Der «Fussball-Opa» ist geladen
24.10.2025 Sport, Fussball1. Liga classic: Der FC Wohlen empfängt SR Delémont zum Spitzenkampf (Samstag, 17 Uhr, Niedermatten)
Heisses Duell im goldenen Oktober: Beide Teams haben 17 Punkte und stehen gleich hinter den Aufstiegsrundenplätzen. In der Meisterschaft läuft es den ...
1. Liga classic: Der FC Wohlen empfängt SR Delémont zum Spitzenkampf (Samstag, 17 Uhr, Niedermatten)
Heisses Duell im goldenen Oktober: Beide Teams haben 17 Punkte und stehen gleich hinter den Aufstiegsrundenplätzen. In der Meisterschaft läuft es den Freiämtern rund. Und Captain Alban Pnishi – der in dieser Woche 35 Jahre alt wurde – hat noch lange nicht genug.
Stefan Sprenger
«Es ist klar, was wir wollen: Heimsieg, drei Punkte, vorne festkrallen. Diesen Spitzenkampf wollen wir für uns entscheiden.» Diese Worte spricht Alban Pnishi, der am Montag seinen 35. Geburtstag feierte. Wohlen und Delémont haben beide 17 Punkte. Beide lauern hinter Leader GC U21 (24 Punkte) und Muttenz (22 Punkte, 2. Rang). Noch fünf Spiele bleiben bis zur Winterpause. Und jene fünf Partien sollen erfolgreich werden. «Bis zum Ende der Vorrunde wollen wir den Abstand auf die beiden Spitzenteams so klein wie möglich halten, wir wollen unter den ersten vier sein, wir wollen vorne mitspielen. Und im Optimalfall greifen wir im neuen Jahr voll an, das Ziel sind die Aufstiegsspiele», sagt Pnishi. Und fügt an: «Zumindest meins.»
Bis 2027 macht er noch – mindestens
Und in seinen Worten spürt man Feuer, Leidenschaft, Willen. Und das im fortgeschrittenen Fussballalter. Ein «halber Fussball-Opa» sei Pnishi, wie er selbst lachend sagt. Einst spielte er für die Kosovo-Nati, war Profi bei GC und in Israel. Seit 2021 ist er zurück bei seinem FC Wohlen, wo er die Nachwuchszeit verbrachte und den Sprung in die 1. Mannschaft packte. Während andere Spieler in gewisse Lethargie oder gar Lustlosigkeit verfallen, ist das bei Pnishi anders. Der zweifache Familienvater aus Bremgarten, der in einer 70-Prozent-Anstellung bei der Zürcher Kantonalbank im Kundenservice arbeitet, sagt über seine Fussball-Zukunft: «Diese und nächste Saison mache ich sicher noch. 2027 schauen wir weiter. Aber aktuell ist meine Lust am Fussball ungebrochen gross. Und meine Karriere könnte auch länger dauern, das könnte ich mir aktuell gut vorstellen. Aber wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Irgendwann wäre es schön, wenn ich ganz zum Ende meiner Laufbahn noch gemeinsam mit meinem Bruder Almir spielen könnte – vielleicht dort, wo ich zum ersten Mal Fussball spielte: in Bremgarten.» Es sind Träume, Wünsche, Hoffnungen. Fakt ist: «Ich bin 35 Jahre alt. Ich gehe sehr gerne ins Training. Das Team ist toll, die Anfahrtswege sind nahe, ich liebe den FC Wohlen. Und ich gebe den jungen Spielern gerne meine Erfahrung weiter. Das macht riesig Spass.»
Spass hat er wohl auch, weil es aktuell in der Meisterschaft bestens läuft. Seit der 2:4-Niederlage gegen Leader GC U21 am 6. September ist der FC Wohlen ungeschlagen. Siege gegen Old Boys Basel (2:1), Buochs (2:0), Solothurn (1:0), dazu Unentschieden gegen Muttenz (2:2) und Langenthal (0:0). Die Bilanz der letzten fünf Partien ist gut. «Weil es so rundläuft, habe ich sicherlich noch ein bisschen mehr Spass», meint Pnishi mit einem Augenzwinkern.
Letzte Woche geschont, «das darf keine Ausrede sein»
Ein Aber hat die Geschichte. Am letzten Wochenende gab es beim Liga-Schlusslicht Old Boys Basel eine 0:4-Pleite in der Cup-Qualifikation. Pnishi wurde dabei geschont. Ein Entscheid, der für viele unverständlich erscheint. Auch weil mit Michael Weber ein erfahrener Akteur ebenfalls geschont wurde – und mit Bijan Dalvand ein weiterer Routinier verletzt ausfiel. Pnishi selbst sagt: «Man wollte mir und Weber eine Pause geben, wir sind nicht mehr die Jüngsten», sagt Pnishi. «Unsere Abwesenheit auf dem Feld darf dann keine Ausrede sein für diese Niederlage. Aber ich verstehe, dass es dann unglücklich aussieht, wenn wir 0:4 verlieren und zwei wichtige Spieler auf der Bank lassen. Allerdings muss man sagen, dass wir die Partie trotz vier Gegentoren eigentlich gut im Griff hatten. Aber an jenem Tag lief vieles gegen uns und unsere Fehler wurden eiskalt bestraft.»
Viceconte: «Ich erwarte …»
Gegen Delémont werden keine Spieler mehr geschont. Bijan Dalvand hat nach seiner Verletzung wieder mit dem Team trainiert und sollte einsatzfähig sein. Stefano Cirelli ist beruflich abwesend. Sportchef Carmine Viceconte sagt vor dem heissen Duell: «Ich erwarte eine starke Leistung und drei Punkte. Das Team hat gegen die Old Boys Basel eine sehr schwache zweite Halbzeit eingezogen und wurde wachgerüttelt. Man muss in jeder Sekunde bereit sein, egal, wie der Gegner heisst. Denn sonst reicht es nicht.»
«Mit dem FC Wohlen eine Liga höher?»
Captain, Abwehrboss und Identifikationsfigur Alban Pnishi weiss das. Auch er sagt: «Vollgas gegen Delémont. Konzentration. Einsatz. Willen. Leidenschaft. Kampf. Dann können wir es schaffen.» Er ist zuversichtlich. Auch weil er sieht, wie sich das Team entwickelt. «Wir wachsen von Woche zu Woche enger zusammen. Wir entwickeln eine gute Mentalität. Manchmal fehlt noch die Konstanz, aber wir arbeiten daran.» Eine Frage bleibt: Sollte dem FC Wohlen irgendwann in den nächsten Jahren der Aufstieg in die 1. Liga Promotion gelingen, wäre Captain Pnishi auch an Bord? «Mit dem FC Wohlen eine Liga höher spielen? Zu 100 Prozent. Ich habe Lust.» Der Fussball-Opa hat wohl noch lange nicht genug.

