Thomas Stöckli, Redaktor.
Eine Anekdote kommt um den Geburtstag meiner zweiten Tochter immer mal wieder zur Sprache. Sie handelt von den Stunden vor ihrer Geburt. An dem Abend habe ich damals vor 13 Jahren die Steuererklärung ...
Thomas Stöckli, Redaktor.
Eine Anekdote kommt um den Geburtstag meiner zweiten Tochter immer mal wieder zur Sprache. Sie handelt von den Stunden vor ihrer Geburt. An dem Abend habe ich damals vor 13 Jahren die Steuererklärung ausgefüllt. Je nach Erzählerin schleicht sich in der Geschichte noch ein «genussvoll» ein, wobei das ganz klar geflunkert ist. Just bevor es mit den Wehen losging, konnte ich mir diese lästige Verpflichtung noch vom Hals schaffen. Und am Morgen darauf – am 29. März – erleichtert das Neugeborene in Händen halten.
Das waren noch Zeiten. Und ich meine jetzt nicht nur das Glück des frischgebackenen Vaters. Freude bereiten die Kinder auch im Teenager-Alter noch, zumindest zuweilen. Was sich allerdings geändert hat, ist mein Eifer in der Erfüllung der Staatsbürgerpflichten. Heute bin ich schon zufrieden mit mir und der Welt, wenn ich das Gesuch um Fristerstreckung rechtzeitig eingereicht habe. Nicht dass dies viel Druck wegnehmen würde. Stattdessen warte ich einfach länger, bis ich mir die benötigten Dokumente für die lästige Pflicht besorge. Schlussendlich baut sich die selbe Zeitknappheit einfach im Sommer auf, statt im Frühling. Zumindest kann man dann abends länger mit Tageslicht arbeiten.
Prokrastinieren nennt sich das, wenn man ungeliebte Aufgaben vor sich her schiebt. Wenn man das Wäschewaschen, Rasenmähen oder Fensterputzen als dringlicher – weil weniger unangenehm – vorzieht. Doch wie lässt sich die Einstellung ändern? Wer bis hierhin gelesen hat, weiss, dass ich in diesem Bereich keine Vorbildrolle einnehme. Die folgenden Tipps sind denn auch zusammengesucht und (noch) nicht selber ausprobiert: Am Anfang stehen – wie bei jedem Laster, das man loswerden will – das Eingeständnis, dass etwas nicht so läuft, wie man will, und die Absicht, daran etwas ändern zu wollen. Rituale helfen, in Schwung zu kommen, die Stückelung in kleinere Häppchen lässt grosse Aufgaben weniger entmutigend erscheinen. Und weiter ist es dienlich, Quellen der Ablenkung auszuschalten.
Wobei es bei mir aktuell noch an der Absicht scheitert, etwas ändern zu wollen. Somit wissen Sie jetzt, was bei mir Ende Monat ansteht. So lange reicht nämlich meine bewilligte Fristerstreckung.