«Das Geld schmilzt nur so weg»
03.08.2024 Region OberfreiamtDas wirklich Wesentliche
Bei der Sommerserie «Potz Millionen!» wüsste Walter J. Hess, ehemals CEO Swiss Steel AG, schon, was er mit dem vielen Geld anfangen würde. Damit das Geld nicht nur so dahinschmilzt, würde er sich auf das Wesentliche ...
Das wirklich Wesentliche
Bei der Sommerserie «Potz Millionen!» wüsste Walter J. Hess, ehemals CEO Swiss Steel AG, schon, was er mit dem vielen Geld anfangen würde. Damit das Geld nicht nur so dahinschmilzt, würde er sich auf das Wesentliche konzentrieren. Doch schon taucht die Frage auf: Was ist das Wesentliche? Wer oder was sollte man unterstützen? Spontan denkt er an den gemeinnützigen Verein Tixi Aargau, den Fahrdienst für mobilitätsbehinderte Menschen. Auch Hess ist einmal pro Woche als Fahrer unterwegs und leistet somit einen wertvollen Beitrag. Wichtig für ihn wäre es auch, die Jugendarbeit- und -Freizeitbeschäftigung im Freiamt zu unterstützen und dabei die Integration von Zugewanderten in den verschiedenen Vereinen zu fördern. Über einen Zustupf dürften sich auch die Musikvereine freuen. --mo
«Potz Millione!» – eine Sommerserie: Walter J. Hess, ehemals CEO Swiss Steel AG
Bei TIXI Aargau wäre ein unerwarteter Geldsegen gut aufgehoben, findet Walter J. Hess. Schliesslich präsidiert er diesen gemeinnützigen Verein und engagiert sich als freiwilliger Fahrer. Doch auch an anderen Ideen mangelt es ihm nicht.
Plötzlich «steinreich» – viele haben schon davon geträumt – was mach ich nur mit dem vielen Geld? Spontan fallen mir die wildesten Gedanken ein! Aber nein, es soll ja etwas Sinnvolles sein – ein Beitrag für die Erfüllung einer oder mehrerer Aufgaben in meinem Wirkungskreis im schönen Freiamt, wohin mich mit einer damals jungen Familie eher das Bauchgefühl und der Zufall hingebracht haben, dies vor etwas über 40 Jahren nach der Rückkehr nach mehreren Jahren Aufenthalt in fernen Ländern.
Früher bei den Pfadfindern, Rettungsschwimmern, Samaritern und als Freizeitruderer im See-Club aktiv, bin ich auch als stolzer Klarinettist in einem stattlichen Musikkorps mitmarschiert. Im ländlichen Bünzen angekommen, dauerte es nicht lange: Im Kirchenchor war Mangel an Tenören und bei der Schulpflege suchte man Unterstützung, nicht nur in der Administration, auch als Skilehrer in den Klassenlagern – kein Problem! Auch meine Frau Silvia fand rasch ein Betätigungsfeld bei der Pro Senectute in Muri, neben ihrer Hauptaufgabe als Erzieherin und Familienmanagerin mit zwei schulpflichtigen Jungs.
Das wirklich Wesentliche
Schnell findet man Schwachpunkte und Unterstützungsfelder – sind es die richtigen? Plötzlich zehn Millionen, eine grosse Summe zum Verdauen, plötzlich geweckte Begehrlichkeiten von verschiedenen Seiten – zu viele Projektideen und das Geld schmilzt nur so weg! Also Konzentration auf das Wesentliche – aber was ist wirklich wesentlich?
Neben meiner Familie denke ich spontan an TIXI Aargau, einen gemeinnützigen Verein, der seit 2008 einen Fahrdienst für Menschen mit Mobilitätseinschränkung oder Demenz anbietet. Für Menschen, welche die öffentlichen Verkehrsmittel nicht oder nur noch unter erschwerten Bedingungen nutzen können. Der Verein ist politisch und konfessionell neutral und es bestehen keine Einschränkungen wie Alters-, Einkommens- oder Vermögensgrenzen.
Der Fahrdienst ermöglicht mobilitätsbehinderten Menschen, selbstbestimmt Besuche aller Arten zu machen. (Arzt, Therapie, Coiffeur) oder auch an kulturellen Anlässen teilzunehmen. Über 700 Fahrkunden aus dem Freiamt und dem übrigen Kanton Aargau schätzen die Möglichkeit, auch den sozialen Kontakt nach aussen zu pflegen und damit die Integration in das gesellschaftliche Leben zu erhalten.
Gemeinnützige Stiftung gründen
Seit dreizehn Jahren engagiere ich mich zusammen mit derzeit rund 75 Kolleginnen und Kollegen als freiwilliger Fahrer einmal pro Woche einen Tag lang. Der Fahrdienst wird zu vergleichbaren Tarifen der öffentlichen Verkehrsmittel angeboten – ganz im Sinne der Gleichberechtigung. Treue Gönner, Sponsoren, spontane oder regelmässige Spenderinnen und Spender helfen mit, den sonst defizitären Fahrbetrieb zu ermöglichen. Während 365 Tagen im Jahr steht er zur Verfügung. Alle unsere neun Fahrzeuge sind behindertengerecht für Rollstuhltransporte umgebaut. Der Heckausschnitt mit Auffahrrampe ermöglicht ein bequemes, unkompliziertes Ein- und Ausfahren mit dem Rollstuhl. Ein umgebautes Auto kostet bei der Neuanschaffung um die 70 000 Franken und legt pro Jahr rund 50 000 km zurück. (Weitere Informationen unter www.tixi-aargau.ch.)
Mit etwa neun von zehn Millionen würde ich eine gemeinnützige Stiftung gründen, mit dem Zweck, einerseits den Fortbestand des Vereins TIXI Aargau für die nächsten 30 Jahre abzusichern, andererseits Jugendarbeit- und -Freizeitbeschäftigung im Freiamt zu unterstützen und dabei die Integration von Zugewanderten in den verschiedenen Vereinen zu fördern.
Vorsorge, Bildung und Kultur
Es bleibt dann noch eine schöne Million für andere gute Zwecke, Erwartungen oder Begehrlichkeiten: Meine sechs Enkelkinder (8 bis 21 Jahre jung) würden je 100 000 Franken in eine 2. Säule einbezahlt erhalten, als Startkapital für eine Altersrente sowie 25 000 Franken als Beitrag für eine Weiterbildung nach der obligatorischen Schulzeit.
Auch der Kirchenchor Boswil sowie der Kirchenmusikverband Oberfreiamt dürften sich über einen Zustupf in die Vereinskasse erfreuen und sich wieder einmal ein schönes Konzert mit Orchesterbegleitung leisten und damit sich und die Öffentlichkeit beglücken. Nicht vergessen, auch die beiden Musikgesellschaften von Bünzen und Boswil würden nicht leer ausgehen – man darf ja weiter träumen …
Walter J. Hess
«Potz Millione!»
«Angenommen, Ihnen werden zehn Millionen Franken für die Erfüllung einer oder zwei, drei Aufgaben zur Verfügung gestellt. Welche Aufgaben sollten mit den zehn Millionen in der Region Freiamt oder in Ihrem Wirkungskreis oder Wohnort mit dem Geld gelöst werden? Was tun Sie mit dem vielen Geld?» Diese Frage ging Anfang Sommer an verschiedene Personen im Freiamt. In dieser Sommerserie stellen wir die Antworten auf diese Fragen vor. Heute ist die Reihe an Walter J. Hess (78), Präsident von TIXI Aargau und ehemals CEO der Swiss Steel AG.