Das Jahrhundert ist voll
17.03.2023 MuriVelo-Moto-Club Muri-Dorf feiert Jubiläum
Sie machten mehrtägige Touren, legten dabei aber mehr Wert auf die Gemütlichkeit als auf das Zurücklegen von möglichst vielen Kilometern. Der Velo-Moto-Club Muri-Dorf war nie ein Rennfahrverein. Über Jahre ...
Velo-Moto-Club Muri-Dorf feiert Jubiläum
Sie machten mehrtägige Touren, legten dabei aber mehr Wert auf die Gemütlichkeit als auf das Zurücklegen von möglichst vielen Kilometern. Der Velo-Moto-Club Muri-Dorf war nie ein Rennfahrverein. Über Jahre dominierte das Kunst- und Reigenfahren, mittlerweile ist man zurück beim gemütlichen Fahren. 1922 wurde der Verein gegründet, sodass es zwischenzeitlich gar zwei Veloclubs in Muri gab. Bevor nun aber das grosse Jubiläum gefeiert werden kann, hatte der Velo-Moto-Club Muri-Dorf keine einfachen Zeiten zu überstehen. --ake
Velo soll wieder mehr ins Zentrum
Der Velo-Moto-Club Muri-Dorf feiert das 100-jährige Bestehen
Sie sind keine Radrennfahrer. Das waren die Mitglieder des Velo-Moto-Clubs Muri-Dorf nie. Aber sie treten gerne in die Pedale, nehmen an Touren teil und geniessen genauso wie die Bewegung das gemütliche Beisammensein. 1922 wurde der Verein gegründet. Letztes Jahr stellte er sich komplett neu auf.
Annemarie Keusch
Das grosse Jubiläum einfach passieren zu lassen, das kam nicht infrage. Und gleichzeitig waren jene, die den Velo-Moto-Club Muri-Dorf in die Zukunft führen sollen, erst wenige Monate im Amt. «Es wäre zu kurzfristig gewesen», sagt Marcel Schöpfer, der seit rund einem Jahr Präsident des Vereins ist. Das 100. Vereinsjahr, es war ein intensives. Der Tod des langjährigen Kassiers hinterliess ein grosses Loch. Er prägte den Verein über mehrere Jahre. «Stirbt der Velo-Moto-Club? Das war eine Frage, die wir uns stellen mussten», sagt Hansruedi Binder, Ehrenpräsident. Eine Frage, die im Nachhinein mit Nein beantwortet werden kann. Binder war es höchstpersönlich, der sich auf die Suche nach motivierten Leuten machte und diese auch fand. An der letzten Generalversammlung wurde ein komplett neuer Vorstand gewählt.
Das Hauptthema im ersten Jahr unter neuer Leitung war das Jubiläum. Hundert Jahre Velo-Moto-Club Muri-Dorf, das muss gefeiert werden. Und dies verbinden die Verantwortlichen mit dem Anlass, der seit Anfang der 90er-Jahre aus dem Jahresprogramm des Vereins nicht mehr wegzudenken wäre: die Velobörse. «Damals suchten wir nach neuen Ideen für Veranstaltungen», erinnert sich Sepp Fahler, das langjährigste Mitglied des Vereins. Herumstehende Velos wieder in Umlauf zu bringen, das war damals wie heute die Intention. Einen grossen Ansturm gibt es Jahr für Jahr auf Kindervelos. «Viele tauschen das Velo für ihre Kleinsten jedes Jahr aus, das war früher schon anders», meint Fahler. Verändert hat sich aber auch die Velobörse. Die Beliebtheit von Kinder- und «Bahnhof-Velos» ist nach wie vor gross. Mittlerweile werden aber auch E-Bikes angeboten.
In den Restaurants Stempel gesammelt
1922 wars, als der Velo-Moto-Club Muri-Dorf gegründet wurde. «Die Jungen suchten nach Möglichkeiten, um abends wegzukommen», meint Hansruedi Binder. Und sie fuhren gerne Velo. Über viele Jahre traf man sich jeden Sonntag um 9Uhr bei der «Linde» für eine zwei- bis dreistündige Tour. Dabei durfte ein Halt in einem Restaurant nie fehlen. «Dort holten die Teilnehmenden Stempel ab und wer am Ende am meisten oder die Stempel von den am weitesten entfernten Restaurants hatte, gewann etwas», weiss Sepp Fahler. Er lacht. «Getrickst wurde damals schon. Ich weiss von Leuten, die mit dem Bus auf den Brünig fuhren, den Stempel abholten und mit dem Bus wieder retourgingen.»
Fahler gehört seit 1967 dem Verein an. «Damals zahlten wir den Jahresbeitrag noch jeden Monat mit einem Märkli», erinnert er sich. Velofahren und es lustig miteinander haben, das war es, was ihn ansprach. Später organisierte er viele Touren, auch mehrtägige. 30 Jahre leitete Hansruedi Binder als Präsident die Geschicke des Vereins. Er war es, der die Kunst- und Reigengruppe wieder aufbaute. «Wir setzten als Verein aufs Kunstradfahren», sagt er. Rennfahrer schlossen sich eher dem Veloclub Aristau an. Binder erinnert sich an verschiedene Blumencorsos in der ganzen Schweiz und an die Durchführung der Schweizer Meisterschaft im Kunst- und Reigenfahren, die 1981 in Muri stattfand.
Gemütliches Velofahren
Obwohl das Rennfahren nie ein Steckenpferd des Vereins war, gab es Zeiten, in denen der Velo-Moto-Club Rundstreckenrennen organisierte. Rund um Muri führte beispielsweise ein Kriterium, auch mal ein Bergrennen von Muri bis in den Grodhof. «Den Ansprüche gerecht zu werden, gerade was Strassensperrungen betrifft, wurde immer schwieriger», erzählt Sepp Fahler. Gerne setzte sich der Verein beim GP Rüebliland und bei der Tour de Suisse als Streckensicherung ein. Ebenso wurde er in den 1980er-Jahren bekannt für die «Spiele ohne Grenzen», die er für die Dorfvereine organisierte.
Mittlerweile nimmt es der Verein gemütlicher. Neben der jährlichen Velobörse gehören vor allem gesellschaftliche Anlässe zum Jahresprogramm. Und natürlich die zweitägigen Velotouren, die der Verein zusammen mit der Feuerwehr unternimmt. Diese sind der Hauptgrund, weshalb Marcel Schöpfer zum Velo-Moto-Club kam. «Ich nahm an diesen Touren teil und rutschte so in den Verein», erzählt er. Mittlerweile ist er seit einem Jahr dessen Präsident. Und obwohl das Jubiläum das bestimmende Thema war in diesem Jahr, haben sich Schöpfer und seine Vorstandskolleginnen Katja Fahler und Christine Kuhn auch mit der Zukunft des Vereins befasst. «Wir wollen das Velofahren wieder mehr ins Zentrum stellen», sagt er. Angedacht sind regelmässigere Touren. Was Schöpfer wichtig ist: «Es sind Touren für jedermann und jede Frau, für Familien mit Kindern. Es geht um das gemütliche Velofahren und nicht darum, möglichst schnell möglichst viele Höhenmeter zu überwinden.»
So will der Verein wieder aktiver werden, wieder mehr Leute ansprechen. «Das kommt gut», sind sich die langjährigen Mitglieder Sepp Fahler und Hansruedi Binder einig.
Spezielle Velobörse
Die traditionelle Velobörse des Velo-Moto-Clubs Muri-Dorf findet am Samstag, 1. April, statt. Wie immer können Velos von 9 bis 10.30 Uhr gebracht und von 10.30 bis 12 Uhr gekauft werden. Ab 10.30 Uhr werden auch Spiele für die Kinder und eine Classic-Car-Ausstellung geboten. «Wir wollen die Entwicklung der Velos und Autos zeigen, aber auch Raritäten und Neuheiten. Es wird ein Auto auf Platz sein, das so alt ist wie unser Verein», erzählt Marcel Schöpfer. Ab 11.30 Uhr kann man sich mit Pot-au-Feu stärken, um 13.30 Uhr folgt der Apéro für Gäste und Vereinsdelegationen und ab 14 Uhr sorgen die Kultband «Blächreiz», Drehorgelspieler Albin Stierli und Sänger Steve Wächter zusammen mit Pianistin Karen Forbiger für Unterhaltung. Am Abend folgt in der Bogenhalle ein Anlass für aktuelle und ehemalige Mitglieder des Vereins. --ake