Clever, cool, Kaan Yilmaz
16.09.2025 Sport, Fussball1. Liga classic: SV Muttenz – FC Wohlen 2:2 (1:1)
Der FC Wohlen war mit Spitzenreiter Muttenz fast in jeder Spielphase auf Augenhöhe. Nach der ersten Halbzeit hätten die Freiämter eigentlich führen müssen. Danach brauchte es Geduld. Erst in ...
1. Liga classic: SV Muttenz – FC Wohlen 2:2 (1:1)
Der FC Wohlen war mit Spitzenreiter Muttenz fast in jeder Spielphase auf Augenhöhe. Nach der ersten Halbzeit hätten die Freiämter eigentlich führen müssen. Danach brauchte es Geduld. Erst in der Nachspielzeit belohnte Kaan Yilmaz sein Team mit dem Ausgleichstreffer.
Dieser junge Mann hat starke Nerven. Und cool ist er auch. In der 91. Minute schnappte sich Kaan Yilmaz den Ball und verwandelte den Foulelfmeter zum 2:2-Ausgleich für den FC Wohlen. «Ich mag eben solche Herausforderungen», sagte er völlig erleichtert kurz nach Spielschluss. Captain Alban Pnishi war eigentlich als Penaltyschütze vorgesehen gewesen. Aber Yilmaz fragte nach, «und Alban Pnishi gab mir die Gelegenheit. Ich bin dankbar für diese Chance», schickte er noch nach. Dankbar war der gesamte FC Wohlen, dass der Offensivspieler Verantwortung übernahm und dem FCW so einen Punkt sicherte. «Schade, dass es nicht für den Sieg gereicht hat, denn wir haben als Team hohe Ansprüche.»
Starke Reaktion auf den Ausgleich
Und nein, er habe keinen Augenblick gezweifelt, dass er versagen könnte Sekunden vor Spielschluss. Er habe das bei der U18 von Concordia Basel öfters gemacht, also Penaltys cool verwandelt. Von Concordia ist er vor der Saison zum FC Wohlen gekommen. Nun traf der Ex-Basler in Basel. Schöne Geschichte, die eine erste Krönung erfahren hat. Und noch etwas schickte der Neuzugang hinterher. «Ich bin mega gerne beim FC Wohlen.» Seit diesem wertvollen Treffer erst recht.
Und der eine Punkt war überhaupt nicht gestohlen. Der FC Wohlen war vor allem in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft. Das 0:1 durch Noah Jappert, eine Direktabnahme aus rund zehn Metern, war ein Prachtstor. Und weckte den Leader zwischenzeitlich. Per Elfmeter, nach einem Foul von Edison Golaj an Till Estermann, glich der beste Spieler des Heimteams, Daniele Vesco, die Partie aus (26.).
Was danach folgte, war eher überraschend: Wohlen dominierte den ungeschlagenen Spitzenreiter. Golaj hätte aus knapp vier Metern die erneute Wohler Führung erzielen müssen (30.).
Dramane Sissoko (31.) bot sich die nächste dicke Chance, und Javi Gabathuler (34.) setzte aus kurzer Distanz seinen Kopfball neben das Tor. «Das war ja ganz stark, wie wir auf den Ausgleich reagieren konnten», sagt danach Captain Alban Pnishi. «Und das auswärts gegen einen so starken Gegner.» Das war eine souveräne Phase.
Erst in der Schlussphase zwingend
Und im zweiten Durchgang habe sein Team ebenfalls einen recht guten Auftritt gezeigt, so der Captain weiter. Vieles war grundsolide. Bis auf zwei Aspekte: das Gegentor und die lange fehlende Durchschlagskraft trotz viel Ballbesitz. Das 2:1 von Muttenz fiel, als sich Wohlen nur schwerlich in der Abwehr befreien konnte und drei Eckbälle nacheinander zulassen musste, den dritten verwertete Nicolas Bai per Kopf relativ ungestört zur Führung der Basler (60.). Danach hatte Wohlen zwar den Leader im Griff, aber echte Chancen spielte sich die Piu-Elf nur selten heraus. «Trotzdem war es ein Super-Spiel, wir haben praktisch nichts zugelassen, und zuletzt verdientermassen das 2:2 erzielt», betonte Captain Pnishi.
Erst kurz vor Schluss konnte Wohlen jedoch seine Überlegenheit in Chancen ummünzen. Edi Golaj, wieder er, zwang Muttenz-Keeper Mathias Altermatt zu einer Glanztat (89.) und wenig später holte er den entscheidenden Foulpenalty heraus. Dann kam der kaltblütige Auftritt von Kaan Yilmaz, der nach einer knappen Stunde Spielzeit eingewechselt wurde. «Ich bin immer bereit, wenn der Trainer mich aufs Spielfeld schickt», erklärte er noch. Eben, Kaan Yilmaz mag besondere Herausforderungen. --dm
Mut, Glaube, Charakter
FCW-Trainer Piu mit lobenden Worten
Er sei sehr zufrieden, betonte FCW-Trainer Piu nach Spielschluss in Muttenz. Auch wenn der Ausgleichstreffer sehr spät fiel, sprach er von einem sehr verdienten Punktgewinn für die Freiämter. «Wir hatten mehr Chancen, ja die besseren Chancen als der Gegner. Und wir hatten mehr Ballbesitz», strich er Wohlens phasenweise Dominanz heraus.
Seine Mannschaft sei stets selbstbewusst aufgetreten, das freute ihn. «Und wir waren mit Muttenz, dem Tabellenführer dieser 1.-Liga-Gruppe und der eine starke Mannschaft stellt, immer ebenbürtig.» Piu war auch ein wenig stolz darauf, dass sein Team immer eine Antwort hatte auf Rückschläge. «Wir haben beispielsweise nach dem 1:1 sehr stark reagieren können.» Dass sich der FCW nach dem 2:1-Rückstand schwertat, echte Chancen herauszuspielen, hatte seine Gründe beim starken Spitzenreiter. Das gut organisierte Muttenz liess nicht viel zu, und Wohlen konnte den Ballbesitz nur schwerlich in Torszenen umsetzen. Aber die letzten fünf, zehn Minuten gehörten den Gästen, die dem Leader mit dem Ausgleich den ersten Punktverlust zufügten. «Wir haben heute Mut, Glaube und Charakter gezeigt.» Dies gilt auch für Ausgleichschütze Kaan Yilmaz. Dass er die Ausführung des entscheidenden Foulelfmeters Captain Pnishi abluchste, war für den Trainer absolut in Ordnung. «Souverän gemacht», so Piu.
Heimspiel gegen Old Boys
Nun hat der FC Wohlen die Serie von vier Auswärtsspielen mit einem Punktgewinn erfolgreich abgeschlossen. Am nächsten Samstag (17 Uhr) spielt der FCW erst sein zweites Heimspiel. Dann ist man gegen Aufsteiger Old Boys Basel in der Favoritenrolle. --dm