Das grosse Glück zeigen
21.02.2023 Region Oberfreiamt, Beinwil/FreiamtBraunvieh Aargau tagte auf dem Horben
Glück und Zufriedenheit. Für alle bedeuten diese zwei Wörter etwas anderes. «Glück in Haus, Hof und Stall», diesen Gruss hängen alle Redner an der Delegiertenversammlung von Braunvieh Aargau an ihre ...
Braunvieh Aargau tagte auf dem Horben
Glück und Zufriedenheit. Für alle bedeuten diese zwei Wörter etwas anderes. «Glück in Haus, Hof und Stall», diesen Gruss hängen alle Redner an der Delegiertenversammlung von Braunvieh Aargau an ihre Worte an. Glück in der Familie, bei der Zucht im Stall, auf den Feldern. «Einen Landwirtschaftsbetrieb zusammen mit meiner Familie führen, das bedeutet für mich Glück», sagt Präsident Cyrill Gauch.
Zeigen, wie glücklich das Leben in der Landwirtschaft sein kann, das wollen die Bauern an der ALA im Herbst in Lenzburg. --ake
Auktion nimmt neuen Anlauf
Delegiertenversammlung von Braunvieh Aargau auf dem Horben
Im Herbst steht für die Landwirtschaft ein grosses Highlight bevor, die ALA in Lenzburg. Natürlich war dies auch bei den Braunviehzüchtern ein grosses Thema. Aber auch kleinere Anlässe sollen wieder lanciert werden – etwa die Auktion auf dem Horben.
Annemarie Keusch
Es ist jeweils der Abschluss der Traktandenliste. Die Ehrung der 100 000er-Kühe, jener Kühe, die in ihrem Leben 100 000 Kilogramm Milch produzierten. «Einmal im Leben eine solche im Stall zu haben, das ist wohl das Ziel jedes Züchters», weiss Josef Portmann, Vorstandsmitglied Braunvieh Schweiz. Um dieses zu erreichen, müsse vieles stimmen. «Es sind Faktoren, die die Züchter beeinflussen können, aber auch das Glück spielt eine Rolle», weiss er. Gleich zwölf Kühe und elf Züchter konnten eine Auszeichnung entgegennehmen. «Dass gleich zwei davon in einen Stall gehen, das ist sehr selten.» Dies erreicht hat der Murianer Hanspeter Müller. Überhaupt, nur zwei der zwölf Auszeichnungen gingen nicht an einen Freiämter Braunviehzüchter.
Dass das Freiamt eine Hochburg ist, das zeigen nicht nur die 100 000er-Kühe. Acht Viehzuchtvereine zählt Braunvieh Aargau, fünf davon sind im Freiamt ansässig. Und erst noch jene mit den meisten Herdenbuchtieren. Und auch der Präsident ist mit dem Bettwiler Cyrill Gauch ein Freiämter. In seinem Jahresbericht musste er aber feststellen, dass die Milchleistungen im letzten Jahr rückläufig waren, nur zwei Aargauer Viehzuchtvereine Reusstal und Ostaargau konnten die Leistungen steigern. «Es hat wohl damit zu tun, dass die Futterqualität nach dem verregneten Sommer 2021 weniger gut war», vermutet er. Gauch ging auf die Eliteschau ein, schaute auf das grosse Jubiläum 100 Jahre Braunvieh Aargau zurück, das zwei Jahre zu spät mit einem Brunch gefeiert werden konnte, und er erwähnte die höchsten Betriebsdurchschnitte. Unter Verschiedenes kürte er später nach diversen Kategorien wie Milchleistung, Fett- und Eiweissanteil, Zellzahlen oder Anzahl Besamungen den Züchter des Jahres. Auf dem ersten Platz landete Reto Villiger aus Auw, Zweiter wurde Michi Lang aus Aristau und Dritter Felix Enzler aus Geltwil – alles Freiämter.
Vorstand weiblicher und noch jünger
Wie soll der Verband in die Zukunft gehen? Auch damit befasste sich der Vorstand im letzten Jahr und bat die Braunviehzüchter um ihre Meinung. «Dabei sprach sich eine deutliche Mehrheit dafür aus, bezüglich der Auktion einen neuen Angriff zu starten», sagt Präsident Gauch. Am Mittwoch, 19. April, soll die Auktion wieder stattfinden, nachdem sie pandemiebedingt, aber auch wegen zu wenig angemeldeter Tiere mehrmals abgesagt werden musste. «Wir sind auf euch Züchter angewiesen, dass ihr Tiere auf den Horben bringt», appellierte Gauch nochmals.
Finanziell schloss das vergangene Jahr mit einem Minus von gut 3000 Franken. Das neue Jahr nimmt Braunvieh Aargau mit einem noch jüngeren und weiblicheren Vorstand in Angriff. Nach drei Jahren im Vorstand gab Christian Oswald vom Zuchtverein Fricktal seinen Rücktritt. «Er will sich noch mehr auf Hof und Arbeit konzentrieren», weiss Cyrill Gauch. Seine Nachfolgerin wird die 21-jährige Tabea Zimmermann aus Fisibach, die aktuell die Agrotechniker-Ausbildung an der Höheren Fachschule absolviert.
Wichtiger Agrarkanton
Was bedeutet Glück und Zufriedenheit? Auch mit dieser Frage beschäftigten sich die Braunviehzüchter. «Für mich bedeutet es, mit meiner Familie einen Landwirtschaftsbetrieb zu führen», nannte Cyrill Gauch ein Beispiel, im Wissen darum, dass die Antwort bei jedem und jeder anders aussehe. Ob das Wetterglück beim Ernten, das Züchterglück im Stall oder das Privileg, schon am Arbeitsplatz zu sein, wenn andere aus der Tiefgarage fahren.
Glück ist das eine. Matthias Müller von Landwirtschaft Aargau betonte aber, wie viel Wissen und Können in der Aargauer Landwirtschaft stecke. «Ihr seid spitze», versicherte er. Der Aargau sei ein wichtiger Agrarkanton, einer mit bestem Ackerbaugebiet. Dass noch mehr davon als ökologische Ausgleichsfläche genutzt werden soll, sei unverständlich.
Euphorischer ALA-OK-Präsident
Politisch wurde es an der Versammlung von Braunvieh Aargau aber nur selten. Vielmehr überwog die Vorfreude, primär auf die ALA, die nach zehn Jahren wieder in Lenzburg stattfindet – vom 30. August bis am 3. September. OK-Präsident und Nationalrat Alois Huber, der sich als «reinrassiger Oberfreiämter» beschrieb, berichtete vom Grossanlass. «Ich bin felsenfest überzeugt davon, dass es gut kommt», betonte er. «Willkommen auf deinem Bauernhof», lautet das Motto.
Die Landwirte wollen dabei ihre Vielfalt präsentieren, Genuss und Erlebnis bieten, die Zusammengehörigkeit pf legen und mit Regionalität überzeugen. «Wenn immer möglich bieten wir nur Aargauer Produkte an. Das bedeutet viel mehr Aufwand, ist uns aber sehr wichtig», hielt Huber fest. 50 000 Besucher werden erwartet, 1800 Helfereinsätze braucht es. «Wir wollen den Leuten die Landwirtschaft zeigen, wie wir sie im Alltag leben.» Seine Euphorie ist sichtlich spürbar.