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08.04.2025 SportKarate: Schweizer Meisterschaft in Wohlen mit zahlreichen einheimischen Medaillen
Der Karate-Club Wohlen war Gastgeber der Schweizer Meisterschaften im Kumite. Am Turnier mit Beteiligung von 16 Schweizer Dojos und rund 80 Kämpfern konnten sowohl der Gastgeberclub als ...
Karate: Schweizer Meisterschaft in Wohlen mit zahlreichen einheimischen Medaillen
Der Karate-Club Wohlen war Gastgeber der Schweizer Meisterschaften im Kumite. Am Turnier mit Beteiligung von 16 Schweizer Dojos und rund 80 Kämpfern konnten sowohl der Gastgeberclub als auch der zweite lokale Vertreter, der Karate Club Anglikon, sportlich überzeugen. Es waren allerdings nicht die Kämpfe allein, die für positive Atmosphäre sorgten.
Josip Lasic
Als Gioele Musaro vom Karate-Club Wohlen seinen ersten Gegner bezwingt, hallt Jubel durch die Hofmattenturnhalle. Der 22-jährige Dottiker steht einem Braungurtträger gegenüber, doch der Gelbgurt bleibt ruhig und konzentriert. Am Ende gewinnt er Bronze und den Spezialpreis für die beste Technik. «Ich bin zufrieden», sagt er nach seiner zweiten Teilnahme an einer Schweizer Meisterschaft im Kumite. Dabei war Musaro dem Turniersieg so nah. Er startete in einer Kategorie mit einem Schwarzgurt- und einem Braungurtträger. Davon blieb er unbeeindruckt. Im zweiten Duell musste er sich nur knapp geschlagen geben. Da alle drei Karatekas in dieser Kategorie je einen Kampf gewonnen und einen verloren hatten, entschied am Ende das Gewicht über das Klassement. Musaro landete als Schwerster der drei Karateka auf dem 3. Platz, obwohl der Meistertitel zum Greifen nah war. «Das macht wirklich nichts. Ich konnte Erfahrung sammeln und bin zufrieden, wie ich gekämpft habe», kommentiert der Lokalmatador sein Abschneiden.
Der Karateka zeigt, dass man auf verschiedene Arten gewinnen kann. Der Karate-Club Wohlen war Gastgeber der Schweizer Meisterschaften im Kyokushin Karate. 80 Karatekas aus 16 verschiedenen Dojos haben sich in der Hofmattenturnhalle in insgesamt 88 Kämpfen gemessen. Sie benötigten viel Mut, denn Kyokushin gilt als der härteste Karate-Stil. Gekämpft wird im Vollkontakt. K.o.-Schläge sind erlaubt. René Keller, Präsident des Karate-Clubs Wohlen, sagt: «Aus Ausrichter-Sicht sind wir natürlich froh, dass das Ganze ohne grössere Verletzungen verlaufen ist.»
Fünf Meister-Titel für Gastgeber
Auch aus sportlicher Sicht können die Wohler zufrieden sein. Neben Musaro starteten 14 weitere Karatekas des Gastgebervereins. Insgesamt erkämpfte der Karate-Club Wohlen 13 Podestplätze. Finn Schwenkfelder, Robin Tas, Lars von Felten, Sophie Bacher und Yvonne Schwenkfelder holten wie Musaro Bronze. Fritz Thomae und Nils Hoffmann sicherten sich in ihren Kategorien die Silbermedaille. Binam Debesay, Rayen Kratou, Nila Ismajli, Lena Jankovic und Sascha Hoffmann gewannen die fünf Meistertitel für die Wohler.
Raphael Gauch, Dojo-Leiter des Karate-Clubs Wohlen und Trainer, ist mit dem Abschneiden zufrieden. Besonders freut er sich darüber, wie sich die Karatekas präsentiert haben, wenn in einer Kategorie zwei Wohler gegeneinander antraten. «Oftmals schonen sich Dojo-Kollegen in solchen Situationen. Unsere Kämpfer haben sich nichts geschenkt. Das ist positiv hervorzuheben.» Neben dem sportlichen Teil ist man beim Karate-Club Wohlen auch mit der Organisation des Turniers zufrieden. «So eine Schweizer Meisterschaft auf die Beine zu stellen, ist viel Arbeit. Zahlreiche freiwillige Helfer sind nötig», sagt Gauch. Er ist froh und dankbar, dass sich innerhalb des Vereins immer genügend Leute findet, die mit anpacken und solche Turniere ermöglichen
Teilnehmerrekord bei Anglikon
Neben dem Karate-Club Wohlen nahm auch der Karate Club Anglikon am Turnier teil. Der zweite Verein aus der Region stellte mit sieben Karatekas weniger Kämpfer als die Gastgeber. Alle Teilnehmenden beendeten jedoch die Schweizer Meisterschaft mit einem Podestplatz. Peter Hubschmid, Präsident des Karate Clubs Anglikon, ist zufrieden: «Das war für uns eine Rekordzahl an Teilnehmern.»
Ledion und Alesa Bunjaku sowie Halil Öner starteten bei den Junioren. Für die beiden Jungs waren es die ersten Teilnahmen an einer Schweizer Meisterschaft. Entsprechend gross war die Anspannung. Sie kassierten in ihren Kategorien jeweils eine Niederlage, landeten aber dennoch auf dem Podest. Alesa Bunjaku hatte mehr Erfolg und holte in ihrer Kategorie den Meistertitel.
Kleiner Dämpfer für Dominatorin
Bei den Erwachsenen erkämpfte sich Nick Riva den 3. Rang in seiner Kategorie. Gabriel Kouria bestritt sein erstes Turnier überhaupt. In der offenen Gewichtsklasse traf er gleich zu Beginn auf den amtierenden Schweizer Meister. Trotz der Niederlage sammelte er Erfahrungen für zukünftige Wettkämpfe. Bei den Angliker Frauen lief es besser. Simena Moos feierte ein Comeback nach langer Verletzungspause. Zum ersten Mal startete sie in der Kategorie Elite und holte den Meistertitel. Für die Serienmeisterin Angela Felber gab es einen kleinen Dämpfer. Die Titelverteidigerin stand unter Druck, erneut gewinnen zu müssen. Im ersten Kampf musste sie sich nach zwei Runden wegen Gewichtsdifferenz geschlagen geben. Am Ende erreichte die Spitzenkämpferin deshalb nur den 2. Platz. Für Felber war die Schweizer Meisterschaft gleichzeitig eine wichtige Standortbestimmung. Sie wird den Verein und die Schweiz am 31. Mai an der offenen Kyokushin-Weltmeisterschaft in Tokio vertreten. Neben diesem Vorbereitungsturnier nimmt Angela Felber auch noch an der Weltmeisterschaft des eigenen Verbandes IFK in Leipzig teil, bevor sie nach Japan fliegt.
Jeder Karateka kann etwas mitnehmen
22 Kämpferinnen und Kämpfer der beiden lokalen Karatevereine starteten an der Schweizer Meisterschaft. Für einige war es die erste Teilnahme an einem solchen Turnier. Andere feierten ihr Comeback, bereiteten sich auf grössere Wettkämpfe vor oder bewiesen – wie Gioele Musaro –, dass man sich auch als Kämpfer mit einem gelben Gurt gegen Schwarzgurtträger behaupten kann.
Die Bilanz des Karate-Clubs Wohlen und des Karate Clubs Anglikon ist mit 20 Pokalen und einem Spezialpreis beachtlich. Noch erfreulicher ist, dass jeder Karateka etwas für sich mitnehmen konnte.