Conni) taufte, möchte Tanner in den nächsten Jahren als «Swiss Deco Art Berater» durchstarten und hoffentlich zahlreiche Bremgarten-Fans beglücken. «Momentan haben wir Teelichter, Gartenringe mit LED-Beleuchtung und Feuerschalen im Angebot. Doch auf Wunsch fertige ich alles Mögliche an. Gerne auch individualisiert. Es gibt unzählige Möglichkeiten.» In den nächsten Monaten und Jahren soll das Sortiment sukzessive ausgeweitet werden. Tanner schwebt etwa ein Weinring um eine Flasche eines edlen Tropfens vor, diverse Schärpen oder als Vision gar irgendwann mal einen Kreiselschmuck. «Dank der Designvorlage lässt sich eigentlich alles Runde umsetzen», sagt er. Neben Bremgarten sollen ausserdem bald schon auch andere Gemeinden als Ring künstlerisch verwirklicht werden. «Es gibt bereits Interessenten. Auch von offiziellen Seiten. Spruchreif ist aber noch nichts», berichtet der 50-Jährige lächelnd.
So hat sich ein vermeintlich misslungenes Geburtstagsgeschenk im Nachhinein als bestes seines Lebens entpuppt. Und wer seinem Liebsten zu Weihnachten eine Feuerschale schenken möchte, hat mit dem Feuerstädtli Bremgarten von nun an eine attraktive Möglichkeit, die etwas hergibt. Davon überzeugen kann man sich übrigens im Rathaus, wo seit Kurzem ein Exemplar der «Feuerstadt» das Adventsfenster schmückt.
Kunstobjekte von Mike Tanner und Conni Hubel unter www.feuerstadt.ch.