Defizite im Standortmarketing

  08.06.2021 Dottikon

Abgeordnetenversammlung des Regionalplanungsverbandes Unteres Bünztal in Dottikon

Trotz schwieriger Umstände hatten sowohl der Präsident als auch die diversen Arbeitsgruppen viel Positives aus dem letzten Geschäftsjahr zu vermelden. Besonders in Sachen öffentlicher Verkehr konnte einiges erreicht werden in der Region. Seitens des Kantons wünscht man sich aber noch mehr Unterstützung.

Die Gemeinden Büttikon, Dottikon, Hägglingen, Uezwil, Villmergen und Wohlen sowie die Mitgliedsgemeinden Dintikon, Hendschiken, Othmarsingen, Sarmenstorf und Waltenschwil, die zusätzlich noch benachbarten Replas angehören, bilden zusammen den Regionalplanungsverband Unteres Bünztal. Dass solche regionalen Gremien immer wichtiger werden, betonte Präsident Arsène Perroud bei seiner Begrüssungsrede. «Gemeinsam können wir mehr erreichen und uns vor allem Gehör verschaffen.»

Tempo 30 auf Kantonsstrassen

Im Vorstand hat man letztes Jahr viel Zeit ins regionale Gebietsmanagement, in die Ausweitung der Tätigkeiten in der Geschäftsstelle sowie in die Verlegung des Freiverlads SBB Wohlen investiert. In Sachen «Tempo 30 auf Kantonsstrassen» startete man bei den Gemeinden und anderen Regionalplanungsverbänden eine Interessenumfrage und erhielt darauf sehr positive Rückmeldungen. Das Bedü rfn is nach Langsamverkeh r durch die Dörfer scheint vorhanden zu sein. Dies wurde bereits bei einem Treffen mit dem Kanton deponiert und in Kürze sollten Informationen über das weitere Vorgehen folgen.

«Die Teilnahme an den Präsidentenkonferenzen der benachbarten Replas zeigte auf, dass wir im Bereich Standortförderung noch klare Defizite haben», meinte Perroud. Das Untere Bünztal verfügt diesbezüglich nämlich noch über keine eigenen Strukturen. «Hier sind andere Regionen besser organisiert als wir», ergänzte er.

In der Kommission ÖV fand im Januar die Stabsübergabe von Fredy Zobrist, dem langjährigen Präsidenten, zu Reto Widmer statt. Der neue Vorsitzende versicherte, dass das Lobbyieren für eine ÖV-Aufwertung im Freiamt in vollem Gange sei und noch weiter fortgeführt werde. «Fredy Zobrist hat es in den letzten 20 Jahren geschafft, uns beim Kanton Gehör zu verschaffen. Das müssen wir ausnützen», so der neue Präsident.

Ab in den Süden

Mit Freude verkündete Widmer, dass das Pilotprojekt «Südbahn-Express» dank erfreulichen Frequenzen aus dem Kanton Aargau im Dezember 2020 fix in den Fahrplan aufgenommen wurde. Dieser neue RegioExpress mit Halt in Wohlen und Muri verkehrt am Wochenende zwei Mal morgens Richtung Süden und abends zwei Mal Richtung Norden und stellt in Arth-Goldau perfekte Anschlüsse ins Tessin, zur Gotthard-Bergstrecke, nach Einsiedeln und auf die Rigi her.

Die S26 durchs Freiamt sei gut aufgestellt. Hier liege der Fokus auf dem Oberen Freiamt, das in Benzenschwil und Mühlau alle 30 Minuten einen Halt wünscht. Dies sollte grundsätzlich möglich sein, der Kanton gab aber noch kein grünes Licht. Weiter fordert die Kommission, dass in Zukunft alle S26-Züge bis Aarau verkehren. Mit der Inbetriebnahme des Eppenbergtunnels sei man diesem Ziel einen grossen Schritt näher gekommen.

Sorgenkind ist nach wie vor die S25 nach Brugg, die seit fünf Jahren in Betrieb ist. Ausserhalb der Hauptverkehrszeiten sowie an den Wochenenden gibt es hier wenig bis gar keine Frequenzen. Ausser in Brugg sind keine Anschlüsse vorhanden und ein Halt in Boswil-Bünzen ist auch nicht möglich. Trotz Kosten von rund 2,5 Millionen Franken pro Jahr will der Kanton an dieser Linie festhalten.

Nebst diversen anderen kleineren Geschäften hat sich die Kommission ÖV folgende Ziele gesetzt: Beibehaltung der Direktzüge (S42) nach Zürich, bessere Anschlüsse gegen Westen (Halt des viertelstündlich verkehrenden Intercitys Bern–Zürich in Aarau), Halt des Interregios Luzern– Locarno in Rotkreuz mit Anschluss aus dem Freiamt sowie langfristig direkte Interregiozüge von Basel über Aarau und das Freiamt nach Süden mit Halt in Wohlen und Muri.

Aktion Klimabaum

Mit der Aktion Klimabaum hat die Arbeitsgruppe Landschaft und Umwelt in verschiedenen Ortschaften Bäume oder Hecken ersetzt respektive neu gepflanzt. In Sarmenstorf und Villmergen wurden zudem in vielen Arbeitsstunden neue Teiche angelegt, bestehende saniert und Amphibienstandorte aufgewertet. Roland Polentarutti, Präsident dieser Arbeitsgruppe, freute sich, dass die Auszeichnung der 12. Bünztalgabe im Dezember an die Firma Karl Gisi AG in Dottikon überreicht werden konnte. Diese hat anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens zusammen mit den Mitgliedern des Natur- und Vogelschutzvereins Dottikon 40 Vogelkästen entlang der Bünz aufgehängt.

Paul Huwiler, Mitglied der Arbeitsgruppe Gesundheitsversorgung, berichtete über das «Strategiepapier Gesundheitsversorgung 2025», in welchem die Planung der Langzeitversorgung mit Pflegebetten und medizinischen Dienstleistungen vom Kanton an die Regionalplanungsverbände delegiert wurde. Einer der Schwerpunkte der Arbeitsgruppe war die Fortführung der «Vorstudie ambulante Pflege». Dafür wurde unter den Gemeinden und Spitex-Organisationen eine Vernehmlassung durchgeführt. Ziel ist es, dass es im Kanton Aargau in Zukunft nur noch sieben Versorgungsregionen gibt. Die Reorganisationsvorschläge kamen bei den Gemeinden mehrheitlich gut an und der Fusionsprozess auf dem Repla-Gebiet Mutschellen-Reusstal-Kelleramt konnte bereits gestartet werden.

Ein weiteres grosses Thema war die hausärztliche Grundversorgung. In diesem Bereich sehe man in den nächsten Jahren grosse Herausforderungen, da viele Hausärzte pensioniert würden und aufgrund fehlender Nachfolger die Praxen schliessen müssten.

Grosser Ertragsüberschuss

Die Rechnung 2020 der Repla Unteres Bünztal weist einen satten Ertragsüberschuss von 53 529 Franken aus. Dieser konnte dank wesentlich weniger Aufwand auf der Geschäftsstelle und zusätzlichen Kantonsbeiträgen erwirtschaftet werden. Die anwesenden Gemeindevertreter nahmen dies mit Freude zur Kenntnis und verabschiedeten die Rechnung, die Beibehaltung der Mitgliederbeiträge sowie das Budget 2022 einstimmig. --nl


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