«Der Klotz ist endlich weg »
12.09.2025 Sport, FussballGestern Donnerstagabend wurde der FC Wohlen seine Aktiengesellschaft endgültig los
Die Schulden sind getilgt. Die AG und die GmbH des FC Wohlen, die man aus Profizeiten mit sich trug, können nun gelöscht werden. «Endlich. Das war mir enorm ...
Gestern Donnerstagabend wurde der FC Wohlen seine Aktiengesellschaft endgültig los
Die Schulden sind getilgt. Die AG und die GmbH des FC Wohlen, die man aus Profizeiten mit sich trug, können nun gelöscht werden. «Endlich. Das war mir enorm wichtig», sagt André Richner, der als Liquidator auftritt.
Stefan Sprenger
Gestern Donnerstagabend (nach Redaktionsschluss) wurde ein schwieriges Kapitel geschlossen. Endgültig. Wenn alles so lief, wie geplant, dann sorgte eine kurze Schlussversammlung der FC Wohlen AG für die Löschung der Aktiengesellschaft und der GmbH. «Ein Meilenstein», sagt André Richner, Ex-Verwaltungsratspräsident und seit November 2023 der Liquidator dieser AG. «Dieser Klotz am Bein ist endlich weg. Diese AG brachte seit Jahren keinen Mehrwert. Für den Verein gibt es keine finanziellen Folgen. Die Profizeiten der Challenge League sind endgültig abgeschlossen», so Richner.
380 000 Franken Schulden sind getilgt
Kurzer Rückblick. Die Aktiengesellschaft des FC Wohlen wurde 2008 gegründet. Der Grund liegt im Aufstieg in der zweithöchsten Spielklasse (einst NLB, damals Challenge League). Die Professionalisierung rund um die 1. Mannschaft nahm seit dem Aufstieg 2002 immer mehr zu, die Auflagen für die Lizenz im Spitzenfussball erforderten eine Neuausrichtung in den Vereinsstrukturen. Ab der Saison wurden aus organisatorischen Gründen im Spielbetrieb auch die 2. Mannschaft (U23) sowie die Aund B-Junioren in die FC Wohlen AG integriert. Mit dem Rückzug aus dem Profibetrieb und dem freiwilligen Abstieg aus der Challenge League 2018 wurde die AG aber unnötig. Man hätte die AG schon früher aufgelöst, doch es gab ein Problem. Bei einer Auflösung der AG hätte die erste Mannschaft in der 5. Liga neu starten müssen. Dies änderte sich 2023 nach einem Antrag von André Richner beim Schweizerischen Fussballverband. Die AG kann aufgelöst werden, der FCW darf in der 1. Liga classic bleiben. Die Auflösung der Aktiengesellschaft wird im November 2023 einstimmig beschlossen.
Doch es gab es ein dickes Problem. Ein Problem, das 380 000 Franken schwer war: der Schuldenberg, hauptsächlich ausgelöst durch die Zusammenarbeit mit einer Firma, die das Mitglieder- und Rechnungswesen des FCW übernommen hatte, und die mangelnde Kontrollfunktion des damaligen Vorstandes. «Da muss ich mich auch an der Nase nehmen», sagt Richner im Jahr 2023. Und wohl auch deshalb war sein Einsatz riesig in dieser Angelegenheit.
«Diverse gute Seelen»
Richner hat auch durch die (geplant) zügige Schlussversammlung gestern Donnerstag im Stadionrestaurant in den Niedermatten geführt, das letzte Wort gesprochen – und danach alle eingeladen ins Restaurant. «Quasi ein Leichenmahl für die AG», sagt Richner. Eingeladen wurden alle 92 Aktionäre. Rund 10 haben sich angemeldet.
«Die schwarze Null steht», sagt Richner. Innert nicht mal zwei Jahren ist es ihm gelungen, 380 000 Franken an Schulden zu tilgen. 60 000 Franken an Eigenkapital gab es noch (Wert der Aktien). Und der Rest? «Es war eine spannende Zeit», sagt Richner. «320 000 Franken wurden organisiert. Von diversen guten Seelen beim FC Wohlen und von mir», fügt er an. Wie hat er es geschafft, einen solch grossen Betrag zusammenzukriegen? Richner schweigt zu den Details. Es spielt auch keine Rolle, denn Hauptsache ist, diese zwei mittlerweile unnötigen Gebilde der AG und der GmbH sind weg.
Nach der Steuerprüfung vom Staat wird diese Geschichte dann offiziell beendet sein. Die AG gelöscht. «Formsache», sagt Richner. «Die ganze Arbeit ist bereits passiert. Wir haben es sauber abgeschlossen, das war extrem wichtig, das war mir ein grosses Anliegen. Nun muss der Verein weiter sehr gut auf die Finanzen achten. Es ist weiterhin Sparen angesagt und man darf sich nicht zu Tänzen verführen lassen, die nicht finanzierbar sind.» Und Richner sagt, dass der aktuelle Vorstand «richtig stark engagiert» sei. Die Auflösung der AG und der GmbH sorgt nun für weitere Freiheiten. Wie es um die Finanzen des Vereins aktuell steht, liest man im Kasten (unten).
Richner hilft übrigens beim FCW noch im Marketing mit. «Ansonsten habe ich nichts mehr zu melden», sagt der Hägglinger lachend. Die Aktiengesellschaft, einst nötig und wichtig zu Profizeiten, aber ab 2018 nur noch eine schwere Last, ist nun Geschichte.
Zu Gast beim Leader
Der FC Wohlen spielt am Samstag (16 Uhr) auswärts beim Tabellenführer SV Muttenz (fünf Spiele, fünf Siege). Beim FC Wohlen sind Dramane Sissoko und Luca Nascimento angeschlagen. Stefano Cirelli und Santiago Brunner trainieren seit zwei Wochen mit dem Team und stehen kurz vor einem Comeback. Ebenso Claudio Thalmann. «Der Saisonstart mit sechs Punkten aus fünf Spielen entspricht nicht unseren Ansprüchen. Wir müssen die Eigenfehler, die zu einfachen Gegentoren führen, unbedingt abstellen», sagt Sportchef Carmine Viceconte. Gegen den Leader wird das unbedingt nötig sein, um etwas Zählbares zu holen.
Wie geht es dem FCW finanziell?
Im Zuge der Liquidation der Aktiengesellschaft hat die Redaktion beim FC Wohlen angefragt, wie es dem Verein finanziell geht. Michael Hunziker, zuständig für die Finanzen des FCW, antwortet ausführlich: «Die definitive Liquidation der AG schafft auch für den Verein eine grosse Erleichterung, zumal nun alle Altlasten abgeschlossen werden konnten und der Verein sich voll und ganz auf sich konzentrieren kann. Bereits die vergangene Saison wurde operativ nur noch über den Verein abgerechnet. Das Budget wurde auf der Ausgabenseite wesentlich reduziert und der Verein ist kostentragend. Dennoch kamen in der Vergangenheit immer wieder Verpflichtungen der AG hinzu, welche durch den Verein teilweise mitgetragen wurden und welche zu den bekannten Liquiditätsengpässen führten. Dank der unermüdlichen Arbeit von André Richner in seiner Funktion als Liquidator der AG konnten die Ausstände jener AG aber grossmehrheitlich durch zusätzliche Einnahmen gedeckt werden. Grosser Dank gebührt André Richner, ohne den der Kurswechsel nicht hätte vollzogen werden können. Für die laufende Saison konnten dank der hervorragenden Arbeit im Bereich des Sponsorings und Marketings weitere Sponsoren an Land gezogen werden, sodass sich die finanzielle Situation des Vereins langsam, aber sicher verbessert. Bis wir uns aber aus wirtschaftlicher Sicht absolut sorgenfrei bewegen können, benötigt es noch etwas Zeit und Geduld aller Involvierten. Es sei aber durchaus das Zwischenfazit erlaubt, dass wir uns auf einem guten Weg befinden.» --red