Das Ende einer Ära
11.06.2024 Sport, FussballFussball, 2. Liga: Mutschellen verabschiedet gleich vier langjährige Identifikationsfiguren
Manuel Brunner, Nico Stadelmann, Fabrice Moser und Patrick Pfyl haben alle jahrelang den FC Mutschellen geprägt. Nach dem Derby heute Dienstag gegen Bremgarten ist ...
Fussball, 2. Liga: Mutschellen verabschiedet gleich vier langjährige Identifikationsfiguren
Manuel Brunner, Nico Stadelmann, Fabrice Moser und Patrick Pfyl haben alle jahrelang den FC Mutschellen geprägt. Nach dem Derby heute Dienstag gegen Bremgarten ist für das Quartett Schluss. Dem Verein bleiben zumindest drei davon erhalten.
Josip Lasic
Wenn Manuel Brunner sagt, er habe «sein halbes Leben» für die erste Mannschaft des FC Mutschellen gespielt, ist das keine Floskel, sondern reine Mathematik. Der 32-Jährige ist mit 9 Jahren in den Verein eingetreten, kam mit 16 Jahren ins Fanionteam, hat von der 4. Liga bis zur 2. Liga interregional alles miterlebt und war Teamcaptain. Der Aussenverteidiger sagt: «Jetzt ist es genug. In letzter Zeit wurden die Trainings und Spiele immer mehr ein Müssen als ein Dürfen. Und ich bin keiner, der absagt, nur weil er keine Lust hat. Dementsprechend habe ich immer noch sehr viel Zeit für den Fussball investiert. Künftig will ich kürzertreten.»
Damit ist er nicht allein. Patrick Pfyl ist wie Brunner ein Mutscheller und ebenfalls schon seit 21 Jahren im Verein. Ursprünglich nicht vom Mutschellen sind Fabrice Moser und Nico Stadelmann. Innenverteidiger Moser ist aber trotzdem schon seit 17 Jahren dabei und Stadelmann seit 8 Jahren.
Stadelmann und Moser: Zu Mutschellern geworden
Teamgeist und Freundschaften haben dafür gesorgt, dass Moser und Stadelmann im Verein heimisch wurden. Moser erzählt: «Ich wäre nie so lange geblieben, wenn ich mich von Anfang an nicht wohlgefühlt hätte. Der Verein hat sich in der Zeit von einem ‹Dorfclub› zu einem der grössten Fussballvereine im Kanton entwickelt. Einerseits dank der Topanlage und andererseits sportlich.» Wie Brunner hat auch Moser das ganze Spektrum von der 4. Liga bis zur 2. Liga interregional miterlebt. «Den Weg durfte ich mit einer Handvoll Teammitgliedern und inzwischen auch besten Freunden teilen. Personen sind das Wichtigste im Verein und genauso die Philosophie. Die Kombination dieser Entwicklung mit einem prägenden und konstanten Mannschaftskern ist das, was mich so lange beim FCM gehalten hat und immer noch halten wird.» Stadelmann: «Ich habe viele tolle Leute auf dem Mutschellen kennengelernt und gute Freunde gefunden. Es war mir eine Ehre, für den Verein gespielt zu haben, und eine unvergessliche Zeit mit zwei Aufstiegen und einem Cupsieg.»
Für Moser, Brunner und Stadelmann war ein Karriereende schon letzte Saison ein Thema. Nach dem Abstieg der Mutscheller entschieden sie sich, noch ein Jahr weiterzumachen. Moser: «Es war wichtig, dass sich die Mannschaft nach dem Abstieg zurück in die 2. Liga, mit neuem Trainer und ein paar neuen Spielern, stabilisieren kann. Es wäre ausserdem das falsche Signal gewesen, direkt nach dem Abstieg aufzuhören. Ich glaube, dass es uns gelungen ist, dass sich das Team fängt. Deshalb ist der Zeitpunkt zum Aufhören jetzt der richtige.»
Nur noch ein Pfyl im Köcher
Eher überraschend kam der Entschluss von Patrick Pfyl, ebenfalls aufzuhören. Einerseits ist er mit 29 Jahren deutlich jünger als die anderen drei Spieler, die aufhören. Andererseits spielte er bisher gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Roger, der jetzt – vor einigen Jahren war mit Michael Pfyl noch ein dritter Bruder Teil des Kaders – alleine im Team zurückbleibt. «Ich starte eine Weiterbildung, die sehr zeitintensiv ist», begründet Patrick Pfyl seine Entscheidung. «Es wäre mir nicht mehr möglich, den Fokus so auf alle Dinge zu richten, wie ich es gern hätte. Also muss ich im Fussball kürzertreten. Roger ist immerhin vier Jahre jünger. Bevor er zur ersten Mannschaft gestossen ist, war ich lange Zeit ebenfalls alleine. Es ist schön, dass wir zusammen spielen konnten und in der 2. Liga interregional sogar einmal zu dritt gleichzeitig auf dem Platz standen. Er ist jetzt der absolute Chef im Team und wird das weiterhin bleiben. Ich bin sehr stolz auf ihn.»
Roger Pfyl, aktueller Teamcaptain, blickt positiv auf die Zeit mit seinem Bruder zurück. «Ich bin glücklich, dass ich mit ihm Dinge wie Aufstiege oder den Cupsieg erleben durfte. Und dass wir in der 2. Liga interregional einmal sogar zu dritt gemeinsam auf dem Feld stehen konnten, war ein Höhepunkt für uns. Aber es sind auch so viele gute Freunde im Team, mit denen ich jetzt weiterhin spielen kann.»
Stadelmann verlässt den Verein als Einziger
Vier langjährige Leistungsträger verlassen das Team. Trotzdem bleiben zahlreiche Identifikationsfiguren übrig. Spieler wie Luca Giampa, Daniele Garofalo oder Roger Pfyl haben ihr Glück zwischenzeitlich bei anderen Clubs versucht und sind nach kurzer Zeit wieder zu Mutschellen zurückgekehrt. «Bei uns im Verein war die familiäre Atmosphäre immer sehr wichtig», sagt Manuel Brunner. «Deshalb konnte die Mannschaft so lange zusammengehalten werden. Ich glaube nicht, dass das Team in den nächsten Jahren einbrechen wird. Dafür ist das Gerüst zu gut.» Patrick Pfyl: «Ich habe mir gesagt, dass ich nur dann gehe, wenn die erste Mannschaft aus Spielern besteht, die füreinander und für den Verein alles geben und in der 2. Liga gefestigt sind. Wie es aktuell aussieht, kann ich guten Gewissens aufhören.»
Dem Verein bleiben zumindest drei von vier Spielern erhalten. Brunner, Moser und Patrick Pfyl wechseln ins Seniorenteam des FC Mutschellen. Nico Stadelmann geht auch zu den Senioren, allerdings zum FC Muri. Dort kann er an der Seite seines Bruders Michael spielen, der auch Vereinspräsident der Murianer ist. «Er stürmt schon seit Längerem und es ist sicher auch schön, mal an seiner Seite zu spielen. Aber man wird mich sicher immer wieder auf der Burkertsmatt antreffen.» Und sei es nur, wenn die Senioren der Mutscheller den Aufstieg schaffen und kommende Saison Gegner der Murianer und der Stadelmann-Brüder sind.
Heute Dienstag, 20 Uhr, wird das Quartett aber noch einmal für die erste Mannschaft des FC Mutschellen im Einsatz sein. Und möchte die Ära mit einem Derbysieg gegen Bremgarten würdig beenden.
Sieg trotz Unterzahl
Fussball, 2. Liga: Windisch – Mutschellen 0:4 (0:3)
Als der FC Windisch in der Vorrunde auf der Burkertsmatt zu Gast war, war er wahrlich zu bemitleiden. Die Freiämter schickten den Gegner damals mit einem zweistelligen Skore in die Winterpause. Ganz so einseitig verlief die Partie ein halbes Jahr später nicht mehr. Dennoch bestanden auch diesmal von Beginn weg kaum Zweifel über den Ausgang des Spiels. Mutschellen begann druckvoll und belagerte das Tor des Heimteams permanent. Die Folge war eine 0:3-Führung bereits nach 26 Minuten. Zunächst eröffnete Janick Seiler den Torreigen mit einem nicht ganz unhaltbaren Schuss von der Strafraumgrenze. Auch beim 0:3 durch Qendrim Aliti liess der Torhüter einen an sich harmlosen Schuss unter sich durchrutschen. Dazwischen setzte Roger Pfyl zu einem energischen Rush an und schloss diesen mit einem sehenswerten Treffer zum 0:2 ab. Nach knapp einer halben Stunde war das Spiel bereits entschieden. Aufregung gab es erst wieder zu Beginn der zweiten Halbzeit, als Dominic Haldemann einen Angriff der Gastgeber mit einer Notbremse stoppte und dafür vom Platz gestellt wurde. Deshalb und weil Windisch neu einen Mann im Kasten hatte, der sich eher auf der Höhe seiner Aufgabe zeigte, verlief die Partie fortan etwas ausgeglichener. Für reelle Gefahr vor dem Mutscheller Tor konnten die Platzherren dennoch kaum je sorgen. Roger Pfyl stellte mit seinem zweiten Tor das 0:4-Schlussresultat her. Zum Saisonabschluss trifft Mutschellen auf Bremgarten. Das Derby findet heute Dienstag, 20 Uhr, auf der Burkertsmatt statt. --fcm