Jürg Rüttimann blickt auf 14 schöne Jahre im Gemeinderat zurück

Er war zwei Jahre Gemeinderat, acht Jahre Vize- und vier Jahre Ammann. Am 31. Dezember endet jetzt das Engagement von Jürg Rüttimann in der Gemeindeführung. Der Ortsbürger ist stolz auf das Geleistete.

Roger Wetli

«Mein allererster offizieller Anlass als Joner Gemeinderatsvertreter war die Einweihung des Tunnels von Oberwil-Lieli. Das war damals eine Riesenkiste», erinnert sich der Joner Gemeindeammann Jürg Rüttimann. Er selber durfte in seinem Dorf ebenfalls ein grosses Einweihungsfest feiern, nämlich das der Einweihung des neu gebauten Schulhauses «Säntis». Rüttimann gestaltete das Projekt von Anfang an aktiv mit. Es fiel in seine Zuständigkeit als Vizeammann. «Die Planung und der Aufbau liefen super. Allerdings verlangte der Konkurs der Fensterfabrik nach einer Feuerwehrübung», weiss er. Auf das Gebäude ist der Ammann immer noch stolz. «Und der neue Saal im untersten Stockwerk besitzt eine Grösse, die bisher in Jonen noch gefehlt hatte. Der Raum wird häufig genutzt.»

Grosser Nachholbedarf

In den Jahren seiner Amtstätigkeit zogen viele zusätzlichen Personen nach Jonen. «Zeitweise wurde das Dorfbild von Kränen dominiert. Es lief auf der Gemeinde sehr viel», erinnert er sich. «Alle Gemeinderäte waren damals gefordert, wobei auch ein grosser Nachholbedarf vorhanden war.» Damals entstanden die Volgüberbauung sowie das neue Schulhaus und die Revision der Bau- und Nutzungsordnung startete.

Dazu kamen die Planung des neuen Feuerwehrlokals und der Zusammenschluss der ARA Ottenbach-Jonen mit der ARA Kelleramt. «Dass wir unsere ARA aufgaben und eine Leitung nach Unterlunkhofen legten, ist für mich immer noch goldrichtig», ist Jürg Rüttimann überzeugt. «Die Umweltauflagen wurden so streng, dass eine Aufrüstung unserer Anlage zu teuer geworden wäre. Jetzt können wir die Auflagen alle in Unterlunkhofen erfüllen und neue Kosten auf mehr Gemeinden verteilen.»

Militärerfahrungen halfen

All diese Projekte erforderten unzählige Sitzungen. Übernahm Jürg Rüttimann die Gesprächsleitung, lobten ihn die Anwesenden für seine Effizienz. «Diese Art der Sitzungsführung habe ich aus meiner Zeit im Militär mitgenommen», gibt der Ammann Einblick. «Ich lernte dort sehr viel bezüglich Sitzungsführung, deren Struktur und Länge. Wichtig ist dabei, dass man stets das Sitzungsziel im Auge behält», rät er. «Auch in der Baukommission für das neue Schulhaus habe ich als deren Präsident geschaut, dass die Zusammenkünfte nie länger als zwei Stunden dauerten.» Ebenfalls habe er im Militär üben können, wie man Leute führt. «Wenn man als 20-Jähriger für zehn Soldaten verantwortlich ist, lernt man schnell, hinzustehen und eine Sache zu vertreten», ist der Ammann überzeugt.

Gut vernetzt

Jürg Rüttimann mutmasst, dass er ohne diese Effizienz und Disziplin nicht 14 Jahre im Gemeinderat geblieben wäre. Denn beruflich führen seine Frau Karin und er die Vetterli Schnittblumen AG in Jonen. «Ich habe also definitiv nicht unendlich viel Zeit. Dank guten Strukturen und einer hervorragenden Verwaltung ging es aber immer irgendwie», so der Ammann. «Dabei ist entscheidend, dass bei uns das Geschäftsleitungsmodell gut funktioniert und der Gemeinderat tatsächlich nur für strategische Entscheide verantwortlich ist.» Rüttimann wuchs im Dorfteil «Litzi» auf, ging hier zur Schule und ist aktives Mitglied des Musikvereins Jonen. «Ich kannte dadurch bereits bei meinem Amtsantritt sehr viele Leute im Dorf. Zudem bin ich mit dem Gewerbe verwurzelt, was die Arbeit im Gemeinderat ebenfalls erleichterte.» Mit der Zeit wusste der Ammann auch, bei welchen kantonalen Fachstellen er bei Fragen anklopfen musste. Sein Büro im Gemeindehaus nutzte er dagegen nur selten, weshalb es ins Steueramt integriert wurde.

Als Gewerbetreibender sei er es sich gewohnt, auch mal schnell zu entscheiden. «Das wollte ich auch im Gemeinderat, wurde aber dann manchmal von den anderen gestoppt, um weitere Abklärungen zu tätigen», lacht er. Wenn Not am Mann war, ging es aber sehr schnell. So wurde zum Beispiel 2020 eine Notwasserleitung gelegt und ein Buswendeplatz innert kürzester Zeit realisiert.

Hohe Anforderungen

Gerne hätte Jürg Rüttimann die BNO-Revision noch abgeschlossen. «Wir sind aktuell auf dem richtigen Weg. Die Anforderungen an eine solche Revision sind aber mittlerweile derart hoch, dass man sie als Miliz-Gemeinderat ohne externe Hilfe nicht mehr bewältigen kann.» Der Ammann betont, dass es nicht nur die Liegenschaftsbesitzer, sondern auch den Gemeinderat stört, dass die BNO-Revision so lange dauert.

Kontinuierliche Erneuerung

Damit wird sich Jürg Rüttimann ab Januar nicht mehr befassen müssen. Nach 14 Jahren im Rat zieht er nun seinen Hut. Sein Nachfolger ist nur ein halbes Jahr kürzer im Amt. «Wir sprachen uns ab, wie wir eine stetige Erneuerung im Gremium umsetzen können, um zu verhindern, dass plötzlich mehrere Gemeinderäte gleichzeitig den Rücktritt einreichen.» Seine Entscheidung würde nun diesen Wandel unterstützen. Die neu gewonnene Freizeit wird der Joner für das Geschäft und für private Projekte verwenden. Der Terminkalender sei jetzt ab 2022 nur noch zu einem Viertel gefüllt. «Und ich werde es schätzen, die Ferien unabhängig von den Verpflichtungen im Amt zu buchen», lacht er. Er bleibt der Gemeinde als Mitglied der Ortsbürgerkommission erhalten. «Das sind aber nur drei bis vier Sitzungen pro Jahr. Langweilig wir es mir wohl trotzdem nicht.»