«Das Karma des Hauses spüren»
09.05.2023 BremgartenSeit gestern hängt der Schriftzug des «Stadthofs» wieder über dessen Eingangspforte – ein Vorbote der baldigen Eröffnung
Das Millionenprojekt eingangs der Bremgarter Altstadt feiert aller Voraussicht nach eine Punktlandung. Am 2. Juli wird ...
Seit gestern hängt der Schriftzug des «Stadthofs» wieder über dessen Eingangspforte – ein Vorbote der baldigen Eröffnung
Das Millionenprojekt eingangs der Bremgarter Altstadt feiert aller Voraussicht nach eine Punktlandung. Am 2. Juli wird im «Stadthof» drei Jahre nach der Schliessung wieder gutbürgerliche Küche serviert. Ein Moment, auf den die Involvierten lange hingefiebert haben.
Marco Huwyler
In Bremgarten wird auch nach dem Leuefäscht am letzten Juni-Wochenende keine Katerstimmung aufkommen. Bereits eine Woche danach, am Sonntag, 2. Juli, steht das nächste Highlight auf dem Programm, auf das viele Einheimische lange gewartet haben. Nach gut drei Jahren eröffnet der altehrwürdige «Stadthof» rundum erneuert wieder seine Türen.
«Nachdem wir jetzt so lange alles bis in die kleinsten Details auf Plänen, Visualisierungen und Skizzen durchdacht und vor dem inneren Auge vergegenwärtigt haben, bin ich mega gespannt, wie das Ergebnis in Realität aussieht», lächelt Renato Rocchinotti. Nur noch wenige Wochen muss er sich gedulden, bis auch die letzten Innenarbeiten abgeschlossen, die Böden und Vertäfelungen verlegt sind und das Inventar an seinem Platz ist. «Stolpersteine sind in dieser Bauphase keine mehr zu erwarten», sagt der erfahrene Bauunternehmer und Mitinhaber des «neuen Stadthofs». «Es ist grossartig, dass wir so gut im Fahrplan liegen.»
Keine Konkurrenz zum Fest sein
Wenn es nach Rocchinotti gegangen wäre, dann hätte man ohne Weiteres auch schon pünktlich auf das Leuefäscht eröffnen können. «Wir wurden jedoch von der Stadt darum gebeten, dies nicht zu tun», berichtet er. «Man hatte die Befürchtung, dass wir so die Festinseln konkurriert hätten. Und als Lokalpatriot ist das wirklich das Letzte, das ich beabsichtigen würde.» So eröffnet der «Stadthof» nun halt eben eine Woche später. «Das ist schon gut so. So erhält jeder auch wirklich die Aufmerksamkeit, die er verdient.»
Stolz aller Beteiligter
Das sieht auch der Rest der Investorengruppe und des künftigen Wirteteams so. Wenn man mit den Involvierten durch die frisch renovierten Gemäuer des altehrwürdigen Gebäudes schlendert, dann merkt man, wie viel jedem Einzelnen von ihnen am Projekt liegt. Man spricht nicht bloss von einem Gebäude, sondern von einem Herzensanliegen, dem man sich habe annehmen dürfen. Das sei in den vergangenen Monaten bis hin zu jedem einzelnen Arbeiter zu spüren gewesen, sagen die Beteiligten. «Jeder war und ist stolz, hier mitgewirkt zu haben», sagt Bauleiter Roger Rüegsegger. «Das ist wohl auch der Grund, weshalb die Bauphase so reibungslos vonstatten gegangen ist.» Und Kollege Rocchinotti ergänzt lachend. «Ich habe auf dieser Baustelle noch nicht einmal ein Fluchen gehört. Das Karma des Hauses ist dermassen positiv – das scheinen alle zu spüren.»
Ein Privileg, hier zu wirten
In diesen Chor des Positivismus stimmen auch die künftigen Gastgeber mit ein. «Es ist ein Privileg, hier bald wirten zu dürfen», sagt Remo Siebers, der zur dreiköpfigen Gastroleitung gehört, die hier im Erdgeschoss am 2. Juli das Kommando übernimmt. «Wir freuen uns sehr auf die Eröffnung.» Den «Stadthof» werden Siebers und seine Mitstreiter künftig parallel zum erfolgreichen Eventlokal «Il Cavallino» in Nesselnbach betreiben.
Auf jedes Detail geachtet
Rund 80 Plätze im Innern und gut ebensoviele im Aussenbereich auf zwei Terrassenstufen stehen den Gastronomen künftig zum Wirten zur Verfügung. Alles wurde – unter der Feder des berühmten Architekten Andrin Schweizer – bis ins Kleinste durchdacht und zum maximalen Komfort und bestmöglichen Funktionalität für Gast und Gastgeber rundum erneuert. Beim Sonnendach kann man die Prozentzahl des gewünschten Schattenbereichs eingeben, woraufhin sich die elektronischen Lamellen in die gewünschte Richtung bewegen. Dem Gast stehen – auch im Aussenbereich – an jedem Tisch Steckdosen, Internet und USB-Anschluss zur Verfügung. Die Holzdecke der Gaststube weist fast unsichtbar feine Rillen auf, die den Hall minimieren und die Beschallung des Raumes so angenehm wie möglich gestalten sollen. Holz und Naturstein sind so aufeinander abgestimmt, dass ein gemütlicher, unaufdringlicher und trotzdem lebendiger «Altstadt-Groove» aufkommt, wie Rocchinotti es nennt. Und das Gärtchen vor der Kochetage ist bereits mit allerlei einheimischen Kräutern bepflanzt, die zur maximalen Frische der angebotenen Küche beitragen sollen.
«Wir haben der Bevölkerung versprochen, dass wir wieder das erste Haus am Platz sein wollen. Da konnten wir uns natürlich nicht lumpen lassen und mussten liefern», lacht Rocchinotti. Rund 9 Millionen Franken wurden in das Projekt inklusive der einladenden Eigentumswohnungen in den vier oberen Stockwerken investiert.
Für jedermanns Budget
Dennoch soll der Besuch des «Stadthofs» keineswegs ein Luxus sein, den man sich leisten können muss. «Wir haben von Anfang an ein ‹Haus für alle› angestrebt», sagt Rocchinotti. Deshalb werden die angebotenen Speisen im «Stadthof» auch aus grosso modo «gutbürgerlicher Schweizer Küche» bestehen, die zu erschwinglichen Preisen genossen werden kann. Wobei auch der ein oder andere internationale «Farbtupfer» nicht fehlen wird. «Halt einfach wirklich für jeden etwas», sagt Rocchinotti. «Der ‹Stadthof› soll ein Bremgarter Gebäude für die Bremgarter Bevölkerung sein – und jeden, der sonst kommen mag.»